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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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gut verstehen? Ich spreche über eine Leitung, die mit einem Scrambler gekoppelt ist, und sitze allein in einer Kabine ganz oben in einem ausfahrbaren mobilen Turm. Ich kann über den zugefrorenen Fluß hinwegschauen. Es ist eine beängstigende Szene. Die Menschenmassen auf der anderen Seite erstrecken sich so weit, wie das Auge schauen kann, und warten nur darauf, herüberzukommen.«
    »Sie bekommen doch hoffentlich volle Kooperation?«
    »Ihre Hoffnung trügt. Der ganze Haufen hält sich in einer Zentrale hier in der Nähe auf. General Reichenbach, der amerikanische Oberkommandierende der NATO, zusammen mit viel zu vielen Stabsoffizieren. Alle geben ihren Senf dazu, und das Diskutieren nimmt kein Ende. Zumindest ist die mobile Artillerie in Stellung gegangen und hat sich entlang der ganzen Linie eingegraben.«
    »Worin liegt das Problem?«
    »Reichenbach weigert sich rundheraus, meinen Rat zu befolgen – zu warten, bis sie nach Einbruch der Dunkelheit herüberkommen, und dann das Feuer auf das Eis zu eröffnen, damit sie ertrinken und die anderen gar nicht erst auf die Idee kommen, es auch nur zu versuchen, wenn das Eis wieder zugefroren ist. Hier ist es sehr kalt. Ich habe mich direkt an den Kanzler in Bonn gewendet. Er hat eine Kabinettssitzung einberufen. Dort soll die Situation diskutiert werden. So ein Unfug.«
    »Und was werden Sie tun?«
    »Weiterkämpfen! Sie anbrüllen, hoffen, daß sie irgendwann zur Vernunft kommen. Ich halte Sie auf dem laufenden.«
    »Sprechen Sie mit Monica, falls ich nicht hier bin. Ich weiß, wo Walvis ist. Sein Wasserflugzeug ist per Radar bis zu seiner Basis verfolgt worden.«
    »Töten Sie ihn. Dann kann er nicht mehr seinen Befehl erteilen, wenn es dunkel wird. Sonst wird es über ganz Europa dunkel …«
    »Wenn es nur endlich dunkel würde«, schäumte Walvis. »Der Kontinent ist uns eine Stunde voraus, aber dort ist es trotzdem noch hell. Zu früh, um das Signal zu senden.«
    Walvis stapfte rastlos in der Bibliothek umher, unfähig, still zu sitzen. Gulliver war irgendwo draußen und perfektionierte die Verteidigungsanlagen. Außer ihm befand sich nur Martin im Zimmer, und der wünschte sich, er wäre woanders.
    »Wir brauchen nicht mehr lange zu warten«, getraute er sich zu sagen. »Alles ist vorbereitet. Es geht nur noch darum, daß Sie das Signal senden, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
    »Ja! Nur darum geht es.« Walvis wendete sich Martin zu und schwenkte die geballte Faust. »Ist Ihnen klar, wie viele Jahre ich auf die Planung von Sturmflut verwendet habe? Antworten Sie nicht! Wir stehen an der Schwelle zu einem grandiosen Erfolg, und ich habe das Gefühl, daß etwas schiefgeht.«
    »Wieso haben Sie dieses Gefühl?« Martin fühlte sich zu dieser Frage verpflichtet.
    »Ist es Ihnen denn nicht aufgefallen? Natürlich nicht. Niemand außer mir bemerkt das Fehlen von etwas. Normalerweise ist hier in dieser Gegend ständig das Motorengeräusch von Hubschraubern zu hören – auf der Suche nach Drogenhändlern, die versuchen, ihre Ware an Land zu schmuggeln. Seit mehr als einer Stunde habe ich keinen Hubschrauber mehr gehört. Diese Stille beunruhigt mich …«
    »Air Commodore Standish hat vom Ministerium aus angerufen«, teilte Monica Tweed mit, als er mit einem Teller voller Sandwiches und einer Flasche Mineralwasser zurückkehrte.
    »Ich habe ihm gesagt, daß Sie in einer Minute wieder hier sein würden, aber er hat mir seine Botschaft mitgeteilt.«
    »Und was hatte Standish zu sagen?«
    »Daß er entsprechend Ihrem Vorschlag gehandelt hat.
    Sämtliche Hubschrauber in der Umgebung von Chichester und über der Küste haben Flugverbot.«
    »Ausgezeichnet!« Tweeds ernste Miene verwandelte sich in eine der Genugtuung. »Es ist ein Nervenduell zwischen Walvis und mir. Ich bin sicher, daß er das Fehlen der Hubschrauber bemerkt hat. Und sich darüber wundert.«
    Er schaute auf, als Philip in einem Tarnanzug das Zimmer betrat, gefolgt von dem ebenso gekleideten Newman. Es war Philip, der sprach.
    »Wir sind abfahrtbereit. Newman schätzt, daß wir Bosham vor Einbruch der Dunkelheit erreichen können – sofern die Straßen frei sind.«
    »Das sind sie«, sagte Tweed und stellte seinen Teller ab. »Der Police Commissioner hat zurückgerufen, während Sie im Keller waren. Sämtliche Straßen auf unserer Route nach Chichester sind freigemacht worden – mit Umleitungen und vorgetäuschten Bauarbeiten. Informieren Sie alle, die mit uns fahren, daß sie sich um die

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