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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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der Kette, die sein Cape am Hals zusammenhielt, riß so heftig daran, daß die Kette den Stoff zerfetzte und in seiner Hand blieb. Er warf sie quer durchs Zimmer.
    »Sie hatten sich das alles bestens ausgedacht, nicht wahr, Gulliver? Wenn ich das vereinbarte Signal gab, würde der Mann mit dem Maschinengewehr in dem Hubschrauber Tweed niedermähen. Also, ich habe das Signal gegeben, und es hat nicht funktioniert – Ihr verdammter Hubschrauber ist ein Haufen Schrott am Fuß eines Berges. Tweed ist am Leben und bei bester Gesundheit und entschlossen, mich zu erledigen. Das ist das Ergebnis Ihrer brillanten Planung.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Sie verstehen überhaupt nichts«, wütete Walvis. Er stapfte zur Terrassentür, sah einen Hubschrauber in dem hohen Gras stehen und fuhr herum. »Was soll dieses Ding da draußen?«
    »Es hat Martin gebracht, der Ihnen etwas berichten muß«, erwiderte Gulliver in der Hoffnung, Walvis’ Wut auf ein anderes Opfer lenken zu können.
    »Martin? War der so blöd, die Maschine hier landen zu lassen?
    Die Einheimischen haben bestimmt gesehen, wie sie hier heruntergegangen ist. Diese Zuflucht sollte geheim bleiben. Bin ich denn nur von Irren umgeben?«
    Walvis schleuderte sein zerrissenes Cape durch den Raum, und es landete auf einer Couch. Dann begann er herumzustapfen, seine großen Füße dröhnten auf das Parkett, die Hände hatte er hinter dem Rücken verschränkt.
    »Der Hubschrauber könnte sofort wieder abfliegen«, riskierte Gulliver.
    »Dann sorgen Sie dafür, daß er abfliegt – auf der Stelle. Streuen Sie das Gerücht aus, daß er eine Notlandung machen mußte.«
    »Die Leute werden sich nicht so leicht überzeugen lassen, zumal wenn ihnen dann klar wird, daß die Villa bewohnt ist.«
    »Herr im Himmel!« Walvis schlug sich mit einer Hand gegen die Stirn. »Muß ich mir denn jedes kleinste Detail selbst einfallen lassen? Mein lieber Gulliver« – seine Stimme wurde gefährlich ruhig –, »Sie schicken ein paar Leute, die Deutsch sprechen, los und lassen sie in verschiedenen Geschäften etwas kaufen.
    Während sie darin sind, erzählen sie die Geschichte von dem Hubschrauber, daß er Probleme mit seinem Motor hatte und auf dem Gelände der leerstehenden Villa notlanden mußte.
    Ladenbesitzer klatschen mit ihren Kunden …«
    »Eine gute Idee, Sir …«
    »Ich frage mich nur, wann Sie einmal mit einer guten Idee aufwarten. Falls das überhaupt jemals geschehen sollte. Warten Sie!« befahl er, als Gulliver aus dem Zimmer eilen wollte.
    »Vergessen Sie nicht, den Piloten anzuweisen, daß er sofort abfliegen soll, bevor Sie das Gerücht ausstreuen.«
    »Wohin soll er fliegen?«
    »Irgendwohin, Idiot! Hauptsache, er verschwindet. Ich nehme an, Martin ist hier?«
    »Ja, er wartet in seinem Zimmer darauf, daß Sie ihn rufen lassen.«
    »Sagen Sie ihm, er ist gerufen! Sagen Sie ihm, ich will ihn in dreißig Sekunden hier sehen …«
    Er hörte das Klappen von Martins Füßen, als dieser die Stufen der alten Holztreppe hinunterstürmte. Dann folgte ein stolperndes Geräusch und ein dumpfer Aufprall. In seiner Eile, Walvis’ Befehl zu gehorchen, war Martin gestürzt. Als er ins Zimmer trat, wischte er sich den Staub von dem neuen Anzug, den er angezogen hatte, nachdem er den anderen in Passau mit Brandy durchtränkt hatte. Martin hatte immer einen Reserveanzug im Gepäck. Walvis musterte ihn kurz.
    »Hören Sie auf, so aussehen zu wollen wie ein Geschenk des Himmels für Frauen!« brüllte Walvis.
    Er saß an seinem Schreibtisch. Der Sessel knarrte unter seinem Gewicht. Er starrte Martin an, der versuchte, die richtigen Worte für die katastrophalen Nachrichten zu finden. Er ging auf einen Sessel zu, um sich zu setzen.
    »Bleiben Sie stehen, während Sie Ihren Bericht erstatten«, befahl Walvis, jetzt wieder mit leiser Stimme.
    »Der heftige Schneesturm, der die ganze Nacht hindurch getobt hat, hinderte mich daran …«
    Walvis seufzte laut. »Kommen Sie zur Sache. Sie wollen mir berichten, daß etwas schiefgegangen ist?«
    »Karl hat in Grafenau Mist gebaut. Sie haben Sprengstoff benutzt, um den Zugang zum Tunnel zu erweitern …«
    »Wollen wir noch einmal anfangen, Martin? Oder soll ich Karl anrufen, damit er mir erzählt, was wirklich passiert ist?«
    Martin holte tief Luft und kam zu dem Schluß, daß ihm nichts anderes übrigblieb, als die Wahrheit zu sagen. Als er berichtete, was passiert war, blieb Walvis unheimlich stumm und biß sich nur auf die dicke Unterlippe.

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