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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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aufgestellten Schilder nicht zu kümmern brauchen. Die Fahrer sollen ihre Scheinwerfer viermal aufblenden, wenn sie sich ihnen nähern. Auf alle Fälle bekomme ich mehr Unterstützung als Kuhlmann. Durchaus möglich, daß alles von uns abhängen wird«, sagte er, während er seinen Mantel anzog.
    Paula, die inzwischen gleichfalls ihren Mantel angezogen hatte, nahm den Teller mit Sandwiches, den Tweed abgestellt hatte, wickelte sie in eine dicke Papierserviette ein und ergriff die noch ungeöffnete Flasche Mineralwasser. Dann nickte sie Philip und Newman zu.
    »Okay«, sagte Philip mit nach wie vor kalter Miene. »Wir fahren los, und zwar mit Windeseile.«

50
    Newmans Mercedes war vom Dauerparkplatz in Heathrow geholt worden, und er war froh, ihn für die Fahrt nach Chichester benutzen zu können. Der Beifahrersitz war leer bis auf seinen geladenen, unter einem Kissen versteckten Smith & Wesson. Auf dem Rücksitz saß Paula zwischen Tweed und Philip, mit ihrer Umhängetasche auf dem Schoß. Sie führen durch eine flache Landschaft mit kahlen, bereits für das Frühjahr gepflügten Feldern zu beiden Seiten der Straße.
    Sie hatte aus ihrer Tasche die gestickte Karte von Europa herausgeholt, die sie so sorgsam hütete. Wieder betrachtete sie sie mit einer Lupe. Es war noch hell, als sie die Lupe wegsteckte. Sie hatte die Karte so gefaltet, daß Chichester und seine Umgebung obenauf lagen.
    »Jean war es«, sagte sie, »die alles in Bewegung gebracht hat mit ihren winzigen Kreuzen, die Cleaver Hall, München, Grafenau und Passau kennzeichnen. Wo und wie sie diese Informationen ausgegraben hat, werden wir nie erfahren – aber sie hat sich eingehend mit Walvis’ Organisation befaßt.«
    Sie sah Philip an. Er hatte einen raschen Blick auf die Karte geworfen, als sie sie hervorgeholt hatte, und dann mit seiner üblichen harten, kalten Miene geradeaus gestarrt.
    »Ich muß dieses Thema zur Sprache bringen, Philip«, sagte sie in einem sachlichen Ton, »weil ich noch etwas entdeckt habe, das heute abend von ausschlaggebender Bedeutung sein könnte. Ich glaube, sie muß eine Kopie der Grundbucheintragung für das reetgedeckte Cottage in der Nachbarschaft von Cleaver Hall in die Hand bekommen haben.«
    »Das ist ein ziemliches Stück von Cleaver Hall entfernt«, bemerkte Tweed. »Ich erinnere mich, daß ich es von dem Bistro in Bosham aus gesehen habe, als ich das gegenüberliegende Ufer mit dem Fernglas absuchte.«
    »Genau das scheint mir der springende Punkt zu sein«, fuhr Paula fort. »Die Tatsache, daß es mit Cleaver Hall in keinem Zusammenhang zu stehen scheint. Aber ich glaube, es gehört Walvis und stellt im Notfall seine Fluchtroute dar.«
    »Wie in aller Welt kommen Sie auf diese Idee?« fragte Tweed.
    »Jean war eine hervorragende Stickerin«, erklärte Paula weiter.
    »Ich staune immer wieder über die Feinheit ihrer Arbeit …«
    »Sie konnte gut sehen, aber für Details benutzte sie immer eine Lupe«, sagte Philip mit angespannter Stimme. »Sie hatte sie an einem Band um den Hals hängen, damit sie immer griffbereit war.«
    »Und sie war eine Expertin«, sagte Paula. »Als ich mir die Stickerei eben noch einmal ansah, habe ich mich auf die Umgebung von Cleaver Hall konzentriert. Sie hat, ganz winzig, eine punktierte Linie eingestickt, die von etwas, das Cleaver Hall sein muß, zu dem Cottage verläuft. Und in ebenso winzigen Buchstaben hat sie ›esc. rt.‹ gestickt. Ich bin sicher, das steht für escape route, Fluchtweg.«
    »Lassen Sie einmal sehen«, sagte Tweed, dessen Interesse erwacht war.
    Er ergriff die zusammengefaltete Stickerei, die Paula ihm vorsichtig reichte, und dann die Lupe. Paula deutete mit dem Finger auf die Stelle, und Tweed betrachtete sie durch die Lupe.
    Dann seufzte er.
    »Sie war unglaublich. Aber wenn diese punktierte Linie ein unterirdischer Tunnel ist, dann muß er unter der Mauer hindurchführen, die Cleaver Hall umgibt.«
    »Richtig«, erklärte Paula, »und er würde einen idealen Fluchtweg abgeben. Als wir das letztemal in Chichester waren, habe ich in einer Buchhandlung eine Geschichte von Chichester und der Gegend um Bosham gekauft. Ich habe sie gelesen, während wir in München waren. Früher wurde in dieser Gegend sehr viel geschmuggelt, weil die Bäche und Priele hervorragende Verstecke lieferten. Und wir wissen, daß die Schmuggler sehr geschickt darin waren, Tunnel zu bauen, durch die sie den Zoll- und Steuerfahndern entkommen konnten.«
    »Darf ich auch einmal sehen?«

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