immer.
Nein, so einfach war das nicht. Irgendetwas stimmte mit dieser Frau Pothoff nicht. Er traute ihr nicht. Und die Bullen tanzten vermutlich nur nach ihrer Pfeife. Wenn jemand Andy wegen der Pillen und der Karte getötet hatte, wer sagte dann, dass sie es nicht auch mit ihm, Markus, taten, sobald er ihnen aushändigte, was sie suchten. Im Moment glaubte er, dass die grünen Tabletten seine einzige Lebensversicherung waren. Er musste herausfinden, um was für ein Zeug es sich dabei handelte. Und er musste wissen, welche Informationen die Speicherkarte hergab.
Als der Aufzug mit einem Ping die Türen öffnete und Markus in die Kabine trat, revidierte er seinen Entschluss, zur Uni zu fahren. Er hatte eine andere Idee.
Er würde Kiffer aufsuchen.
Atlanta, Georgia
12. November, 02:30 Uhr EST
Ein letztes Mal wusch sich Eileen Hannigan durch das Gesicht, rieb sich die Augen und schöpfte Wasser nach. Dann griff sie nach dem Handtuch und tupfte sich trocken. Sie blickte auf und starrte ihr Ebenbild im Spiegel an. Beinahe hätte sie sich erschrocken, denn der Anblick war überaus ungewohnt. So kurz hatte sie die Haare seit ihrem Ausscheiden aus dem Marine Corps nicht mehr getragen. Wenn sie damals auch wesentlich kürzer gewesen waren.
Das Färbemittel war gut angegangen. Von dem Rot in ihren Haaren war jetzt nichts mehr zu sehen. Sie glänzten noch feucht, doch selbst im hellen Licht der Halogenbeleuchtung im Bad waren keine roten Ansätze mehr zu sehen. Das Haar war nun schwarz. Eileen hatte sich die langen Strähnen eigenhändig herausgeschnitten und die Haare zu einer Art Pagenfrisur gestutzt. Sie reichten jetzt an den Seiten bis auf Kinnlänge. Den Pony strich sie sich aus dem Gesicht und klemmte sich die Strähnen hinter ein Ohr. Jetzt musste sie nur noch etwas gegen ihre verräterische Augenfarben tun. Dank eines Kosmetikstudios war dies kein Problem. Farbige Kontaktlinsen in einem tiefen Braun würden die unterschiedlichen ursprünglichen Farben verdecken.
Eileen setzte sich die hauchdünnen Plättchen ein und betrachtete sich selbst im Spiegel.
»Wenn ich nicht wüsste, dass du es bist …«
Sie schlenderte vom Bad in den Wohnraum des Motelzimmers zurück. Getreu dem Motto, sich nicht länger als einen oder zwei Tage am selben Ort aufzuhalten, hatte sie das Zimmer im Voraus am Nachtschalter bezahlt. Einen Portier hatte sie nicht einmal zu Gesicht bekommen. Die Ghost Card war als American Express durchgegangen und hatte für sie ein Zimmer für die Nacht freigegeben. Diese automatisierten Express Inns waren praktisch für jemanden, der nicht gern irgendwo gesehen und wiedererkannt werden wollte. Nur anhand der Kreditkarte war es möglich, die Anwesenheit zu belegen. Doch die Ghost Card machte ihrem Namen in dieser Beziehung alle Ehre. Sie war unsichtbar.
Bevor Eileen am frühen Abend das Motel aufsuchte, hatte sie den Aspen in einer Seitengasse geparkt und war zu Fuß zu einem Autohändler gegangen, bei dem sie gegen Kartenzahlung einen gebrauchten schwarzen Lexus RX kaufte. Der Händler vermittelte ihr auch gleich eine Zulassung. Mit Hilfe des IDCC hatte sich Eileen zuvor einen Führerschein gebastelt, der sie als Cathryn Richardson auswies. Sie beschloss, die Identität eine Weile beizubehalten, und fertigte nun auf dem Bett des Motelzimmers einen Dienstausweis des FBI an. Sie machte mit der integrierten Digitalkamera eine Aufnahme und gab dann über den Touchscreen die persönlichen Daten ein.
Dann drückte sie den START -Kopf und schob einen Kartenrohling in den dafür vorgesehenen Schlitz. Eine rote Diode blinkte auf. Das Gerät erwärmte sich. Auf dem Display erschien eine Mitteilung, dass der Vorgang in Arbeit sei. Nur kurz darauf hielt Eileen eine ID-Card der amerikanischen Bundespolizei in den Händen, fertig laminiert und mit Sicherheitscode für die meisten FBI -Gebäude versehen.
Special Agent Cathryn Richardson.
Sie schob den Ausweis in ihre Jackentasche, legte sich auf das Bett und zückte das Blackberry, um die integrierte Uhr zu stellen. Bevor der Tag anbrach, wollte sie von hier verschwunden sein. Gerade als sie das Gerät einschaltete, kam eine Push-Mail herein. Der Absender war
[email protected], der General.
Eileen schnalzte mit der Zunge und wechselte ins Nachrichtenmenü, um die E-Mail abzurufen.
Miss Hannigan,
die Sache spitzt sich zu. Ich weiß nicht einmal, wie lange wir noch miteinander kommunizieren können.
Leider bleibt mir selbst wenig