Kalte Spuren (German Edition)
Geldbörse zutage. Er kam beim Durchzählen der Scheine und dem Kleingeld auf knapp vierzig Euro.
»Wir könnten nach Holzwickede zurückfahren und im Etap einchecken«, sagte Markus. »Mit dem Geld, das ich bei mir habe, bekommen wir ein Zimmer, könnten noch etwas entspannter schlafen und anschließend duschen. Der Rest reicht noch für einen Becher Kaffee bei McDonald’s.«
Veronica wühlte in ihrem Mantel, zog eine Brieftasche hervor und checkte ebenfalls ihre Finanzen. »Ich hab fünfundfünfzig Euro.«
»Na prima, dann reicht es für zwei Kaffee und ein Burgeressen.« Markus grinste schief.
»In Ordnung.« Die MAD -Mitarbeiterin schob die Tür auf und stieg aus, um wieder auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen. Kurz darauf startete sie den Motor, ließ das Gebläse die übrige Arbeit beim Freimachen der Scheiben tun und fuhr los.
07:57 Uhr
Für den Moment fühlte sich Markus wie ein neuer Mensch. Auch wenn er noch immer die Klamotten von gestern trug, so hatte er zumindest geduscht und wenigstens ein teilweise sauberes Gefühl. Darüber hinaus genoss er den dritten Kaffee des McDonald’s-Restaurants in der Nähe des Dortmunder Flughafens und hatte sich den Magen mit Rührei und Speck sowie einem McCroissant vollgeschlagen. Der Tag konnte kommen.
Wenn er jedoch genau darüber nachdachte, was dieser Tag ihm bringen würde, hätte er ihn am liebsten übersprungen.
Veronica schien ebenso zufrieden zu sein, jedenfalls so, wie man es in ihrer Situation sein konnte. Sie wirkte frisch und trotz fehlenden Make-ups fand Markus sie immer noch attraktiv. Ihre rotblonden Locken schimmerten noch feucht. Die blauen Schlafzimmeraugen schauten nach draußen, während Veronica den Rest ihres Kaffees trank.
»Wir könnten den Rest des Tages ein paar startenden und landenden Fliegern zusehen und anschließend ins Kino gehen«, schlug Markus vor und zog gleichzeitig resignierend die Brauen hoch. Nichts dergleichen würden sie tun. Sie mussten auf Verbrecherjagd gehen. Und wenn sie dabei keinen Erfolg hatten, würde dieser Tag ihr letzter auf Erden werden.
Markus dachte an seine Freunde.
Nein, du denkst besser nicht daran. Oder du wirst enden wie sie. Durchsiebt von Kugeln oder flambiert durch eine Luft-Boden-Rakete – du kannst dir deine Todesart bestimmt aussuchen.
Er stellte den leeren Pappbecher ab. »Also, was tun wir?«
»Wieder zurück nach Unna«, sagte Veronica. »Wir können noch so eine Nacht durchstehen, danach müssten wir uns auf den Westenhellweg stellen und ein paar Lieder schmettern, damit wir genug Almosen zusammenbekommen, um eine öffentliche Toilette benutzen zu können.«
»Singen in der Öffentlichkeit ist vermutlich genauso gut, wie sich sofort erschießen zu lassen.«
Veronica nickte. »Apropos. Kannst du schießen?«
Markus stieß die Luft aus. Er hatte bereits auf die Frage gewartet. »Ich war mal in einem Gotcha-Klub und hab beim Bund im P1-Schießen als Kompaniebester abgeschnitten. Aber das ist schon ein Weilchen her.«
»Das muss reichen.« Die Agentin sah an ihm vorbei. Anscheinend überlegte sie, ob sie noch einen Kaffee holte oder vielleicht die anderen drei wegbrachte. »Ich hab im Wagen noch eine zweite Pistole und ein paar Magazine. Mit Nachschub können wir vorerst nicht rechnen.«
Veronica sah ihm fest in die Augen. »Bist du bereit?«
Markus’ Herz hämmerte plötzlich und er vermochte nicht zu sagen, ob es an ihrem Blick lag oder an ihrem Vorhaben. Er hob die Schultern. »Nein. Aber wir haben ja keine andere Wahl.«
08:43 Uhr
Sie waren wieder zurück und beobachteten die Aktivitäten am Containerterminal am Ende des Industrieparks. Im Gegensatz zu dem Dortmunder Vorreiter besaß dieser Umschlagplatz keinen Wasseranschluss, sondern be- und entlud die Transportboxen über den Schienenweg.
Momentan war nicht viel Bewegung zu erkennen. Zwei Chassisfahrzeuge warteten bei einem Kran, um beladen zu werden. Auf einer Lagerrampe stand ein Mann und rauchte eine Zigarette.
Markus reichte das kleine Fernglas an Veronica zurück. Bei der Bewegung fühlte er sich mulmig, als er das Gewicht der Pistole unter seiner Jacke spürte. Die MAD -Agentin hatte nicht nur eine Waffe, sondern auch ein Schulterholster für Markus im Kofferraum gehabt. Während die Pistole, eine Glock 34, unter seiner linken Achselhöhle steckte, befanden sich unter der rechten zwei gefüllte Magazine mit jeweils 17 Patronen.
»Da ist Lomi«, sagte Veronica und deutete in Richtung des Terminals.
Auf der
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