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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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dem Pfosten und hielt es in der Hand. Walvis war sogar noch schwerer, als er geglaubt hatte, und er mußte sich mit den Füßen auf dem Deck abstemmen, um das Seil straffzuhalten. Walvis war bereits bis zur Taille im Morast versunken. Seine schlammbedeckten Hände und Arme flatterten schwächlich, aber sein versinkender Körper war fürs erste zur Ruhe gekommen.
    »So«, rief Philip, »und jetzt frage ich Sie noch einmal. Wenn Sie wahrheitsgemäß antworten, rette ich Ihnen das Leben. Haben Sie Lucien den Befehl erteilt, Jean Cardon zu foltern?«
    »Ja, das habe ich. Wenn man mitten in einem großen Projekt steckt, muß man schreckliche Dinge tun.«
    »Was Ihnen nicht sonderlich schwerfällt. Weshalb haben Sie es getan?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern …«
    Philip ließ das Seil schlaff werden. Walvis sank mit erstaunlicher Schnelligkeit tiefer in den Morast ein. Ehe Philip es sich versah, war sein Kopf untergetaucht. Er mobilisierte seine letzten Kraftreserven und holte das Seil ein. Zuerst erschien Walvis’ zottiges, graues, mit Schlamm verklebtes Haar, dann sein Kopf und seine Schultern. Walvis versuchte, den übelriechenden Schlamm aus seinem Mund loszuwerden. Er hustete und würgte, als Philip die Frage wiederholte.
    »Weshalb haben Sie es getan?«
    »Sie …«
    »Sagen Sie ihren Namen. Sie war kein gewöhnlicher Mensch, verdammt nochmal.«
    » Jean … Cardon … hat mehrere … meiner geheimen Firmen …
    ausgekundschaftet. Sie … Jean Cardon … hatte meine geheimen Basen aufgespürt … indem sie bestimmten Zahlungen nachforschte. Wer sind Sie?«
    »Ich war ihr Mann.«
    Die Worte trafen Walvis wie ein Hammerschlag. Philip sah den Schock, die Angst, die das aufgedunsene Gesicht verzerrte.
    »Oh, mein Gott! Sie war verdammt tüchtig. Niemand sonst ist mir je so nahe gekommen.«
    »Jetzt weiß ich alles«, sagte Philip mit einer Stimme, die er selbst kaum erkannte.
    »Sie haben gesagt, wenn ich Ihre Fragen beantworte, würden Sie mich retten. Ich kann nicht atmen …«
    Ich kann nicht atmen …
    Genau die Worte, die Jean in ihrer Qual hervorgestoßen hatte.
    Philip ließ das Seil wieder schlaff werfen.
    »Sie haben gesagt, Sie würden mich retten«, kreischte Walvis.
    »Ich habe gelogen.«
    Walvis sank tiefer. Der Schlamm erreichte seine Brust, sein Doppelkinn, seinen Mund. Er konnte ihn nicht länger geschlossen halten. Er verschluckte große Klumpen Schlamm, sank noch tiefer ein. Philip sah zu, wie der Morast seine vor Entsetzen geweiteten Augen erreichte, dann verschwanden sie. Sein zottiges graues Haar versank im Schlamm. Das lose Seil folgte ihm. Das letzte Stück rollte sich auf wie eine Schlange, dann verschwand es gleichfalls. Walvis war im Morast begraben. Für immer.
    Philip kehrte zur Vorderseite des Hauses zurück, das gleichfalls fast vollständig verschwunden war. Er sah müde aus, fast am Ende seiner Kräfte, als er Tweed und Paula beiseite nahm. Er gab Paula ihren Browning zurück und berichtete ihnen mit tonloser Stimme, was er getan hatte. Sie hörten schweigend zu, dann legte ihm Paula tröstend eine Hand auf den Arm.
    »Diese fürchterliche Sache hat mir keinerlei Befriedigung bereitet«, endete Philip mit der gleichen tonlosen Stimme. »Aber es war ein Job, der erledigt werden mußte. Wann können wir von hier verschwinden?«

54
    »Ich bin entschlossen, die wahre Identität von Teardrop noch heute abend zu beweisen«, verkündete Tweed. »Ich will diese ganze Sache in einem Aufwasch erledigen.«
    »Und wie werden Sie das anstellen?« fragte Paula, an einem Glas Weißwein nippend.
    »Das wüßte ich auch gerne«, sagte Newman.
    Die drei waren die kurze Strecke zum Berkeley Arms gefahren, wo sie schon vor ihrer Abreise auf den Kontinent gegessen hatten.
    Tweed hatte Philip das Kommando über all die Männer übertragen, die an dem Angriff auf Cleaver Hall beteiligt gewesen waren.
    »Nehmen Sie die Gefangenen – mit Handschellen aneinander gefesselt – und schließen Sie sie in das reetgedeckte Cottage, durch das Walvis zu flüchten versuchte. Anschließend bringen Sie Ihr Team zurück nach London. Sie müssen damit fertig sein, bevor die Feuerwehr eintrifft – die Leute in Bosham haben bestimmt die Flammen gesehen, die Cleaver Hall verzehren.« Er hatte durch den offenen Eingang geschaut. »Inzwischen ist nicht mehr viel davon übrig. Und der Wind, der den Channel heraufkommt, hat die Flammen noch stärker angefacht.«
    »Dann sollte ich mich schleunigst an die Arbeit machen

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