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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Brodgasse 85. Bitte bringen Sie Tweed mit. Ich gehe jetzt. Danke, daß Sie mir das Leben gerettet haben.«
    »Einen Moment.« Sie waren gemächlich auf die Hauptstraße zurückgekehrt. »Auch Sie müssen sehr vorsichtig sein«, warnte Philip. »Teardrop ist in Salzburg.«
    »Danke, daß Sie mir zweimal das Leben gerettet haben …«
    Philip warf noch einen Blick in die hinter ihnen liegende Gasse, suchte nach weiteren Gangstern. Sie war leer. Die starke Kälte hatte die Bewohner von Salzburg in die Häuser getrieben. Als er sich wieder umdrehte, war der Gnom verschwunden. Der Mann bewegte sich wie mit Zauberkräften, aber vermutlich war er hier auf vertrautem Terrain.
    Philip zuckte die Achseln, klopfte sich den Schnee von den Handschuhen und wanderte tiefer in die Altstadt hinein. Er wollte die Gegend kennenlernen wie seine Westentasche.

29
    Newmans erster Eindruck von Passau war derselbe, den er auch beim letztenmal gehabt hatte. Die Stadt gefiel ihm überhaupt nicht. Er hatte die Donau auf der Schanzlbrücke überquert, und als er danach in die Altstadt einbog, hatte er das Gefühl, in ein großes Gefängnis zu gelangen.
    Die Häuser waren alt, die Straßen schmal und mit Kopfsteinen gepflastert, und die beiden hohen Türme des Doms überragten mit ihren zwiebelförmigen Kuppeln die ganze Altstadt.
    Jetzt, am frühen Nachmittag, wirkte die ganze Stadt unnatürlich verlassen, als hätten ihre Bewohner beschlossen, in ihren Häusern zu bleiben. Er konnte ihnen daraus keinen Vorwurf machen. Die geografische Lage der Altstadt war eigentümlich: sie drängte sich auf einer Halbinsel zusammen, die im Norden von der Donau begrenzt wurde und im Süden von dem an ihrer Ostspitze einmündenden Inn. Sie erzeugte in ihm ein Gefühl der Isolation, des Eingesperrtseins zwischen den Steinmauern der Gebäude.
    Er fand einen öffentlichen Parkplatz in der Nähe des Rathauses, das man kaum als architektonisches Meisterwerk bezeichnen konnte. Ihm war nicht recht wohl bei dem Gedanken, daß sein BMW das einzige Fahrzeug auf dem Parkplatz war, doch er stellte ihn dicht neben einer Mauer ab und machte sich daran, die Gegend zu Fuß zu erkunden. Weshalb war dieser Ort für Walvis so wichtig?
    Das Wetter war keine Hilfe. Auf den Straßen lag Schnee, und dunkle Wolken trieben so tief dahin, daß sie fast die Domtürme berührten. Er wanderte durch mehrere Straßen und sah auch hier keine Menschenseele. Passau glich einer Stadt, deren Einwohner vor der Pest geflohen waren. Die Stille fing an, ihm auf die Nerven zu gehen.
    Mitten in einer Straße blieb er stehen und betrachtete eine neue Messingtafel, die neben einer ausgetretenen Treppe angebracht worden war und auf der Danubex stand. Er überlegte kurz, ob er Walvis’ Büro einen Besuch abstatten sollte, beschloß dann aber, sich das für später aufzuheben. Er war gerade weitergegangen, als er das schwache Geräusch von Schritten hinter sich hörte, Schritten, die sich bemühten, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Er griff in seinen Lammfellmantel und umklammerte den Griff seines Smith & Wesson.
    »Kein Grund, nervös zu werden. Sie benehmen sich wie eine Katze auf einem heißen Blechdach, um Mr. Tennessee Williams zu zitieren«, sagte jemand hinter ihm auf Englisch.
    »Ich glaube es nicht. Ich kann es einfach nicht glauben. Erst Passau – und jetzt auch noch Sie.«
    Newman war herumgefahren. Marier stand dicht hinter ihm, wie er gegen die Kälte bis an die Augenbrauen vermummt.
    »Sie mögen Passau wohl nicht?« spottete Marier.
    »Es erinnert mich an einen Friedhof.«
    »Dann können wir nur hoffen, daß es nicht unser Friedhof wird.«
    »Immer zu Scherzen aufgelegt, wie? Genau das, was mir noch gefehlt hat. Wie kommen Sie überhaupt hierher? Sie sollten doch mit Tweed nach Salzburg fahren.«
    »Ausdrückliche Anweisung von Tweed. Er war der Meinung, daß Sie vielleicht Verstärkung brauchen könnten. Offenbar glaubt er, daß Passau ein Schlüssel zum Projekt Sturmflut ist.«
    »Sind Sie gerade erst angekommen?« fragte Newman.
    »Keine Spur. Ich kann wesentlich schneller fahren als Sie.
    Erinnern Sie sich, wie Sie auf der Autobahn angehalten haben, um einen tüchtigen Zug aus der Flasche zu tun, die Sie bei sich hatten? Ein großer Tanklaster hat Sie überholt, und ich habe den Tanklaster überholt – der verhinderte, daß Sie mich sehen konnten. Ich bin schon eine ganze Weile hier.«
    »Und haben was getan?« erkundigte sich Newman.
    »Mir einen Eindruck verschafft. Ich war

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