Kalte Spuren (German Edition)
Hände verkrampften sich um den Lenkgriff und die Pistole. Jeden Moment würde er Vandengard ein sauberes Ziel bieten.
Ein drittes Mal blitzte es am Gabelbaum auf. Es war erstaunlich, dass noch keine Kugel einen Weg durch die Sichtlücke gefunden hatte. Markus drückte den Hebel nach vorn und fuhr den Baum ein Stück in die Höhe. Er nahm sich dadurch selbst etwas Sicht, aber wenn er den Stapler weiterhin in der Spur hielt, würde er schnurstracks geradeaus weiterfahren.
Das nächste Blitzen war kein Funke mehr, sondern kam vom fernen Ende der Halle. Markus hatte inzwischen die halbe Strecke des Lagers hinter sich gebracht.
»Da steckst du Schwein!« Er sah Vandengard am Ende des Ganges in einem zweiten Stapler, dessen Scheinwerfer aufflammten, als er losfuhr.
Die beiden Fahrzeuge stürmten aufeinander zu. Ihre Elektromotoren surrten wie ein Hornissenschwarm. Bei knapp achtzehn Kilometer in der Stunde hatten sie ihre Höchstgeschwindigkeit erreicht, dennoch kam es Markus wie eine Schussfahrt vor. Der enge Gang und die aufgetürmten Palettenregale vermittelten ein Gefühl von Tempo. Der bevorstehende Zusammenprall tat sein Übriges dazu.
Vandengard hatte das Feuer eingestellt. Er schien sich voll und ganz auf die Kollision zu verlegen.
Markus biss die Zähne aufeinander, fuhr den Baum etwas herunter und schob die Glock durch die Öffnung. Die Mündung blitzte auf. Den Rückstoß spürte Markus bis in seine Schulter. Er sah den Funken einer abgefälschten Kugel am anderen Stapler.
Dann blieb keine Zeit mehr für einen zweiten Schuss.
Zehn Meter.
Die beiden schweren Gefährte donnerten durch die Halle. Keiner der beiden Kontrahenten machte Anstalten auszuweichen.
Fünf Meter.
Markus wusste, dass es zum Zusammenprall kam.
Drei Meter.
Er sprang.
Zwei Meter.
Vandengard segelte aus dem Stapler.
Mit einem irren Kreischen und metallischem Scheppern rasten die beiden Fahrzeuge ineinander, verkeilten ihre Gabeln und wurden durch die Wucht des Zusammenstoßes in eine Kreiselbewegung versetzt. Wie ein zusammengeschmolzener Klumpen wirbelten sie um ihre eigenen Achsen.
Markus landete auf dem Hallenboden. Fiel. Überschlug sich einmal und stieß gegen eine Regalwand. Er kam hoch, blickte hinter sich und musste in Deckung hechten, als das Heck eines der beiden Stapler gefährlich nahe in seine Richtung schwang.
Vandengard landete wesentlich eleganter und vermutlich auch weniger schmerzvoll. Nach seinem Sprung klammerte er sich an den Stützen des Hochregallagers fest und verschwand hinter einigen Kartonpaletten.
Markus drehte sich um und lief in die entgegengesetzte Richtung. Er bog um das Regalgerüst. Noch immer herrschte ein Mordslärm in der Halle, während die beiden Gabelstapler um die Oberhand kämpften. Sie knallten letztendlich in eine Regalwand. Funken sprühten. Das Schleifen von Metall auf Metall erfüllte das Lager.
Dann Stille.
Die Motoren waren verstummt und die beiden monströsen Maschinen zur Ruhe gekommen.
Doch das Schweigen währte nur eine Sekunde. Im nächsten Moment fielen einige Kartonpaletten von ihren Stellplätzen und schlugen Bomben gleich auf dem Boden auf, wo sie auseinanderbrachen und ihren Inhalt verstreuten.
Markus war abgelenkt und Vandengard nutzte die Chance. Der SAS -Mann trat hinter der Regalwand hervor und schlug sofort zu. Seine Faust bohrte sich in Markus’ Bauch und trieb ihm die Luft aus den Lungen. Nur ein Blinzeln später stieß die Fußkante Vandengards gegen Markus’ Stirn. Er taumelte rückwärts und sah Flecken vor den Augen. Mit den Armen ruderte er um Gleichgewicht. Für einen Augenblick glaubte er, seine Pistole fallen gelassen zu haben, doch das Leichtgewicht lag noch immer in seiner rechten Hand. Er zog den Arm herum und drückte den Abzug.
Auf diese Entfernung konnte er einfach nicht vorbeischießen. Zumindest fast. Der Schuss streifte Vandengards Schulter. Der Brite wirbelte herum, fluchte und suchte Deckung hinter der parallelen Regalwand. Wo war seine Waffe? Markus hatte sie nicht gesehen. Vielleicht war sie beim Absprung vom Stapler verloren gegangen.
Mit neuem Mut umfasste Markus die Glock mit beiden Händen und behielt sie im Anschlag. Sein Gegner war verwundet.
Er hatte eine Tötungsmaschine Ihrer Majestät, der Königin des Vereinigten Königreiches, verwundet! Der Gedanke gab ihm etwas Machtvolles. Und zugleich lud er zur Leichtsinnigkeit ein. Adrenalin puschte ihn auf. Er ging auf die Verbindungskreuzung zwischen vier Regalwänden zu, trat
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