Kalte Wut
anhielt.
Marier hatte gewartet, bis er ganz sicher war, daß der Hubschrauber feindliche Absichten hegte. Das Ziel konnte kaum Walvis sein – Tweed hätte nie einer Ermordung des Mannes zugestimmt, nachdem er eine Vereinbarung mit ihm getroffen hatte. Also war Tweed das Ziel.
Er hatte das an einem Riemen um seinen Hals hängende Fernglas fallen gelassen und nach seinem Armalite-Gewehr gegriffen, das mit speziellen Explosivgeschossen geladen war.
Der zielsicherste Schütze in ganz Europa schaute durch das Fadenkreuz, richtete das Gewehr auf die Treibstofftanks, drückte auf den Abzug.
Der Hubschrauber tat einen mächtigen Ruck. Der Pilot richtete die Maschine auf, versuchte, Höhe zu gewinnen, flog von der Festung fort. Schon jetzt quoll schwarzer Rauch aus der Sikorsky.
Sie steuerte auf den nächstgelegenen Berghang zu – der Pilot versuchte verzweifelt, über die Kuppe zu gelangen, den Berg zwischen sich und den Schützen zu bringen.
Von seiner erhöhten Position aus beobachtete Marier gelassen den Hubschrauber.
»Du schaffst es nicht, mein Freund«, sagte er laut.
Die Vorhersage erwies sich als richtig. Dem Piloten war es nicht gelungen, genügend Höhe zu gewinnen. Der Berghang kam immer näher. Sein Passagier war vor Angst wie gelähmt.
»Um Gottes willen, bring das verdammte Ding höher …«
Der Hubschrauber prallte direkt unterhalb der Kuppe gegen den Berg. Er ging in Flammen auf, wurde zum Feuerball. Die Hitze war so stark, daß Marier sehen konnte, wie Schnee und Eis schmolzen und die Felswand zum Vorschein kam, während die Trümmer der Maschine in einen Abgrund stürzten.
Der Fahrer der Festungsbahn hatte die Explosion von Mariers großkalibrigem Geschoß gehört. Er kam herausgerannt und sah fassungslos zu, wie die Sikorsky starb. Tweed ging auf ihn zu.
»Die Statistiken beweisen, daß mehr Hubschrauber verunglücken als jede andere Art von Flugzeug«, sagte er. »Ich würde nicht einmal dann in ein solches Ding einsteigen, wenn man mir einen Haufen Geld dafür anböte.«
Walvis hatte seinen Platz an der Außenmauer verlassen und stapfte mit unsicheren Schritten auf Tweed zu. Sein teigiges Gesicht war regelrecht erstarrt.
»Bitte, bringen Sie uns jetzt hinunter«, sagte Tweed zum Fahrer der Bahn.
Er wartete, bis der Mann mit benommener Miene in dem Schuppen verschwunden war, der die Kabine beherbergte. Dann sah er Walvis an.
»Also das war Ihre Idee von freiem Geleit. Verrat scheint Ihre zweite Natur zu sein. Wir fahren jetzt hinunter, wie wir heraufgekommen sind. Und unten steigen Sie als erster aus.«
»Mr. Tweed, ich weiß nicht, was ich sagen soll«, behauptete Walvis. »Ich werde herausfinden, wer dieses Verbrechen arrangiert hat, und dann wird er auf der Stelle erschossen.«
»Vermutlich weil es ihm nicht gelungen ist, mich umzubringen.
Kein weiteres Wort, Walvis.«
»Ich habe es versucht …« Walvis zögerte, während er mit Tweed neben sich auf die Kabine zuging. »Also Krieg?«
»Krieg bis aufs Messer, bis Sie tot und begraben sind …«
Die Kabine schien für die Fahrt hinunter viel länger zu brauchen, als das Hinauffahren gedauert hatte. Als sie schließlich anhielt, stieg Walvis als erster aus, zwängte sich durch die Tür und trat hinaus in den Sonnenschein, wo ihre beiden Wagen warteten.
Walvis gab das zweite Signal, indem er seinem Fahrer zuwinkte.
Ein zweiter schwarzer Mercedes kam auf den Platz geschossen, auf dem Newman und der andere Fahrer neben ihren Wagen standen. Aus seinem Fond sprangen zwei Männer mit Maschinenpistolen heraus. Im gleichen Moment erschien ein Citroen auf dem Platz und hielt unvermittelt an. Paula sprang heraus, gefolgt von Nield und Butler. Alles passierte in Sekunden.
»Waffen fallen lassen, sonst seid ihr tot!« befahl sie. Sie hielt ihren Browning mit beiden Händen und hatte ihn auf die Rücken der Männer gerichtet, die aus dem Mercedes ausgestiegen waren.
Die beiden Männer warfen einen Blick über die Schulter und sahen, daß alle drei Neuankömmlinge auf sie zielten. Ihre Pistolen landeten auf dem harten Schnee. Dann hoben sie die Arme, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
»Machen Sie ihren Wagen unbrauchbar«, wies Paula Butler an.
»Wir geben Ihnen Deckung.«
Im Nu hatte Butler die Kühlerhaube geöffnet und sich über den Motor gebeugt. Er benutzte den Kolben seiner Walther, um etwas zu zertrümmern, schloß die Haube und kehrte zu Paula zurück.
»Ein guter Mechaniker dürfte Stunden brauchen, um diesen Wagen wieder
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