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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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öffnete.
    »Wir müssen schleunigst von hier verschwinden«, sagte er heiser.
    »Waffen und Munition im Wert von zwei Millionen Dollar«, sagte Walvis mit tonloser Stimme.
    »Ich sagte, wir müssen von hier verschwinden«, wiederholte Gulliver.
    »Das war wieder Tweed«, fuhr Walvis mit der gleichen tonlosen Stimme fort. »Er muß sterben, langsam, unter Schmerzen.«
    »Okay, darum können wir uns später kümmern. Wachen Sie auf. Wir müssen so schnell wie möglich fort aus dieser Gegend!«
    In seiner Verzweiflung ergriff er Walvis’ rechten Arm und schüttelte ihn. Walvis wendete langsam den Kopf und starrte Gulliver mit unverändert benommener Miene an.
    »Haben Sie von Martin gehört?« fragte er. »Ich habe ihn zu meinem Bauernhaus geschickt, damit er meine wichtigsten Papiere holt. Haben Sie von Martin gehört?«
    »Wohin wollen wir jetzt?« fragte Gulliver. »Wir müssen fort aus München.«
    »Natürlich müssen wir das«, erwiderte Walvis, plötzlich wieder hellwach, mit zu einem gefährlichen Ausdruck verzerrten Gesicht.
    »Im Gegensatz zu Ihnen kann ich mich einer Krise anpassen, meine Strategie ändern. Ich weiß genau, was wir als nächstes tun werden. Und wir haben noch anderswo gewaltige Waffen- und Munitonsvorräte.«
    »Die haben wir«, pflichtete Gulliver ihm ungeduldig bei, »aber wohin …«
    »Wagen Sie es nicht noch einmal, mich zu unterbrechen. Wir fahren nach Berg, wo mein Flugzeug, die
Pegasus V,
auf dem Starnberger See auf uns wartet. Tweeds Schicksal ist besiegelt.«

41
    Kuhlmann führte Tweed, Paula, Newman und Philip in ein Restaurant in der Nähe der Maximilianstraße. Danach zu urteilen, wie er von dem Besitzer begrüßt und in ein Separatzimmer geführt wurde, war er hier wohlbekannt. Er rückte für Paula einen Stuhl hinter dem Tisch zurecht, von dem aus sie auf einen kleinen Terrassengarten hinausschauen konnte. Das Wasser in einem erhöht angelegten und von einer Steinmauer umgebenen Becken war gefroren, ebenso ein senkrechter Speer aus Wasser, das aus dem Springbrunnen gekommen war.
    »Es war gut, daß Sie Philip mitgenommen haben«, bemerkte Paula, als Philip verschwunden war, um auf die Toilette zu gehen.
    »Nach dem, was er durchgemacht hat – und immer noch durchmacht –, dachte ich, es könnte ihn auf andere Gedanken bringen.« Philip kehrte zurück, und er wechselte sofort das Thema. »Lesen Sie die Speisekarte sorgfältig – das Essen hier ist vorzüglich.«
    »Ich möchte Sie um einen schwierigen, vielleicht unmöglichen Gefallen bitten«, sagte Tweed.
    »Das Mögliche ist leicht und langweilig – nur das Unmögliche ist eine Herausforderung. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich möchte, daß Rosa Brandt nach London gebracht wird – unter Bewachung, falls es erforderlich sein sollte.«
    »Wird gemacht«, erwiderte Kuhlmann prompt. »Sie ist eine der verdächtigen Personen beim Mord an dem britischen Staatsbürger Captain Sherwood. Ich müßte eigentlich vorher den Auslieferungskram erledigen, aber darum werde ich mich später kümmern. Rufen Sie mich einfach an, wenn Sie sie brauchen. Sie hat eine Wohnung hier in der Stadt, ohne Telefon. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie so weit sind, und ich bringe sie an Bord eines Flugzeugs.«
    »Ich danke Ihnen vielmals.« Wie die anderen studierte Tweed die Speisekarte, während er sprach. »Wie stehen die Dinge in Bonn?«
    »Erstaunlich gut, von meiner Warte aus. Der Bundeskanzler hat sich mit dem österreichischen Bundeskanzler und dem polnischen Verteidigungsminister getroffen. Sie haben eine derartige Angst vor den Millionen von Flüchtlingen, die nur darauf warten, über die Grenzen zu fluten, daß sie mich praktisch zum Oberkommandierenden der Operation ernannt haben, die ihnen Einhalt gebieten soll. Aber ich habe noch nicht die geringste Ahnung, wie ich das anstellen soll.«
    »Austerlitz«, sagte Tweed. »Die Flüsse sind doch zugefroren, oder?«
    »So fest, daß sie nachts darüberlaufen können. Wieso Austerlitz?«
    »Sie wissen doch Bescheid über Napoleons große Schlacht, in der er einem starken russischen Heer gegenüberstand. Ein Teil davon flüchtete sich auf ein paar zugefrorene Teiche, er ließ seine großen Geschütze abfeuern, zertrümmerte das Eis, und die Russen ertranken.«
    »Ich beginne zu verstehen, worauf Sie hinauswollen …«
    Es gab eine Pause, während der sie bestellten. Kuhlmann bat den Inhaber des Lokals, ihnen mehrere Flaschen Weißwein zu bringen.
    »Mobile Artillerie«, fuhr Tweed fort.

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