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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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ein anständiges Leben geführt hat.«
    »Wenn Sie meinen.«
    »Wie lautet Ihre Antwort? Ich muß sie gleich haben. Die Zeit drängt. Ich denke an eine überaus verantwortungsvolle Position für Sie. Aber sie erfordert einen starken Mann, der bewiesen hat, daß er unbestechlich ist. Wie lautet Ihre Antwort?« wiederholte Walvis.
    »Ich habe Sie verstanden«, sagte Tweed ruhig.
    »Sie haben …« Die dicken Lippen, der massige Kiefer verspannten sich. Das Gesicht wurde auf eine andere Art häßlich, wurde bedrohlich. »Sie haben gerade die Worte gesprochen, die General de Gaulle zur OAS in Algerien gesagt hat. Danach hat er sie hereingelegt. Glauben Sie, Sie könnten mich hereinlegen, Mr. Tweed?«
    Tweed hatte nur selten einen Mann gesehen, der dermaßen von Wut verzehrt wurde. Walvis ging langsam zum Rande der Plattform. Irgendwo in der Nähe kreiste ein Hubschrauber. Tweed hatte das Motorengeräusch schon seit ein paar Minuten gehört.
    Er beobachtete Walvis, der an der Mauer oberhalb der Altstadt stand. Langsam und sehr gezielt hob er die Kapuze seines Capes und zog sie sich über den Kopf. Das war das Signal, das Gulliver vorgeschlagen hatte, falls es sich als erforderlich erweisen sollte, bevor Walvis die Villa verlassen hatte. Der Hubschrauber kam immer näher, während Tweed allein am Fuße des Reckturms stand.
    In Tweeds Suite im Hotel wurde Paula von Minute zu Minute nervöser. Sie hatte Tweeds Angewohnheit in einer Krise übernommen – sie wanderte im Zimmer hin und her. Plötzlich gelangte sie zu einem Entschluß. Er bedeutete, daß sie gegen Tweeds Anweisung verstieß – oder doch nicht? Ihr hatte er nicht ausdrücklich befohlen, zurückzubleiben.
    Sie griff nach dem Telefon und rief Nield in seinem Zimmer an. Er meldete sich sofort.
    »Paula hier. Können Sie gleich in Tweeds Suite kommen?
    Bringen Sie Butler mit, und vergessen Sie Ihre Ausrüstung nicht.
    Es ist ein Notfall.«
    Sie ließ die beiden Männer ein, schloß hinter ihnen ab und drehte sich zu ihnen um. Als sie sprach, klang ihre Stimme befehlend und sehr selbstbewußt.
    »Ich habe dies noch nie gesagt, aber ich habe einen höheren Rang als Sie beide. Sie wissen das?«
    »Natürlich«, erwiderte Nield und lächelte. »Und wie können wir helfen?«
    »Ich möchte, daß Harry Sie und mich – bewaffnet – sofort in die Altstadt bringt – so nahe wie möglich an die Talstation der Festungsbahn heran, ohne daß wir gesehen werden.«
    »Damit würden wir gegen Tweeds ausdrückliche Anweisung verstoßen«, wendete Butler ein.
    »Keine Panik, Harry«, sagte Nield gelassen. »Wer hat das Kommando, wenn Tweed nicht da ist? Paula. Sie trifft ihre eigenen Entscheidungen. Also nichts wie los …«
    Der Hubschrauber, der sich der Plattform unterhalb der Festung näherte, verlor an Höhe. Der Pilot manövrierte die Maschine so, daß er die gesamte Plattform überblicken konnte. Der Mann neben ihm, der Walvis durch ein Fernglas beobachtet und das vereinbarte Signal – Walvis’ Aufsetzen der Kapuze – gesehen hatte, öffnete sein Fenster.
    Er ergriff das drehbar gelagerte Maschinengewehr. Sein Ziel, Tweed am Fuß des Reckturms, war eine winzige Gestalt. Der Pilot war nervös, gab eine Warnung von sich.
    »Seien Sie sehr vorsichtig, Norbert. Wir wollen nicht, daß eine Kugel irgendwo abprallt und Walvis trifft. Dann könnten wir beide unser Testament machen.«
    »Sie machen sich zu viele Sorgen«, sagte Norbert. »Sie brauchen nur den Hubschrauber ruhig zu halten, wenn ich es sage.
    Überlassen Sie es mir, meinen Job zu tun. Ich kann den halben Gurt auf Tweed abfeuern, und sämtliche Kugeln werden nur ihn treffen.«
    »Der Seitenwind ist ziemlich stark«, erklärte der Pilot. »Ich werde mein Bestes tun, aber garantieren kann ich für nichts.«
    »Walvis hat gesagt, Sie wären der beste Pilot in ganz Österreich. Und jetzt können Sie beweisen, daß er recht hatte. Es dauert nicht mehr lange, Sie brauchen nur noch ein bißchen tiefer zu gehen. Halt!« Er hatte den Finger am Abzug, der Finger krümmte sich.
    Vom oberen Ende einer Steintreppe aus, die in die Festung hinaufführte, hatte Marier den herankommenden Hubschrauber durch ein Fernglas beobachtet. Nach einem kurzen, vertraulichen Gespräch mit Newman war er eine halbe Stunde zuvor eingetroffen.
    Durch die Linsen hatte er gesehen, daß der Passagier gleichfalls ein Fernglas benutzte. Außerdem hatte er gesehen, wie das Maschinengewehr erschien, sein Lauf langsam gesenkt wurde und dann

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