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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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vor Jahren schon einmal hier, und seither hat sich nicht das geringste verändert.
    Normalerweise ist das ein Plus – feststellen zu können, daß sich im Lauf der Jahre nichts verändert hat. Hier ist es ein großes Minus.«
    »Sie mögen die Stadt also auch nicht?«
    »Ich finde, ihre Wahl des Wortes Friedhof trifft den Kern der Sache. Aber ich bezweifle, daß Sie sich am richtigen Ort umgesehen haben.«
    »Und welches ist der richtige Ort?«
    »Das Ufer der Donau. Übrigens habe ich Ihren BMW auf dem Parkplatz gesehen, allein auf weiter Flur, was mir sagte, daß Sie eingetroffen waren. Die Haube war noch warm – sogar bei dieser Eiseskälte. Ich habe meinen Renault geholt und ihn neben Ihre Klapperkiste gestellt. Ein Wagen allein ist entschieden zu auffällig. Meiner zeigt in dieselbe Richtung. Ich nehme an, Sie haben ihn absichtlich so hingestellt – damit Sie notfalls schnell über die Schanzlbrücke verduften können.«
    »Lassen Sie uns endlich losgehen und diesen richtigen Ort besichtigen. Und ich trinke keinen Alkohol, wenn ich fahre – was ich getrunken habe, war Kaffee aus einer Thermosflasche.«
    »Dachte mir doch, daß Sie das nicht auf sich sitzen lassen würden …«
    Marier führte Newman durch ein Labyrinth aus schmalen Straßen und engen Gassen. Newman fiel auf, daß die Mauern zahlreicher Gebäude verputzt und früher einmal in verschiedenen Farben ockergelb, blaßgrün – gestrichen gewesen waren, aber die Anstriche waren verblaßt. Sie kamen an Torbögen vorbei, die in finster aussehende Innenhöfe führten. Immer noch keine Menschen.
    »Es kommt etwas den Fluß herauf, das Sie interessieren dürfte«, sagte Marier. »Ich habe es gesehen, kurz bevor ich zurückkam und Ihre Klapperkiste entdeckte.«
    »Die Klapperkiste ist ein BMW«, erklärte Newman. »Ich glaube nicht, daß Sie sich mit diesem Ausdruck bei den Deutschen beliebt machen würden …«
    Er brach ab, weil sie plötzlich auf einer offenen Promenade angekommen waren, die sich am Ufer der Donau entlangzog. Hier war die Aussicht beeindruckender – am jenseitigen Ufer stieg das Gelände steil an, und alte Häuser schmiegten sich an den Abhang.
    Die graue Wassermasse der Donau floß stetig an ihnen vorbei.
    »So viel zur blauen Donau«, bemerkte Newman.
    »Von hier aus starten die Kreuzfahrtschiffe«, teilte Marier ihm mit. »Hinter uns haben mehrere von ihnen für den Winter festgemacht. Muß stinklangweilig sein, damit nach Wien zu fahren. Und jetzt können Sie sehen, wovon ich geredet habe und was unseren Boß Tweed sehr interessieren wird.«
    Sie hatten einen Punkt in der Nähe der Spitze der Halbinsel erreicht, wo keine Häuser mehr standen und sie ungehindert die Stelle überblicken konnten, an der der Inn in die Donau mündet.
    Um eine große Biegung des Flusses herum näherte sich eine lange Kette von Schleppkähnen. Marier ging hinter der Mauer eines Gebäudes in Deckung, und Newman folgte ihm.
    Die Kähne lagen so tief im Wasser, daß die Donau fast ihre Decks überspülte. Marier beobachtete sie durch einen kleinen Feldstecher, den er aus seiner Manteltasche geholt hatte. Dann gab er Newman das Glas.
    »Erinnern Sie sich an das Gerücht, daß Walvis ungeheure Mengen modernster Waffen mit Schleppkähnen die Donau heraufbringt?«
    »Ja. Ich glaube, das könnte so eine Ladung sein, und zwar eine verdammt große …«
    »Ich habe einen Wachmann mit einer automatischen Waffe gesehen, kurz bevor er unter Deck verschwunden ist. Wenn es sich nur um eine harmlose Fracht handeln würde …«
    »Wozu brauchten sie dann bewaffnete Wachmänner?«
    pflichtete Newman ihm bei.
    »Also sieht es jetzt so aus, als hätte unser Besuch hier doch einen Sinn.«
    »Und welchen?« fragte Newman.
    »Wir warten, bis die Kähne festgemacht haben, dann warten wir weiter, bis es dunkel ist, dann sehen wir uns einen dieser Kähne genauer an.«
    »Aber wir können kaum etwas unternehmen, wenn die Ladung das ist, was wir vermuten«, bemerkte Newman.
    »Das glauben Sie, weil Sie nicht die richtige Ausrüstung mitgebracht haben.«
    »Und was hat der Mann, der immer an alles denkt, mitgebracht?« erkundigte sich Newman ironisch.
    »Einen hübschen Brocken Semtex mit Detonatoren und Zeitzündern. Es kann sein, daß wir heute nacht einen sehr gefährlichen Job haben werden. Und es bedeutet, daß wir stundenlang in Passau herumhängen müssen. Diese Kähne werden ein Stück weiter unten festmachen.«
    »Ich habe eine bessere Idee«, sagte Newman. »Als ich

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