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Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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wartete, bis die Frau mit dem Rucksack an ihr vorbeigegangen war. Sie wählte einen Gang, der sie zum Nordausgang des Bahnhofs bringen würde. Oder zu den Gleisen. Eileen folgte ihr, die Hände in den Taschen des Trenchcoats vergraben, die Sonnenbrille noch immer auf der Nase.
    Der Gang mündete in eine Treppe, die ins Kellergeschoss führte. Eileen wartete, bis die Frau am Absatz verschwunden war, und folgte ihr dann. Der Gang am Ende der Treppe war menschenleer. Nur etwa zehn oder fünfzehn Meter von ihr entfernt stakste die vermeintliche Polizistin mit dem erbeuteten Rucksack entlang. Eileen beschleunigte ihren Schritt, darauf bedacht, möglichst wenige Geräusche zu verursachen.
    Sieben Meter. Sie holte die Hände aus den Taschen und öffnete den Mantel.
    Fünf Meter. Die Sonnenbrille verschwand in einer Manteltasche.
    Drei Meter. Der Kopf der Polizistin ruckte herum. Sie hatte etwas gehört oder gespürt. Entsetzen stand in ihren Augen, als sie Eileen dicht hinter sich erblickte. Unschlüssig, was sie als Nächstes tun sollte, erstarrte sie.
    Kein Profi, Mäuschen.
    Eileen war bei ihr, packte sie an der Schulter und setzte einen Fußfeger am Knöchel der anderen Frau an. Plötzlich ihres Gleichgewichts beraubt fiel sie zu Boden, doch Eileen hatte ihr Handgelenk gepackt und verdrehte es. Die Frau schrie auf, landete auf dem Rücken und schrie erneut. Der Rucksack glitt von ihrer Schulter.
    Eileen beugte sich über sie. »Für wen arbeitest du?«
    Die Frau starrte sie aus großen, dunklen Augen an und schüttelte den Kopf. Vom Treppenabsatz erklangen eilige Schritte. Jemand war ihr gefolgt. Für eine Befragung blieb keine Zeit mehr. Eileens Faust schnellte vor und stieß gegen die Kinnspitze der am Boden Liegenden. Einmal. Zweimal. Dann sackte die Frau bewusstlos in sich zusammen.
    Eileen nahm den Rucksack, warf ihn sich über die Schulter und rannte in die andere Richtung los. Als sie eine Nische entdeckte, zwängte sie sich hinein, öffnete eine Tür und fand sich auf der anderen Seite in einem Abstellraum für Reinigungspersonal wieder.
    Die Schritte draußen wurden lauter. Stimmen brandeten auf. Eileen sah sich in dem Raum um und fand ein Lüftungsgitter. Groß genug, um dadurch verschwinden zu können. Sie trat dagegen und hievte es aus der Verankerung. Dann bückte sie sich und kroch durch den angrenzenden Schacht. Sie brauchte nicht weit zu gehen. Ein zweites Gitter führte in einen Tunnel des örtlichen Bahnnetzes. Eileen stemmte sich dagegen und stieß das Gitter hinaus auf die Gleise. Sie schob sich vorwärts, fand einen Absatz am Rand des Tunnels und stellte sich darauf.
    Sie sah nach rechts. Dunkelheit.
    Links. Etwa hundert Meter entfernt war Licht hinter einer Biegung zu sehen. Dort musste sich eine U-Bahnstation befinden. Eileen ließ sich fallen und landete neben den Gleisen. Im selben Moment hörte sie von oben ein Poltern. Ihre Verfolger hatten den Fluchtweg entdeckt und waren ihr auf den Fersen.
    Eileen rannte neben den Schienen her und blickte sich um, als hinter ihr ein Scheppern ertönte. Zwei Uniformierte kamen durch den Lüftungsschacht.
    »Halt! APD , stehen bleiben!«
    Eileens Hand tastete nach der Pistole an ihrer Hüfte. Sie glaubte nicht, dass die beiden Polizisten zu dem Killerkommando gehörten, das irgendjemand auf sie angesetzt hatte, sonst hätten sie sie nicht vorgewarnt. Konnte sie sich auf ein Feuergefecht mit unschuldigen Cops einlassen?
    Ein Poltern und Dröhnen nahm ihr die Entscheidung ab. Von hinten flutete Licht durch den Tunnel, als ein Zug über die Gleise rauschte. Eileen schätzte die Entfernung bis zum Bahnsteig. Zu lang. Doch sie sah einen Laufsteg für Wartungsarbeiter auf der anderen Seite. Wenn sie sich beeilte …
    »Stehen bleiben!« Ein Schuss donnerte. Das Projektil flog über Eileen hinweg.
    »Diese schießwütigen Hitzköpfe.« Sie sprang über die Gleise, achtete darauf, dass sie nicht mit den Innenkontakten der Stromleitungen in Berührung kam und versehentlich den Kreis schloss. Noch ein Schuss. Neben ihr blitzte es auf, als eine Kugel von den Schienen abgefälscht wurde.
    Der Zug donnerte heran. Eileen schaffte es nicht mehr zum Steg. Sie drückte die Brust eng gegen die Wand, Arme und Beine von sich gestreckt und den Rucksack zwischen ihren Beinen abgestellt. Eine Böe erfasste sie und drohte sie mitzureißen. Eileen krallte ihre Finger in die Fugen der Wand und hielt sich fest.
    Als der Zug vorbei war, tat sie etwas völlig Widersinniges. Sie streckte

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