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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Anforderungen des Geschäftslebens. Ich versuche immer zu erraten, welchen Beruf jemand hat. Sind Sie Buchhalter?«
    Kahn starrte Tweed durch seine zotteligen Haarfransen hindurch an. Sein ganzer Körper hatte sich versteift, und Tweed spürte die Anspannung, die von diesem seltsamen kleinen Mann ausging. Da stimmte etwas nicht.
    Aus einem Augenwinkel heraus hatte Tweed gesehen, daß Newman lautlos auf dem Treppenabsatz über ihm aufgetaucht war. Newman, gleichfalls vollständig angezogen und nicht imstande zu schlafen, hatte gehört, wie Tweed die Tür des Zimmers neben seinem geöffnet hatte. Er war ihm leise gefolgt und stand jetzt reglos da; eine Hand steckte in seinem Jackett und umklammerte den Griff des .38er Smith & Wesson in seinem Hüftholster.
    »Nein, ich bin kein Buchhalter«, sagte Kahn schließlich.
    Tweed verstummte und wartete. Seine Augen fixierten Kahn.
    Er blieb stumm, und der Druck auf Kahn wuchs, der Druck, etwas zu sagen. Das war eine Taktik, die Tweed bei Verhören schon oft angewendet hatte. Eine Willensschlacht. Die harten Linien von Kahns Wangenknochen schienen noch deutlicher hervorzutreten.
    »Ich bin Forscher«, sagte er nach einer langen Pause.
    »Ach, das ist aber wirklich interessant«, sagte Tweed verbindlich. »Welche Art von Forschungen betreiben Sie?«
    »Wissenschaftliche«, erwiderte Kahn rasch; auf diese Frage war er gefaßt gewesen. »Ich schreibe ein Buch. Das wird mich sehr viel Zeit kosten.«
    »Das wird es bestimmt.« Der Nachtportier war zurückgekehrt.
    »War nett, daß wir uns ein bißchen unterhalten konnten«, fuhr Tweed mit entwaffnender Freundlichkeit fort. »Ich hoffe, Sie bekommen doch noch etwas Schlaf. Gute Nacht – oder richtiger: Guten Morgen …«
    Newman war vom Treppenabsatz verschwunden, bevor der Nachtportier ihn zu Gesicht bekommen konnte. Als Tweed mit seiner Flasche Mineralwasser die Treppe zum ersten Stock hinaufgegangen war, fand er Newman hinter der Feuerschutztür auf ihn wartend vor.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Newman. »Dieser Typ gefällt mir nicht. Er weiß, daß wir hier sind.«
    »Aber vermutlich weiß er nicht, daß Marier, Butler und Nield im Ship sind. Sie müssen dort ungefähr zur gleichen Zeit eingetroffen sein, zu der wir hier ankamen.«
    »Das sind sie. Marier hat mich kurz angerufen, bevor ich mein Zimmer verließ, um Ihnen zu folgen.«
    »Also weiß Mr. Leopold Winter über uns Bescheid, aber nicht über sie. Was ein großer Vorteil sein könnte.«
    »Woher wissen Sie seinen Namen?«
    »Ich habe den Portier gebeten, die Flasche für mich zu öffnen.
    Während er das tat, habe ich einen Blick ins Register geworfen – was vor mir offenbar schon jemand anders getan hatte. Das Buch lag schräg zur Gästeseite des Tresens. Leopold Winter war der Name über unseren.«
    »Sie sind absichtlich noch einmal ins Foyer gegangen, um sich den Mann genauer anzusehen? Das dachte ich mir. Weshalb?«
    »Sein Aussehen. Seinem Gesicht nach könnte er Mitteleuropäer sein, vielleicht sogar Slawe. Sein Englisch ist gut, aber nicht vollkommen. Und sogar, als wir ankamen und er so tat, als schliefe er, spürte ich eine Spannung in der Art, wie er dasaß.
    Später, wenn Winter frühstückt, verlassen Sie den Raum und laufen zum Ship. Ich möchte, daß unsere drei Leute über eine genaue Beschreibung von Mr. Leopold Winter verfügen …«
    Es war keine Menschenseele in Sicht, als Cardon abermals die Maximilianstraße entlangfuhr. Der Volvo war verschwunden.
    Sein Ziel, die Nummer 2001, war ein hohes, zehnstöckiges Gebäude, nicht weit von der Kreuzung der Maximilianstraße mit der Ringstraße entfernt. Ein Gittertor, geschlossen, verwehrte den Zugang zu einer Arkade.
    Philip hatte die Werkzeuge, die er vermutlich brauchen würde, bereits in der Hand. Er blieb vor dem Tor stehen und zündete sich eine Zigarette an, um einen Grund zum Stehenbleiben zu haben.
    Und Jean und ich waren auf vier pro Tag herunter, dachte er grimmig. Und jetzt werden es ständig mehr, aber es ist mir egal.
    Er spritzte eine farblose Flüssigkeit auf die elektrische Verbindung, die die Alarmanlage steuerte. Die Flüssigkeit erstarrte und unterbrach die Verbindung.
    Philip mußte zwei komplizierte Schlösser knacken, wozu er zwei verschiedene Werkzeuge brauchte. Schließlich hatte er beide geöffnet, erleichtert, daß kein Wagen die Straße entlanggekommen und kein Fußgänger aufgetaucht war. Es war eine bitterkalte Novembernacht, und da er, um seine schwierige Arbeit zu

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