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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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daß ihr Todesurteil gesprochen war, hielt sie diese Tatsache vor mir geheim, damit wir ein paar letzte glückliche Tage miteinander verbringen konnten. Oh Gott!
    Weshalb habe ich nicht begriffen, was vorging?«
    Aber er erinnerte sich auch an eine bohrende Angst im Hintergrund seines Bewußtseins, daß irgend etwas Fürchterliches vor sich ging. Er hatte, fast unbewußt, das Thema nicht zur Sprache gebracht, weil er wußte, daß sie es so wollte. Ein normales Leben, so lange es möglich war, ein normales Leben für ihn.
    Er lehnte sich kurz an eine Mauer, während er sich die Tränen abwischte und sich die Nase putzte. Er wußte, daß es in der Zukunft viele Zeiten geben würde, in denen er in der Abgeschiedenheit seines Hauses um sie weinen, ihren Namen rufen würde.
    Er atmete tief die kalte Luft ein und riß sich aus den tiefen Emotionen heraus, die ihn fast überwältigten. Er sah ein geöffnetes Cafe, ging hinein, setzte sich und bat die Frau, der der winzige Laden gehörte, um eine Tasse Kaffee. Sie begann zu reden, sobald sie ihn bedient hatte –vermutlich, weil er auf Deutsch bestellt hatte.
    »Haben Sie es schon gehört? Der reichste Mann der Welt hält sich irgendwo in Salzburg auf. Heißt Walvis. Den Namen habe ich noch nie gehört. Es heißt, er wäre ein Multimilliardär.«
    »Woher haben Sie dieses merkwürdige Gerücht?« fragte Philip.
    »Der Portier von einem kleinen Hotel ganz in der Nähe – einer meiner Stammgäste – ist auf einen Kaffee hereingekommen. Der arme Mann war so durchgefroren, daß seine Hände zitterten, als er seine Tasse hochhob, und er hat seinen Kaffee verschüttet. Ich habe ihm natürlich eine frische Tasse gebracht.«
    Philip war jetzt hellwach, sein Denken klar, nur auf seinen Job gerichtet.
    »Aber von wem hat der Portier es erfahren?«
    »Vielleicht sollte ich nicht darüber reden, aber es gibt einen geheimen Draht, der sich durch ganz Salzburg erstreckt – zwischen den Portiers sämtlicher Hotels. Sie erzählen sich immer, wenn ein sehr berühmter Gast bei ihnen wohnt. Aber diesmal war es ein wenig anders.«
    »In welcher Hinsicht?« fragte Philip.
    »Also, er hat gesagt, ein Mann wäre hereingekommen und hätte sich nach den Zimmerpreisen erkundigt, wollte wissen, ob sie für die nächste Nacht noch ein Zimmer frei hätten. Hatten sie natürlich, um diese Jahreszeit. Der Mann sagte dem Portier, er würde ihn anrufen, wenn er das Zimmer brauchte. Dann fragte er ihn, ob er schon gehört hätte, daß sich der reichste Mann der Welt in Salzburg aufhielte. Ein Gabriel March Walvis. Ich glaube, das war der Name.«
    »Hat der Portier ihn gefragt, wo er wohnt?« fragte Philip.
    Nicht, daß die Frau irgendeine Ermutigung gebraucht hätte.
    »Genau das hat er diesen Fremden gefragt. Der Mann sagte, er hätte keine Ahnung, er hätte nur gehört, daß Walvis manchmal in einem Fünf-Sterne-Hotel abstieg, manchmal aber auch in einem ganz kleinen Hotel. Ich nehme an, der Portier hat gleich zum Telefon gegriffen und das Gerücht brühwarm an seine Kollegen weitergegeben.«
    »Danke für den Kaffee. Ich muß jetzt weiter. Wieviel bin ich Ihnen schuldig?«
    Draußen traf ihn die Kälte wieder wie ein Schlag, aber die Wärme in dem Lokal hatte zusammen mit dem heißen Kaffee für eine gute Zentralheizung gesorgt. Philip hatte das Gefühl, zu allem bereit zu sein. Der Aufenthalt in dem kleinen Cafe war aufschlußreich gewesen. Jetzt wußte er, wie Walvis das Gerücht verbreitet hatte, er wäre in Salzburg. Er hatte seine Gangster zum Anzapfen des heißen Drahtes benutzt. Und anzudeuten, daß Walvis kleine Hotels ebenso benutzte wie Fünf-Sterne–Etablissements, war ein geschickter Schachzug gewesen.
    Inzwischen würde die Nachricht in ganz Salzburg herum sein.
    Philip wanderte eine Hauptstraße entlang. Er hatte den logischen Gedanken, daß Lucien sich bei diesem Wetter nicht herauswagen und behaglich in seiner Wohnung oder sonst einem Versteck in der Altstadt sitzen würde, aus seinem Kopf verdrängt.
    Ich brauche nur ein bißchen Glück, sagte er sich.
    Tweed hatte seinen Koffer so weit wie möglich gepackt, als Paula zurückkehrte und ihn allein in seiner Suite vorfand. Sie betrachtete den Koffer.
    »Meiner ist auch gepackt, bis auf meine Nachtsachen und Kosmetika. Ich bin gekommen, weil ich Sie etwas fragen wollte.
    Ich nehme an, es ist der Tod von Ziggy Palewski, der mich so wütend macht. Es ist merkwürdig, aber es kommt vor, daß man nur ganz kurz mit einem Menschen zusammen ist

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