Kalte Spuren (German Edition)
Überlebenden der gesamten Besatzung der La Lumière waren, hatten die Angriffe der beiden A-10 Thunderbolts und die Attacke der Navy SEAL s ganze Arbeit geleistet. Der Schiffsbetrieb wurde mindestens von fünfzehn Leuten aufrechterhalten. Dazu kamen die Wächter und Wissenschaftler. Eileen schätzte, dass zum Zeitpunkt des Angriffs mindestens 60 Menschen an Bord gewesen waren. Davon lebten jetzt gerade noch fünfzehn.
Aber die Gefahr war noch nicht vorbei. Die Matrosen, die sich aus dem sinkenden U-Boot retten konnten und versuchten, zur La Lumière zu schwimmen, waren von Inga im Wasser erschossen worden. Aber es waren noch immer SEAL s an Bord. Leider wusste Eileen nicht, wie groß der Entertrupp überhaupt gewesen war. In der Regel bestanden Kommandotrupps aus sechs bis zwölf Soldaten. Sie mussten höllisch aufpassen.
Narwicks Gruppe erreichte die Plattform, über der die Verankerungen für die Rettungsboote hingen. Inzwischen war das zweite Boot auf halbe Höhe abgesenkt worden. »Alles okay?«, fragte Inga.
Narwick nickte. »Es wird schon gehen.«
Eileen sah, dass auch Juliette Schmerzen hatte. Sie strich immer wieder über eine Hand und verzog das Gesicht. »Was ist mit Ihnen?«
Die Frau machte eine abwehrende Handbewegung. »Eine Kugel hat mich am Arm getroffen, der Anzug hat sie aber abgelenkt. Allerdings war der Winkel ungünstig und hat eine Prellung hervorgerufen.«
So ganz unverwundbar seid ihr Supergirls also nicht, dachte Eileen und ließ ihren Blick über die Gruppe Neuankömmlinge schweifen. Markus und Veronica schienen unverletzt zu sein, sahen jedoch reichlich mitgenommen aus und schauten sie aus rußgeschwärzten Gesichtern an. Die Uniform des Wächters war an den Schulterpolstern aufgerissen. Ein roter Kratzer glänzte auf seiner Wange.
»Wie ist unser Status?«, fragte Jae Narwick an Inga gewandt.
»Ich habe die Selbstzerstörung aktiviert.« Sie hielt einen Sender hoch. »Auf den Countdown habe ich verzichtet.«
Narwick nickte.
»Die Le Soleil ist verständigt und auf dem Weg zu uns«, fuhr Inga fort. »Aber wir haben noch immer zwei Gefahrenquellen. Zum einen befindet sich noch eine unbekannte Anzahl SEAL s an Bord. Wir müssen davon ausgehen, dass sie jetzt, wo ihr U-Boot gesunken ist, sich hierher zu den Booten aufmachen. Wenn wir Glück haben, schlagen sie sich auf der Steuerbordseite durch und lassen uns in Ruhe. Im schlimmsten Fall kommen sie hierher und versuchen, uns auszuschalten. Weiterhin müssen wir davon ausgehen, dass entweder die Operationsbasis, die die A-10 ausgeschickt hat, oder der Stützpunkt des U-Bootes Verstärkung herschicken wird, nachdem der Kontakt zu ihren Einheiten abgebrochen ist. Möglicherweise haben die SEAL s auch ein Satellitentelefon dabei, ihre Position durchgegeben und weitere Teams angefordert.«
»Alles in allem, wir müssen schnellstens weg«, schlussfolgerte Narwick. »Wie lange braucht die Le Soleil?«
Inga hob die Schultern. »Zwei, vielleicht drei Stunden. Ich habe einen Rendezvouspunkt dreißig Kilometer nordwestlich von hier aufgegeben. Das sollte zu schaffen sein.«
Eileen blickte hinaus auf die See. Momentan war sie ruhig. Die Sterne funkelten noch immer am Himmel und es waren kaum Wolken auszumachen. Innerhalb der nächsten drei Stunden war nicht mit einem Umschwung der Wetterverhältnisse zu rechnen. Aber es war kalt. Eileen spürte die Gänsehaut unter ihrer Kleidung. Sie mussten sich warm einpacken, wenn sie da draußen auf See in den kleinen Rettungsbooten ausharren wollten, bis Hilfe nahte. Wie auf ein Stichwort öffnete einer der Techniker eine Kiste unterhalb der Winsch des zweiten Bootes und zog einen Sack heraus. Er enthielt Wolldecken und Mehrzweckparkas mit Innenfutter.
»Jeder nimmt sich einen der Parkas und eine Decke«, sagte Narwick. »Wir werden zwei bis drei Stunden in den Booten verbringen.«
19:28 Uhr
Zwei Rettungsboote mit Außenbordmotoren schoben sich mit beinahe quälender Langsamkeit von knapp siebzehn Kilometer in der Stunde durch den Nordatlantik. Als sie einen sicheren Abstand zwischen sich und der La Lumière erreicht hatten, gab Inga den Fernzünder an Jae Narwick.
Bedauernd blickte der Mann in Richtung der umgerüsteten Fregatte. Dann schürzte er die Lippen, sagte »Farewell« und drückte den Auslöser.
Eine Reihe von Sprengsätzen im Rumpf des Schiffes zündeten gleichzeitig und ließen kleine Feuerbälle aus dem stählernen Körper der La Lumière schießen, die wie ein irres
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