Kalte Spuren (German Edition)
blonden Begleitung und sprach den Namen englisch aus, dann zu der Brünetten, »und Sandra.« Die Betonung war deutsch, wenn auch gewürzt mit seinem britischen Akzent.
»Unsere Namen dürften Sie kennen«, sagte Veronica einfach.
Jae verzog die Lippen zu einem Lächeln, das einfach nur aufgesetzt wirkte und nicht echt war. »Wir haben leider nicht viel Zeit. So einfach in der Landschaft zu landen hat sicherlich die Einwohner aufgeschreckt. In ein paar Minuten dürften wir mit Polizei rechnen.«
»Damit kennen Sie sich ja gut aus«, sagte Markus.
Der Brite hob die Hände. »Sie können mir vieles anhängen, Herr de Vries, aber das nicht. Mit dem Polizeieinsatz hatten wir nicht das Geringste zu tun. Haben Sie das Video auf der Speicherkarte gesehen? Gut, dann wissen Sie, dass es eine Organisation gibt, die hinter all dem steckt. Eine Organisation, die dieses Serum und die Tabletten entwickelt hat und die dabei ist, die Menschheit in den Ruin zu stürzen.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Veronica.
»Haben Sie sich nicht gefragt, warum man vor einigen Jahren zwanzig Menschen in ein Experiment steckte und ihnen anschließend die Erinnerung nahm?«
»Doch schon, aber …«
»Schläfer, meine Liebe. Die so genannten Hazarder sind Schläfer. Sie wurden stillgelegt und wieder in die Gesellschaft integriert, um sie zu einem günstigen Zeitpunkt zu wecken.«
»Und wofür? Sind sie Terroristen, oder so was?« Markus’ Blick wanderte von Jae zu Vandengard, dann wieder zurück zu dem geschniegelten Typen. Er fragte sich, ob der Lord-Titel echt war oder nur zu seiner Fassade gehörte.
Jae deutete auf den wartenden Helikopter. »Ich schlage vor, das alles besprechen wir auf dem Flug.«
»Wohin?«
»Zu unserer Basis.«
Markus sog scharf die Luft ein und schaute hinüber zu Veronica, die sich innerlich offensichtlich ebenso sträubte, dem Löwen in seine Höhle zu folgen.
»Ich verstehe Ihre Vorsicht«, sagte Jae. »Aber ich versichere Ihnen, dass wir Ihnen kein Haar krümmen werden.«
»So wie Andy?«, fragte Markus geradewegs heraus und schleuderte Vandengard einen vernichtenden Blick entgegen. »Wenn Sie schon nicht hinter dem Hubschrauberangriff in Dortmund stehen, dann können Sie aber nicht leugnen, dass dieser Mann«, er deutete auf den Killer, »meinen Freund Andy umgebracht hat.«
»Ein bedauerlicher Zwischenfall.«
»Oder wie Allegra Lomi?« Veronicas Worte kamen scharf und ließen Jae sichtlich zusammenzucken. Seine Nasenflügel bebten und seine Augen verengten sich. Lomis Tod war offensichtlich nicht vorgesehen gewesen und der Lord schien mit Vandengards Initiative nicht einverstanden zu sein.
»Ein ebenso bedauerlicher …«, begann er zwischen den Zähnen hervorzupressen, doch dann unterbrach er sich und richtete den Mantelkragen. »Darf ich fragen, was Sie mit Signorina Lomis Leichnam gemacht haben?«
Markus nickte mit dem Kinn den Hügel hinunter, wo Veronicas BMW parkte. »Sie liegt im Kofferraum.«
»Holt sie!«, bedeutete Jae seinen Bodyguards. Sofort setzten sich Paula und Sandra in Bewegung, huschten leichtfüßig und mit im Wind flatternden Mänteln die Ostroute des Terrassenwegs hinunter.
Veronica hielt die Wagenschlüssel hoch. »Wäre es nicht sinnvoller gewesen, die hier mitzunehmen?«
Jae lächelte. »Die beiden haben ihre Mittel. Den Wagen können Sie ohnehin nicht weiter fahren, wenn Ihnen die Polizei auf den Fersen ist. Falls Sie sich gegen mein Angebot entscheiden, beschaffe ich Ihnen ein neues Fahrzeug.«
»Was für ein Angebot?«, fragte Markus, obwohl er die Antwort bereits erahnte.
Jae drehte sich um und ging zum Hubschrauber zurück. »Für mich zu arbeiten«, sagte er. Vandengard folgte ihm.
Markus drehte sich zu Veronica um, die mit ausdruckslosem Blick zurücksah.
Willkommen im Käfig des Wahnsinns!, dachte Markus und ertappte sich dabei, wie er ebenfalls in Richtung des Sea King losstapfte.
Lynchburg, Virginia
13. November, 14:00 Uhr EST
Der Ausdruck »die Kehle zuschnüren« gewann in dem Moment eine neue Form des Schreckens, als Gwendolyn Stylez aus dem Hubschrauber stieg und, eskortiert von zwei Bewaffneten, auf das kleine Häuschen am Rand des Dachlandefelds zuging. Vor der Tür, hinter der eine Aufzugkabine wartete, befanden sich weitere Wächter. Beide in Zivil, brauner Trenchcoat, die Augen mit einer Sonnenbrille bedeckt. Die Kragen hatten sie ob der Novemberkälte hochgeschlagen. Ihre Wangen und Nasenspitzen waren vom Stehen in der
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