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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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tun.« Walvis herunterhängende Lider zuckten irritiert. »Und Sie haben dafür gesorgt, daß Leute den Flughafen überwachen? Und jedem Engländer folgen, der mit einer Linienmaschine aus London kommt?«
    »Ich habe zehn Leute damit beauftragt, die paarweise arbeiten und alle mit einem Wagen ausgerüstet sind.« Das neben Martin montierte Telefon begann zu läuten, und er meldete sich auf Deutsch. Der immer argwöhnische Walvis lehnte sich vor und versuchte mitzubekommen, was da passierte. Martin beendete das Gespräch, legte den Hörer wieder auf und zeigte grinsend seine sämtlichen Zähne. Er ließ keine Gelegenheit, seinem Boß zu schmeicheln, ungenutzt und trug dabei immer faustdick auf, ohne zu ahnen, daß Walvis in ihm las wie in einem Buch und ihn verachtete.
    »Sie hatten völlig recht, als Sie die Wachmannschaft in der Zentrale um zwei Mann verstärkten. Ein Engländer namens Cardon ist gerade mit einer Maschine aus London eingetroffen und im Vier Jahreszeiten abgestiegen.«
    »Beordern Sie weiteres Wachpersonal in die Zentrale. Nein, warten Sie …« Martin griff bereits nach dem Telefon. »Weisen Sie zuerst den Fahrer an, kehrtzumachen und sofort zur Zentrale in München zu fahren.« Er lehnte sich auf seinem Sitz zurück.
    »Wir haben unterwegs gegessen, also sind wir in bester Verfassung, mit jeder möglichen Bedrohung fertig zu werden.
    Nun los, machen Sie schon.«
    »Wir fahren also nicht zum Schloß?« getraute sich Rosa zu sagen.
    »Ihre Fähigkeiten, Schlußfolgerungen zu ziehen, sind wirklich bemerkenswert. Ich hatte nie die Absicht, dorthin zu fahren. Ich wollte nur feststellen, ob uns jemand folgt. Offenbar muß ich selbst an alles denken. Und jetzt lassen Sie mich denken.«
    Rosa seufzte innerlich. Sie wußte, daß Walvis unter Verfolgungswahn litt, daß er überall Spione sah. Was merkwürdig ist, dachte sie. Walvis war der reichste Mann der Welt, aber er war noch nie fotografiert worden. Auch in dieser Beziehung hatte er seine Gerissenheit unter Beweis gestellt.
    In der Vergangenheit hatte er dafür gesorgt, daß vier sehr unterschiedlich aussehende Männer ihn verkörperten, indem sie in Spitzenhotels abstiegen und sich unter dem Namen Gabriel March Walvis anmeldeten. Das Ergebnis waren vier einander widersprechende Fotos des Milliardärs, von denen keines auch nur im entferntesten dem wahren Walvis ähnelte.
    »Mein sechster Sinn sagt mir, daß wir in der Zentrale einen Eindringling erwischen werden«, bemerkte Walvis, mit grausamer Befriedigung lächelnd.

4
    In derselben Nacht ging Tweed im Dolphin and Anchor im weit von München entfernten Chichester voll angekleidet die Treppe zum Foyer hinunter. Für den Fall, daß er dem Nachtportier begegnen sollte, hatte er einen Vorwand parat. Er würde sagen, er wäre sehr durstig, und um eine Flasche Mineralwasser bitten.
    Die Außentüren waren geschlossen, und das Foyer war leer bis auf einen Mann. Leo Kahn saß sehr aufrecht in seinem Sessel und las Zeitung. Es war wichtig, daß er sich über die Ereignisse in England auf dem laufenden hielt –das erleichterte es ihm, seine Tarnung beizubehalten.
    Er hatte Tweeds leise Schritte auf den teppichbelegten Stufen nicht gehört und konnte nun nicht mehr so tun, als schliefe er. Er hatte bereits in Abwesenheit des Nachtportiers ins Hotelregister geschaut. Die drei Gäste, die am frühen Morgen eingetroffen waren, hießen Tweed, Newman und Paula Grey. Die Namen sagten ihm nichts.
    »Guten Morgen«, wendete sich Tweed an den kleinen Mann.
    »Immer noch auf? Auf diese Weise bekommen Sie nicht viel Schlaf.«
    »Ich brauche den Schlaf nicht«, erwiderte Kahn und musterte Tweed mit ausdruckslosen Augen hinter seiner großen Brille.
    »Und weshalb schlafen Sie nicht?«
    »Weil ich etwas Mineralwasser brauche. Sind Sie von weither nach hier angereist?« erkundigte er sich beiläufig.
    »Aus London.« Kahns Tonfall war plötzlich abrupt. Ihm mißfielen Leute, die Fragen stellten. Eine unerfreuliche Angewohnheit der Engländer. Er wollte sich wieder seiner Zeitung widmen.
    »Sind Sie geschäftlich hier?« fragte Tweed weiter. »Oder machen Sie Urlaub?«
    »Ich mache nie Urlaub«, erwiderte Kahn, seinen Tonfall mäßigend. Es war ein Fehler gewesen, Feindseligkeit zu zeigen, und dieser Mann, der den Blick nicht von ihm abwendete, machte ihn nervös. Er kam sich vor wie bei einem Verhör.
    »Oh, das sollten Sie aber«, plapperte Tweed weiter.
    »Gelegentlich Urlaub machen – das gibt einem neue Kraft für die

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