Kalte Wut
bewältigen, die Handschuhe ausgezogen hatte, waren seine Hände bis auf die Knochen durchgefroren.
Er schob einen der Torflügel zurück, eine Bewegung, die normalerweise den Alarm ausgelöst hätte, machte ihn hinter sich zu und trat in die Dunkelheit der Arkade. Philip war jetzt sehr auf der Hut, eiskalt sowohl im Handeln als auch körperlich. Er duckte sich unter zwei Sensoren hindurch, die er an einem Fensterrahmen entdeckt hatte. Ein dritter war so tief angebracht, daß er auf dem Betonboden unter dem Laserstrahl hindurchkriechen mußte.
Hinter den Fenstern konnte er undeutlich riesige Satellitenschüsseln erkennen. Am Ende der Arkade stieß er auf eine solide, zweiflügelige Bronzetür. Er setzte einen weiteren Alarm außer Betrieb, dankbar für das Training an den neuesten Überwachungssystemen, das ihm in dem großen, abgelegenen Haus in der Nähe von Send in Surrey zuteil geworden war. Die Tür bereitete ihm nur wenig Mühe, und dann befand er sich in der Festung der International & Cosmopolitan Universal Communications.
»Aber achte auf weitere Fallen«, wies er sich selbst an.
Er wartete, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann riskierte er es, eine Taschenlampe einzuschalten.
Neben einer Reihe von Fahrstühlen führte eine Treppe nach oben.
»Die Treppe«, sagte er. »Die Fahrstühle haben vermutlich ihr eigenes Alarmsystem. Und laß dich von der Stille nicht täuschen.
Es könnten Wachmänner da sein. Und jetzt mach das Büro des Mannes an der Spitze ausfindig.«
Er schaute auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr. 1.15 Uhr.
Auf dem Rücksitz seiner Limousine sah Walvis gleichfalls auf die Uhr. Sie hatten den Stadtrand von München erreicht. Martin bemerkte die Bewegung und konsultierte seine eigene, teure Armbanduhr, an der er die Mondphasen und weitere nutzlose Informationen ablesen konnte. Er lächelte breit.
»0.45 Uhr. Richtig?«
»Dieser Haufen Schrott, den Sie da tragen, geht ausnahmsweise einmal richtig«, bemerkte Walvis. »Kaum Verkehr. Was meinen Sie, wann werden wir die Zentrale erreicht haben?«
»In ungefähr einer halben Stunde«, erklärte Martin. »Dann können wir das ganze Gebäude überprüfen.«
Philip war im Büro des Mannes an der Spitze. Zumindest vermutete er es – die anderen Büros in der obersten Etage hatten massive Eichentüren, dieses dagegen eine Bronzetür. Jemand schien Bronze zu lieben. Es war eine seltsame Konstruktion: zu beiden Seiten der Bronzetür gingen große Fenster mit Milchglasscheiben auf den breiten Korridor hinaus.
Wie die anderen Fensterscheiben, die Philip rasch untersucht hatte, bestanden auch sie aus Panzerglas. Jemand war auf seine persönliche Sicherheit geradezu versessen. Neben dem eigentlichen Büro lag ein geräumiges, mit Marmor verkleidetes Badezimmer. Philip warf einen Blick hinein und schürzte die Lippen, als er bronzene Wasserhähne und bronzene Duscharmaturen sah.
»Beweg dich«, befahl er sich. »Es ist das Hauptbüro, in dem du dich umsehen willst …«
Der Strahl seiner Taschenlampe glitt langsam über eine Reihe von Aktenschränken. Alle waren verschlossen und trugen Schilder mit Buchstaben: A–C, D–F und so weiter. Schwaches Licht von der Deckenbeleuchtung auf dem Korridor, die eingeschaltet gewesen war, half ihm bei seiner Suche.
Er öffnete die Doppeltür eines großen, in die Wand eingelassenen Schrankes und schaute hinein. Es war ein tiefer Kleiderschrank, in dem an einer Bronzestange eine Kollektion teurer Kleidungsstücke hing. Vicuna-Mäntel, Burberry–Regenmäntel, Straßenanzüge, die meisten davon in dunklen Farben.
Was Philip verblüffte, war die Größe der Kleidungsstücke.
Dieses Büro gehörte einem sehr massigen Mann.
Wenn er nur einen Namen finden könnte. Später würde er den ersten Aktenschrank öffnen. Er öffnete mit seinen behandschuhten Händen die Schubladen eines massiven Mahagonischreibtisches. Ihr Inhalt lieferte ihm keinerlei Hinweise – Notizblöcke aus Papier erster Qualität mit eingeprägtem Firmennamen.
»Dicker Mann, du mußt doch privates Notizpapier haben«, sagte Philip zu sich selbst, während er gekonnt sämtliche Schubladen durchsuchte, wobei er sorgfältig darauf achtete, daß er nichts durcheinander brachte. Er wollte keine Spuren seiner Durchsuchung hinterlassen. Er hatte gerade die letzte Schublade wieder geschlossen, als er Stimmen und näherkommende Schritte hörte.
Philip bewegte sich rasch an die Seite des Zimmers, an der sich der
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