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Kalte Stille - Kalte Stille

Titel: Kalte Stille - Kalte Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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ist es Ihnen ein Trost, dass sie nicht lange hat leiden müssen.«
    Mit einem unterdrückten Schluchzen wandte Ralf den Kopf ab und atmete tief durch. Dann wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht und sah Jan mit fast schon flehendem Blick an.
    »Darum geht es nicht. Bitte, ich kann hier nicht darüber sprechen. Können wir uns heute Abend sehen?«
    Für einen kurzen Moment überlegte Jan, dann nickte er. »Also gut. Warum kommen Sie nicht bei mir vorbei, sagen wir so um acht?«
    Der Pfleger war einverstanden, und Jan notierte ihm die Adresse. Bevor Ralf Steffens wieder aus dem Büro ging, sah er sich noch einmal um.
    »Bitte sprechen Sie mit niemandem in der Klinik darüber, ja?«
    Jan versprach es. Als er wieder allein im Büro war, ließ er sich in seinen Drehstuhl sinken und schaute nachdenklich aus dem Fenster.
    Wo bin ich da nur hineingeraten?
     
    Ihm blieb nicht viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, da schon nach wenigen Minuten sein erster Patient klopfte. Die Arbeitsroutine lenkte Jan ab. Die Patienten
gaben sich die Klinke in die Hand, und erst als einer von Jans ambulanten Patienten anrief und seinen Termin an diesem Vormittag absagte, meldete sich der Gedanke an Nathalie Köppler zurück. Jan beschloss, dem Archiv noch einmal einen Besuch abzustatten.
     
    »Keine gute Idee, hier schon wieder aufzutauchen.«
    Der Archivar wirkte alles andere als erfreut, Jan zu sehen. Er zog nervös an einer Zigarette, ehe er merkte, dass er sie noch nicht angesteckt hatte. Jan nahm das Feuerzeug vom Arbeitstisch und reichte es Liebwerk.
    »Ich würde gern einen Blick in Nathalie Köpplers Akte werfen, dann verschwinde ich wieder.«
    Liebwerk schüttelte energisch den Kopf. »Ich habe bei dieser ganzen Geschichte kein gutes Gefühl, Doktor. Mein Bauch sagt mir, dass es nicht vorteilhaft ist, wenn wir hier zusammen gesehen werden.«
    »Hört sich so an, als seien Sie sich sicher, dass der Einbrecher jemand aus der Klinik gewesen ist.«
    »Das hört sich nicht nur so an.« Liebwerk schnaubte Rauch durch die Nase und sah dabei aus wie der magerste Stier aller Zeiten. »Hier war jemand, der sich ausgekannt hat, kein Zweifel. Er wusste, wo ich meinen Zweitschlüssel aufbewahre, wann ich Feierabend mache und wo er suchen muss.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Jan und deutete auf den Aktenstapel, der sich auf dem Tisch türmte, »warum hat der Einbrecher die Akte von Nathalie Köppler zurück in den Stapel gelegt, aber den Karton mit den alten Akten mitgenommen? Ich meine, warum hat er nicht auch diese eine Akte mitgehen lassen?«
    »Das wäre aufgefallen. Spätestens wenn ich den Polizeibericht hätte einsortieren wollen.«

    Jan legte den Kopf schief. »Schon möglich, aber die Waldklinik ist ja nicht gerade ein kleines Krankenhaus. Da kann es doch auch mal vorkommen, dass eine Akte abhandenkommt, oder?«
    »Früher vielleicht«, sagte Liebwerk und setzte sich an seinen Tisch. Er zeigte auf den Monitor. »Heutzutage werden die Akten elektronisch erfasst, und zwar bevor sie hier bei mir ankommen. Es würde also gar keinen Sinn haben, eine Akte neueren Datums zu stehlen, man müsste sie einfach nur neu ausdrucken.«
    Jan nickte. Aber warum hatte sich dann trotzdem jemand an der Akte zu schaffen gemacht? Es gab eigentlich nur eine Erklärung.
    Liebwerk sprach aus, was Jan dachte. »Genau genommen braucht man nur eins der Passwörter, mit denen sich die Ärzte in die Patientendatenbank einloggen, um Eintragungen vorzunehmen oder zu verändern. Aber wenn man nicht will, dass das auffällt, muss man auch die Akte in der Ablage ändern. Und ich schätze mal, dass das der Grund für den Einbruch war.«
    Der Archivar hatte zuletzt nur noch geflüstert, als befürchte er, belauscht zu werden.
    »Ich würde die Akte gern einmal sehen«, bat Jan.
    Liebwerk verzog das Gesicht zu einer ängstlichen Grimasse. »Mir wäre es lieber, Sie würden jetzt gehen.«
    »Erst wenn ich die Akte gesehen habe«, sagte Jan, und als Liebwerk keinerlei Anstalten machte, ihm die Akte zu geben, fügte er hinzu: »Als Arzt habe ich das Recht zur Einsicht, vergessen Sie das nicht.«
    Mit einem resignierten Seufzer erhob sich der Archivar.
    »Sie werden schon wissen, was Sie tun«, murrte er, kramte eine braune Mappe hervor und reichte sie Jan.
Der setzte sich damit an den Arbeitstisch, rief an Liebwerks Computer die Patientendatei auf und begann, Nathalie Köpplers Akte mit der Datei zu vergleichen. Liebwerk steckte sich eine neue Zigarette an und

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