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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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bitte zu.«
    Martin war von Karls Bericht so schockiert, daß er ihn kein einziges Mal unterbrach. Zwei Männer hatten die Wachen am Eingang zu dem Komplex überfallen. Ein Wachmann war tot, der andere war gegen Morgen wieder zu Bewußtsein gekommen. Er war zu einem Schuppen in einiger Entfernung von dem Komplex getorkelt, in dem ein Wagen stand. Trotz seines Zustandes hatte er es geschafft, zu Karls Villa am Rand von Grafenau zu fahren.
    »Ich habe sofort ein Team zusammengestellt, zu dem auch ein ehemaliger Bankräuber mit seiner Ausrüstung gehörte, und bin hierher gefahren. Der Mann mit der Bohrmaschine hat einige Zeit gebraucht, bis es ihm gelungen war, die Haupttür zu öffnen. Ein entsetzlicher Gestank schlug uns entgegen. Die Klimaanlage war zerstört, die Telefonleitungen durchschnitten. Ohne Frischluft–Zufuhr hatten die Leute drinnen keine Chance. Der Ausgang nach Tschechien am anderen Ende war versiegelt worden. Wir hatten Atemgeräte mitgebracht und gingen hinein. Es war sofort klar, daß wir nichts mehr unternehmen konnten …«
    »Und wie ist die Situation jetzt?« brachte Martin schließlich heraus.
    »Mir war klar, daß es für Mr. Walvis gefährlich sein würde, wenn bekannt würde, was da drinnen vor sich ging. Ich habe Sprengstoff kommen lassen, und wir haben einen kleinen Erdrutsch ausgelöst, der den Eingang zu dem Komplex für immer blockiert und verbirgt.«
    »Ich weiß nicht, ob Mr. Walvis gefallen wird, daß Sie auf eigene Kappe gehandelt haben«, sagte Martin auf seine anmaßendste Art.
    Er hatte das Gefühl, daß er auf der Stelle die Schuld von sich weg und auf Karls Schultern abschieben mußte. Aber seine Taktik schüchterte Karl nicht ein, der begriff, was er dachte.
    »Ich übernehme die volle Verantwortung für diese Entscheidung. Außerdem möchte ich Mr. Walvis selbst berichten, was passiert ist und wie ich darauf reagiert habe. Ich will nicht, daß ihm jemand eine völlig verzerrte Version auftischt.«
    »Was Sie damit andeuten, ist eine Unverschämtheit. Diese Bemerkung werden Sie noch bedauern. Es besteht jetzt also nicht mehr die Gefahr, daß die Einheimischen je in den Komplex eindringen könnten?« fragte er und widersprach damit dem, was er gerade gesagt hatte.
    »Nicht die geringste«, erwiderte Karl so gelassen wie zuvor.
    »Ich habe das Gerücht ausgestreut, daß das Unwetter einen großen Erdrutsch ausgelöst hat. Das ist schon öfter passiert.«
    »Ich habe keine Zeit, noch länger mit Ihnen zu reden. Ich muß sofort nach Passau weiterfliegen …«
    Als der Hubschrauber sich Passau näherte, dachte Martin, daß er Walvis zumindest eine gute Nachricht würde überbringen können. Das war wichtig – um den Schock über die Katastrophe in Grafenau zu mildern.
    Der Pilot hatte über Funk eine Limousine bestellt. Als der Hubschrauber landete, wartete Martin, dann stieg er vorsichtig aus und ging langsam durch den Schnee. Karma, der für das Unternehmen in Passau zuständige Finne, saß in der wartenden Limousine. Martin setzte sich neben ihn und bedachte ihn mit seinem breiten Lächeln.
    Karma wartete, bis sie sich bereits in Passau befanden, bevor er Martin berichtete, was passiert war. Martin versank wieder in einen Schockzustand und brachte mehrere Minuten kein Wort heraus.
    »Wollen Sie damit sagen, daß sämtliche Lastkähne auf dem Grund der Donau liegen?« fragte er schließlich mit ungläubiger Miene.
    »Ja. Es wird eine Ewigkeit dauern, sie wieder zu heben, und die Ladung an Bord der Kähne wird total ruiniert sein …«
    Martin befahl, ihn zur Danubex-Zentrale in der Altstadt zu fahren. Er stieg die Treppe hinauf und forderte Karma auf, ihn in seinem Büro allein zu lassen. Es dauerte fünf Minuten, bevor er die Kraft aufbrachte, Wahns in der alten Villa am Rand von Salzburg anzurufen.
    »Mr. Walvis ist nicht da«, informierte ihn eine Stimme auf Deutsch, nachdem Martin seinen Namen genannt hatte.
    »Was soll das heißen?« brüllte Martin. »Er muß da sein.«
    »Er ist vor ein paar Minuten abgefahren. Nein, wir wissen nicht, wo er hinwollte. Nein, er hat kein Handy in seinem Wagen.
    Er traut den Dingern nicht.«
    »Wann kommt er zurück?«
    »Wir haben keine Ahnung.«
    »Sie haben wohl von überhaupt nichts eine Ahnung, Sie Idiot …«
    Martin knallte den Hörer auf die Gabel. Er hatte seinen Lammfellmantel auf den Boden geworfen und einen dicken Pullover ausgezogen, bevor er zum Telefon gegriffen hatte. In dem Zimmer herrschte eine Temperatur wie in einem

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