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Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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Flug bis Lynchburg wird ungefähr drei Stunden mit einem Hubschrauber dauern. Ich werde mir einen neuen Wagen zulegen und mich über die Interstate 85 auf den Weg machen. Wenn Sie in Lynchburg landen, werde ich mit etwas Glück Greensboro erreicht haben und befinde mich auf der US-29 in Richtung Ziel. Ich werde dann aber noch zwischen drei und vier Stunden bis Lynchburg benötigen. So lange müssen Sie durchhalten und so viele Informationen besorgen, wie Sie nur kriegen können.«
    »Ich bemühe mich.« Stylez nickte Eileen zu, schloss den mittleren Knopf des Trenchcoats und gürtete ihn vorn zu. »Wie sehe ich aus?«
    Eileen musterte die Frau von Kopf bis Fuß und zwinkerte ihr zu. »Wie eine Stylez.«
    Sie entlockte der anderen damit tatsächlich ein Lächeln.
    Gwen beschloss, ein Taxi bis zum Park zu nehmen. In der Zeit wollte Eileen den Lexus bei einem Gebrauchtwagenhändler verkaufen und sich einen neuen Wagen besorgen. Ihr war bei der ganzen Aktion genauso mulmig zumute wie Stylez. Schließlich wagten sie sich in die Höhle des Löwen, und sollte Gwen auffliegen, würde sie das gleiche Schicksal ereilen wie ihre Schwester.
    Eileen sah Stylez nach, wie sie ein Taxi heranwinkte. Dann machte sie sich selbst auf den Weg.
    Wird schon schiefgehen, dachte sie.
        
     

Dingen, Deutschland
13. November, 11:34 Uhr MEZ
     
    Die Halde Schwerin befand sich auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Graf Schwerin, die nach ihrer Schließung mit Erdreich aufgeschüttet und anschließend mit Jungbäumen bepflanzt worden war. Sie lag am westlichen Rand Dortmunds in der Nähe des Wasserschlosses Bodelschwingh und gehörte zum Kreis Recklinghausen. Zwischen den Baumreihen der Grünanlage schlängelten sich Fußwege rund um das Areal und hinauf zu dem künstlich angelegten Gipfel. Auf diesem fand sich eine Lichtung als höchste Erhebung von Castrop-Rauxel. Von dort aus konnte man bei klarem Wetter bis zum fast fünfzig Kilometer entfernten Gasometer in Oberhausen sehen. Der Rundumblick war überwältigend. Imposant war jedoch auch die aus Metallpfeilern auf der Lichtung erbaute Sonnenuhr. Vierundzwanzig Edelstahlstelen waren von Jan Bormann im Jahr 1993 für die Internationale Bauausstellung Emscherpark in einem groß angelegten Kreis errichtet worden.
    Außer dem normalen, stetig ansteigenden Fußweg bis zum Gipfel gab es vier weitere, terrassenförmige Aufgänge, deren Treppenstufen aus Bahnschwellen bestanden. Aus jeder Himmelsrichtung führte ein Aufstieg direkt zu der Sonnenuhr.
    Markus de Vries vergrub die Hände in den Taschen seiner Jacke und drehte sich langsam im Kreis, um die Aussicht zu genießen. Kühler Wind fegte durch sein Haar und brannte auf seinen Wangen. Er blickte nach Osten und sah die fünf Windräder, die auf einem Feld nahe der Straße postiert waren. Dahinter konnte er die Turmspitze des Wasserschlosses erkennen, dem heutigen Wohnsitz des Freiherrn zu Inn- und Knyphausen und seiner Familie. Die Bauweise des Schlosses hatte Markus von jeher beeindruckt, auch wenn er bisher nur ein oder zwei Mal hier gewesen war. Von seiner Heimatstadt Werne aus war es nur ein Katzensprung bis zu Schloss Cappenberg, bei dem er öfter vorbeikam.
    Du bist definitiv vollkommen bescheuert! Gleich triffst du ein paar der finstersten Gesellen, die du dir vorstellen kannst – und du beschäftigst dich mit Schlössern und Burgen …
    Heute würde kein edler Ritter auf einem strahlend weißen Ross mit blankgezogener Klinge daherkommen, um Markus zu retten. Er drehte sich gefrustet um und blickte zu Veronica Pothoff, die sich auf die Besucherbank am südwestlichen Gipfelplateau gesetzt hatte und in die Ferne starrte. Markus schlenderte hinüber zu ihr und hockte sich neben sie.
    »Die zwei Stunden sind fast um«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    »Was, wenn sie nicht kommen?«
    Sie sah ihn von der Seite an und schenkte ihm einen Blick, der ihn am liebsten ihre ganze verfluchte Situation vergessen lassen wollte. Er konnte sich gut vorstellen, jetzt mit ihr in einem Café zu sitzen, einen Cappuccino zu schlürfen, sich dabei verträumt in die Augen zu sehen und anschließend Arm in Arm spazieren zu gehen. Und danach …
    Zu mir oder zu dir?
    Markus schob die Gedanken beiseite. Pures Wunschdenken half hier nicht weiter. Er musste sich damit abfinden, dass er sich momentan im Vorhof zur Hölle befand. Ein dumpfes, monotones Rattern unterbrach seine Gedanken. Von irgendwoher näherte sich ein Hubschrauber.
    »Sie kommen«, sagte Veronica,

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