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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Motiv war. Ich wußte, daß ich ihn früher oder später verlassen würde, und ich wollte mich ihm nicht verpflichtet fühlen. Er betet Frauen an und vertraut ihnen auf eine Art, auf die er Männern nie vertrauen würde. Er ist überzeugt, daß jeder Mann ihn verraten würde, wenn es ihm gerade in den Kram paßt; also bewacht er sie wie ein Habicht und zahlt seinen Stellvertretern riesige Gehälter, mehr, als sie sonst irgendwo bekommen würden.
    Ich erinnere mich, daß er einmal zu mir sagte, soweit es Männer anginge, müßte man ihre Loyalität ebenso kaufen wie jede andere Ware.«
    Sie hielt inne, um einen weiteren Schluck Wein zu trinken, und Tweed, fasziniert von diesem Einblick in die Persönlichkeit seines Gegners, spürte, daß sie noch nicht fertig war. Sie stellte ihr Glas ab und wendete sich wieder an Tweed.
    »Also fragen Sie sich vielleicht, wo mein ganzer Schmuck herkommt. Ich werde es Ihnen sagen. Ich habe alles selbst gekauft, im Lauf der Zeit – alles von meinen Einkünften als Modejournalistin, aber in erster Linie von den Artikeln, die ich für amerikanische Frauenzeitschriften über Leute schreibe, die es bisher abgelehnt hatten, sich interviewen zu lassen.«
    »Sie müssen über sehr viel Überzeugungskraft verfügen«, meinte Paula.
    »Ich recherchiere äußerst gründlich. Bevor ich jemanden aufsuche, weiß ich mehr über ihn – oder sie –, als diese Person selbst. Nun, Paula«, sagte sie herausfordernd, »wie habe ich Ihr Verhör bestanden?«
    »Unser Essen kommt«, sagte Tweed schnell.

28
    »Wir haben einen gemeinsamen Bekannten. Mr. Tweed …«
    Im Cafe Mozart wurde es noch stiller, als der Fremde, der sich an Philips Tisch niedergelassen hatte, diese Worte ausgesprochen hatte, und Philip schwieg. Der ungeladene Gast hatte ein knochiges Gesicht, und sein Kopf sah aus, als wäre er großem Druck ausgesetzt und dadurch verkleinert worden.
    »Wen, sagten Sie?« fragte Philip plötzlich.
    In diesem Moment erschien ein Kellner, und der andere Mann machte eine große Zeremonie aus dem Bestellen von etwas ganz Gewöhnlichem.
    »Ich möchte Kaffee – aber er muß frisch aufgebrüht sein.
    Darauf bestehe ich. Und bringen Sie mir außerdem ein Kännchen Milch, sehr heiß. Wenn nicht alles so ist, wie ich es haben will, werde ich es zurückschicken.«
    Der Kellner nickte, warf Philip einen Blick zu und ging. Der affenähnliche Mann beugte sich mit vertraulicher Miene vor.
    »Ich sagte Mr. Tweed. Eine überaus interessante Persönlichkeit, möchte ich annehmen.«
    »Das kann durchaus sein – nur habe ich nie von ihm gehört. Ich bin hier hereingekommen, um ein paar Minuten allein zu sein.
    Vielleicht könnten Sie sich an einen anderen Tisch bemühen; schließlich gibt es ja weiß Gott genügend freie.«
    Philips Verhalten war grob, beinahe aggressiv. Er trank etwas von seinem Kaffee, und der Mann beugte sich noch weiter vor.
    »Mr. Robert Newman könnte für mich bürgen. Aber ich vergesse meine Manieren – ich habe mich noch nicht vorgestellt.
    Ich bin Ronald Weatherby. Meine Freunde nennen mich Ronnie.«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß Sie nicht sonderlich viele Freunde haben.«
    »Mein lieber Mann, um diese Jahreszeit ist es sehr einsam hier in Salzburg. Es könnte auch sehr gefährlich sein. Da können zwei Engländer sich doch höflich miteinander unterhalten. Es kann sogar sein, daß ich über Informationen verfüge, die Ihnen bei Ihrer Suche nützlich sein könnten.«
    »Suche? Wovon, zum Teufel, reden Sie?«
    »Ich vermute, daß Sie etwas suchen. Oder jemanden?«
    »Ihre Vermutung ist falsch. Hören Sie, Weatherby –das war doch Ihr Name, oder nicht? –, Sie ergehen sich in Andeutungen.
    Womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt? Vorausgesetzt, daß Sie überhaupt arbeiten.«
    »Ich habe gesehen, wie drei Leute hier am Bahnhof aus dem Zug von München ausstiegen. Ein Mann, der Tweed gewesen sein könnte, eine überaus attraktive junge Dame und Sie. Ich habe den Mann, der Tweed gewesen sein könnte, zusammen mit Newman und derselben attraktiven Dame in München im Bayerischen Hof gesehen. Und später, wie gesagt, sah ich zwei der Leute, die ich beschrieben habe, zusammen mit Ihnen aus dem Zug aussteigen.
    Ich bin kein kompletter Idiot.«
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen.«
    Philip legte es absichtlich darauf an, den widerwärtigen Kerl zu beleidigen – in der Hoffnung, unter seine Haut zu gelangen und ihn dazu zu bringen, daß er die Beherrschung verlor. Es war ihm

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