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Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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Eine Schwarzweiß-Aufnahme von einer dunkelhaarigen Frau mit schwarzen Augen und vollen Lippen. Nach gestern Abend hätte Markus die Perle jederzeit wiedererkannt. Es war die, die er beim Fixen in der Toilette gestört hatte.
    »Nicht wirklich.«
    Ein weiteres Foto wanderte über den Tisch. Markus hatte nichts anderes erwartet. Das musste ja kommen. Auf dem Bild war der Brite zu sehen. Hageres Gesicht, blaue Augen, Stoppelschnitt, gutaussehend.
    »Sieht aus wie dieser Schauspieler«, sagte Markus.
    »Welcher Schauspieler?«
    »Weiß nicht. Kenn den Namen nicht.«
    »Haben Sie ihn schon mal in natura gesehen?«, fragte Pothoff. Sie musterte Markus mit eindringlichem Blick.
    »Nein.«
    Pothoff schürzte die Lippen und beugte sich vor. Noch ein Foto ging über den Tisch. Dann noch eins und ein weiteres. Das erste zeigte eine Frau mit großen, weit auseinanderstehenden Augen und langem schwarzen Haar. Sie hatte einen dunklen Teint. Markus vermutete eine arabische Abstammung. Das zweite Foto zeigte das grobschlächtige Gesicht eines Mannes, dessen Haar mit dem Stoppelschnitt des Briten konkurrieren konnte. Vermutlich war er Soldat, denn der abgeschnittene Schulterbereich des Bildes zeigte die Ansätze einer Camouflageuniform. Das dritte Foto verschlug Markus den Atem. Eine junge Frau, Ende zwanzig, Anfang dreißig. Volle Lippen, eine Stupsnase, langes, gewelltes, dunkelrotes Haar. Ihr Lächeln auf dem Foto war bezaubernd. Soweit Markus auf dem Bild erkennen konnte, wiesen ihre Augen unterschiedliche Farben auf. Das eine war blau. Das andere braun.
    Markus sog scharf die Luft ein.
    »Und?«, fragte Veronica Pothoff.
    »Meine Traumfrau.« Er blickte hoch und grinste. »Haben Sie ihre Nummer?«
    Die MAD -Mitarbeiterin ließ sich nicht anmerken, ob sie Markus’ Worte witzig oder nervtötend fand.
    »Eileen Hannigan.«
    Markus hob eine Braue. Er sah wieder zu dem Foto und wäre beinahe dahingeschmolzen. »Ihr Name?«
    Pothoff tippte auf die anderen Bilder. »Zaira Strauss, Cord Simmons, Allegra Lomi, Desmond Vandengard.«
    Die letzten beiden Namen gehörten zu den Typen, die er im Kühlschiff getroffen hatte. Die Fixer. Doch mit einem Mal war Markus sich gar nicht mehr sicher, dass es sich bei den Leuten um Junkies handelte. Warum sonst sollte sich der MAD für sie interessieren? Und warum zum Teufel interessierte sich der Geheimdienst für Andys Tod?
    Weil diese Scheißtypen Dreck am Stecken haben und Andy von ihnen getötet wurde. Markus ließ den Kopf sinken und fuhr sich mit einer Hand durch das Gesicht.
    »Hören Sie, ich kenne diese Typen nicht, okay? Mein Kumpel ist gestern ermordet worden, mir geht es dreckig. Kann ich jetzt nach Hause?«
    Ein Mundwinkel um Pothoffs Lippen zuckte.
    »Oder bin ich verhaftet?«
    Die Frau sagte nichts. Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper und sie stand auf. Schneller, als Markus gucken konnte, sammelte sie die Fotos auf dem Tisch ein, verstaute sie zwischen den Aktendeckeln, griff sich ihren Mantel und wandte sich zur Tür. Ohne ein Wort, ohne sich noch einmal umzublicken, verließ sie das Vernehmungszimmer.
    Kurz darauf erschien Polizeiobermeister Gaardian und nickte Markus mit dem Kinn zu. »Sie können gehen, Herr de Vries. Halten Sie sich aber bereit, falls wir noch weitere Fragen haben.«
    Markus stellte den Kaffee ab und stand auf. »Soll ich nach Hause laufen?«
    »Ein Streifenwagen wird Sie zurückbringen.«
    Markus machte eine abwehrende Handbewegung. »Nein, lassen Sie’s gut sein. Ich wollte sowieso zur Uni. Ich nehme die S-Bahn.«
    Markus spürte die Blicke des Polizisten in seinem Rücken, doch er widerstand der Versuchung, sich umzudrehen. Er marschierte aus dem Büro, durchquerte den Flur und wartete am Aufzug. Dann schloss er die Augen und dachte an das Gespräch mit der MAD -Tussi.
    Eileen Hannigan. Das Bild der Dunkelroten erschien vor seinem inneren Auge.
    Desmond Vandengard. Vermutlich Andys Mörder.
    Unwillkürlich wanderte Markus’ Hand in die Jackentasche und umfasste die kleine Plastikdose, die die grünen Pillen und die Speicherkarte enthielt. Ihm wurde bewusst, dass die Bullen ihn wegen der Drogen hätten einlochen können und er mehr als dämlich war, die Dose in der Tasche zu lassen, als er zum Revier fuhr.
    Alles nur deswegen? War Andy deswegen gestorben?
    Er merkte, wie ihm bei dem Gedanken an Andy wieder schlecht wurde. Vielleicht hätte er der Tante vom Abschirmdienst die Dose auf den Tisch knallen und gehen sollen. Und dann Ruhe. Für

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