Kalte Spuren (German Edition)
Windschutzscheibe.
Vandengard verschwand durch das Lagertor. Gleichzeitig hörte Markus auf zu feuern. Der Verschlussschlitten war hinten stehen geblieben. Keine Munition mehr.
Im selben Moment sprang Veronica mit vorgehaltener Waffe aus dem BMW und lief geduckt bis zur Rampe.
Markus merkte, wie seine Hand zu zittern begann.
Nicht jetzt. Nicht jetzt!
Er drückte den Auswurf, ließ das leere Magazin aus dem Griffschacht gleiten und schob ein frisches hinein. Dann entriegelte er den Feststellhebel mit dem Daumen und ließ den Schlitten nach vorne schnellen. Die Glock war wieder geladen und Markus bereits auf dem Weg nach draußen. Er hetzte zur Rampe, sprang hinauf und gab Veronica mit der Waffe Deckung.
»Es ist noch nicht vorbei«, sagte die MAD -Agentin.
Markus sah sie an. »Ich hol ihn mir.«
»Bei deinen Schießkünsten?«
»Meine Vernehmungskünste sind genauso schlecht«, sagte er. »Sieh zu, was du aus ihr rauskriegst.« Mit dem Kinn nickte er in Lomis Richtung. Sie blutete aus der Hüftwunde und hatte sich auf die Seite gerollt. Ihr Gesicht war vor Schmerzen verzerrt und in unregelmäßigen Abständen stieß sie zwischen Stöhnlauten einen italienischen Fluch aus.
Veronica brachte die Waffe und die restlichen Magazine der anderen Frau an sich, packte sie dann an den Schultern und schleifte sie über den Boden aus dem Sichtbereich des Hallentores, um kein leichtes Ziel für Vandengard zu bieten.
»Sei vorsichtig!«
»Bin ich.« Markus löste den Blick von den beiden Frauen und pirschte sich geduckt bis zum Eingang der Lagerhalle heran.
Das Licht war gelöscht worden. Nur durch das Tor und einige Oberlichter drang etwas Helligkeit, die ausreichte, um etwas sehen zu können, sobald sich die Augen daran gewöhnt hatten. Markus spähte in die Halle. Ein langer, etwa drei Meter breiter Mittelgang bildete den Hauptweg, über den man zu einem Hochregallager Zugang fand. Zu beiden Seiten zweigten weitere Gänge ab, die die gesamte Halle einmal umrundeten.
Von Vandengard keine Spur. Er konnte sich überall zwischen den Regalwänden verbergen. Oder er war inzwischen durch einen Hinterausgang entwischt.
Nein, so leicht gibt der nicht auf. Markus hatte noch deutlich die Szene in der Diskothek vor Augen. Vandengard war ein Jäger. Er war erst zufrieden, wenn seine Beute erlegt am Boden lag.
Die Beute hieß Markus. Und sie hatte 17 Schuss im Magazin und noch einen Reservestreifen im Holster.
Na schön, du verdammtes Arschloch. Ich krieg dich!
»Für Andy«, murmelte er und betrat die Halle.
Als er den ersten Regalabschnitt erreichte, hockte er sich dahinter und ließ seinen Blick durch das Lager schweifen. Die Ausbildung bei der Bundeswehr nutzte ihm herzlich wenig und sein Wissen über Actionkrimis schob er ganz weit in den Hintergrund. Er musste logisch handeln. Und instinktiv. Sein Gegner war Mitglied einer der härtesten Spezialeinheiten. Der ließ sich nicht von einem Anfänger wie Markus ausmanövrieren.
Dieser Gedanke schnürte ihm die Kehle zu. Was glaubte er eigentlich, wer er war? Ein Kleinstadtrambo auf Kriegsfuß? Desmond Vandengard war ihm zwanzig zu eins überlegen, in jeder Hinsicht. Markus hatte nicht den Hauch einer Chance, die Halle lebend zu verlassen.
Dennoch ertappte er sich dabei, wie er die Umgebung sondierte. In den Gängen standen zwei Elektrostapler und Hubameisen. Hier und dort ein Handhubwagen. Er sah zu den Regalstellflächen hinauf. Die meisten waren mit stabilen Kartonpaletten beladen, jedoch gab es genügend Zwischenräume, in denen nichts gelagert wurde.
Markus kehrte zum Eingang zurück, schwang sich auf den Gabelstapler, drehte den Zündschlüssel und sah ein grünes Licht für die Betriebsbereitschaft aufleuchten. Er trat das Pedal, löste die Bremse und schwang das Lenkrad an dem aufgebrachten Griff herum. Der Stapler ruckte an. Seine Gabeln schürften über den Betonboden. Markus fand den Hebel und zog sie etwas hoch. Dann trat er das Pedal bis zum Boden durch.
Summend fegte das Gefährt durch die Halle, den Hauptgang entlang, direkt auf das Ende zuhaltend. Markus behielt die Regale im Auge. Die Glock hielt er schussbereit in der Rechten auf seinem Schoß.
Ein Schuss peitschte und wurde vom Gabelbaum abgefälscht. Markus sah Funken vom Metall wegspritzen und duckte sich instinktiv. Er fuhr weiter, ohne die Geschwindigkeit zu verringern. Wieder knallte es. Diesmal spürte Markus etwas dicht an seinem Kopf vorbeisausen.
Das Herz rutschte ihm in die Hose. Seine
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