Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
zu versetzen, schaffte es aber nicht, weil Philip blitzschnell hinter seinen massigen Körper trat. Walvis spürte ein Seil um seine Taille, versuchte sich zu wehren, spürte die Mündung des Brownings in seinem Rücken. Philip betete, daß er nicht auf den Abzug zu drücken brauchte. Walvis erstarrte.
    »So, und jetzt werde ich Ihnen sagen, was wir tun werden«, flüsterte Philip. »Wir werden zu Ihrem Motorboot laufen, an Bord gehen und uns in aller Ruhe unterhalten. Also los. Und versuchen Sie nicht zu flüchten. Ich halte das Ende des Seils in der Hand, und in Ihrem Rücken befindet sich ein Gleitknoten.«
    Walvis begann, den Pfad entlangzugehen. Er rechnete sich eine gute Chance aus, seinen Gegner hereinzulegen. Der Idiot hätte ihn auf der Stelle erschießen sollen. Kein Mumm. Sie gingen durch die Pforte, und Philip wies seinen Gefangenen an, sich zu ducken und sich so schnell wie möglich zu dem Motorboot hinzubewegen. Zu seiner Rechten sah er in der Ferne undeutliche Gestalten, aber das waren Tweeds Leute, die ihm den Rücken zukehrten. Sie durchsuchten die Gefangenen und sahen zu, wie das Dach des brennenden Gebäudes einstürzte.
    Philip folgte Walvis, von niemandem sonst gesehen, auf das Motorboot und befahl ihm, hinaufzusteigen. Walvis gehorchte, und Philip knotete das Ende des Seils um einen kleinen, aus dem Decksrand hervorragenden Holzpfosten.
    Nachdem er Walvis so gesichert hatte, benutzte er all seine ihm noch verbliebene Kraft, um das Boot die Helling hinunterzuschieben. Es gewann plötzlich an Tempo und rauschte in den großen, langgestreckten Tümpel. Das Boot glitt weiter durch das dunkle Wasser, dann stieß es gegen eine Schlammbank und blieb liegen.
    »Walvis«, begann Philip. »Ich heiße Philip Cardon. Weckt der Name Erinnerungen?«
    »Ich habe diesen Namen noch nie gehört …«
    »Hören Sie zu, Sie Schwein, wenn Sie meine Fragen nicht ehrlich beantworten, kippe ich Sie über Bord.«
    »Doch nicht da hinein!« Entsetzt starrte Walvis auf den von grünem Schleim überzogenen Morast. »Haben Sie um Gottes willen Mitleid …«
    »In Ihrem Vokabular kommt das Wort Mitleid nicht vor. Ich werde es noch einmal versuchen. Erinnern Sie sich an den Namen Jean Cardon?«
    Es trat eine lange Pause ein. Walvis versuchte sich einfallen zu lassen, wie er diesem grimmigen Mann am besten antworten sollte. Konnte er ihr Bruder sein?
    »Ja, ich glaube, einer meiner Mitarbeiter hat den Namen erwähnt.«
    »Lucien?« Philip hämmerte gnadenlos auf ihn ein. »Der Mann, der zuerst versucht hat, Jean Cardon in der Fulham Road zu überfahren? Vor einem Jahr?«
    »Das war Luciens Idee. Er hatte nur Anweisung, ihr einen Schrecken einzujagen …«
    »Sie lügen. Er hatte Anweisung, sie umzubringen.«
    Philip verspürte eine kurze Genugtuung. Durch seinen Bluff hatte er die Identität des Mannes erfahren, der Jean überfahren wollte. Also brauchte er nicht nach einem anderen zu suchen.
    »Sie wurde nicht umgebracht, wenn ich Sie daran erinnern darf.«
    Walvis bildete sich ein, daß seine Chancen, die Oberhand über Philip zu gewinnen, um so größer waren, je länger er ihn am Reden hielt.
    »Nein, aber das hatte sie nur einem Zufall zu verdanken. Und jetzt eine wichtige Frage. Sie waren es, der später Lucien den Befehl erteilte, Jean Cardon in Amber Cottage an der Straße nach West Witterung zu foltern. Ja? Vergessen Sie meine Warnung nicht.«
    Walvis schaute wieder über Bord. Er zögerte. Er spürte, wie Cardon ihn in die Enge trieb. Auf einem Sims dicht neben seiner Hand lag ein eiserner Marlspieker.
    »Ich stecke mitten in einem welterschütternden Projekt, das ich seit Jahren geplant habe …«
    »Hören Sie mit dem Quatsch auf. Sie weichen meiner Frage aus. Und über Sturmflut wissen wir bestens Bescheid.«
    »Darf ich mein Taschentuch herausholen und mir die Stirn abwischen? Der Schweiß läuft mir in die Augen.«
    »Aber ganz vorsichtig.«
    Walvis holte ein großes Taschentuch hervor, wischte sich die Stirn ab, ließ das Taschentuch fallen und bückte sich mit Mühe, um es mit der linken Hand aufzuheben. Als er sich wieder aufrichtete, griff er mit der rechten Hand nach dem Marlspieker und schleuderte ihn auf den Kopf seines Gegners. Philip duckte sich. Der Marlspieker landete im Wasser hinter dem Heck des Bootes.
    Philip stürzte vor, erwischte Walvis außer Balance, stieß ihn über Bord. Walvis schrie mit vor Entsetzen erstickter Stimme auf und sank in den Morast ein. Philip löste das Ende des Seils von

Weitere Kostenlose Bücher