Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
er auf dem Rückweg ins Hotel in die Salzach werfen.
    Bevor er ging, warf er noch einen letzten Blick auf das Faß. Auf der Oberfläche hatte sich bereits neues Eis gebildet. Lucien war in seinem Grab eingeschlossen. Fast am Ende seiner Kraft, unglaublich müde, verließ Philip die Gasse, zwang seine bleiernen Füße, die Altstadt zum letztenmal zu verlassen.

39
    »Der nächste ist Walvis.«
    Als Philip diese Worte in der Hotelsuite sprach, klang seine Stimme völlig leidenschaftslos. Das gesamte Team hatte sich versammelt – Marier, dem es nicht gelungen war, Philip zu finden, war gleichfalls zurückgekehrt.
    Tweed und die anderen hörten schweigend zu, während Philip, fast wie ein Roboter sprechend, ihnen von seiner letzten Begegnung mit Lucien erzählte. Die Emotionen, die ihn dabei überwältigt hatten, erwähnte er nicht. Dann hatte er, immer noch stehend, die vier Worte ausgesprochen und war verstummt.
    »Danke, daß Sie es mir erzählt haben«, sagte Tweed ruhig.
    »Wir fahren mit dem Abendzug nach München. Sie werden bestimmt ein Bad nehmen wollen. Können Sie in einer Viertelstunde wieder hier sein?«
    »Kein Problem.« Philip sah sich im Zimmer um, und sein Blick verweilte einen Moment bei Paula, bevor er wieder sprach. »Es war ein grauenhaftes Erlebnis. Aber es mußte sein.«
    Paula verspürte Erleichterung, als er die Suite verließ. Seine letzten Worte hatten ihr bewiesen, daß er sich nicht in einen Killer verwandelt hatte, dem seine Arbeit Spaß machte. Später, wenn die Reaktion einsetzte, würde er darunter leiden.
    »Teardrop«, sagte Tweed. »Von jetzt ab müßt ihr alle ständig auf der Hut sein. Sie ist nicht mehr an der ungewöhnlichen Aufmachung zu erkennen, die sie so lange benutzt hat. Sie kann in jeder Verkleidung auftauchen. Also seht euch vor, wenn sich eine einzelne Frau an euch heranmachen will.«
    »Ich bin immer nervös, wenn eine einzelne Frau sich an mich heranmachen will«, sagte Newman mit einem Lächeln.
    »Das sollte kein Witz sein«, wies Tweed ihn zurecht.
    »Und mich wundert, wieso Jill Seiborne zu ihrer früheren Frisur zurückgekehrt ist«, bemerkte Paula. »Jetzt trägt sie ihr Haar wieder wie einen an ihren Kopf angeklebten Helm.«
    »Das ist eine überaus interessante Bemerkung«, sagte Tweed mit einem seltsamen Lächeln.
    Paula wartete darauf, daß er weitersprach und erklärte, was er damit meinte, aber er sagte nichts mehr. Ich hätte es wissen müssen, dachte sie leicht pikiert.
    Eine Viertelstunde später hatten alle ihre Rechnungen bezahlt und standen mit ihrem Gepäck in Tweeds Zimmer bereit, um mit Taxis zum Bahnhof zu fahren. Tweed sah auf die Uhr, griff nach seinem Koffer.
    »Wir können den Zug gerade noch erreichen. Und ich frage mich, was uns in München erwartet …«
    Als sie auf dem Bahnsteig auf den Zug warteten, tauchte Ronnie auf, der widerwärtige Ronald Weatherby. Wie seltsam, dachte Paula – er war auch da, als wir hier ankamen. Er kam auf Tweed zu und streckte ihm eine schlaffe Hand entgegen. Er trug einen Ledermantel und einen Tirolerhut mit einer Feder am Band.
    »Ein Wort in Ihr wohlgeformtes Ohr, wenn wir im Zug sitzen«, sagte er. »Unter vier Augen.«
    Paula war verblüfft, daß er, als er Tweeds Hand schüttelte, kräftig Zugriff. Dann fuhr der von Wien kommende Zug ein.
    Tweed zupfte an Paulas Ärmel, um ihr zu bedeuten, daß sie ihn begleiten sollte.
    In dem Erste-Klasse-Wagen entschied Tweed sich für vier Plätze am Ende. Er sah Newman an und schüttelte leicht den Kopf. Newman, der im Begriff gewesen war, sich als Wachtposten niederzulassen, nickte, öffnete die Tür, ging hinaus und stellte sich so hin, daß er jeden sehen konnte, der den Wagen betrat.
    Weatherby ließ sich Tweed gegenüber nieder, der Paula neben sich hatte. Der Rest seines Teams hatte sich in Grüppchen aufgespalten und am anderen Ende des Wagens Platz genommen.
    »Weatherby«, begann Tweed. »Paula ist meine engste Mitarbeiterin und meine rechte Hand. Vor ihr können Sie alles sagen, was Sie sagen wollen.« Er wendete sich an Paula. »Darf ich Sie mit Ronald Weatherby bekannt machen. Angehöriger des Militärischen Geheimdienstes und leitender Sicherheitsoffizier für die britischen Streitkräfte in Deutschland.«
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen«, sagte Weatherby mit völlig normaler Stimme und jetzt kurzer und knapper Sprechweise. »Ich habe von Tweed gehört, wie oft und in wie vieler Hinsicht Sie ihm bereits geholfen haben. Wir brauchen mehr Frauen

Weitere Kostenlose Bücher