Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
er sich endlich bereiterklärte, zu seinem Wagen zurückzukehren, und gestand, daß er vielleicht doch nicht schwer beschädigt war, hatten Newman und Nield bereits einen großen Teil der Strecke nach München hinter sich gebracht.
    Walvis war in übler Stimmung. Er stapfte langsam in seinem Büro in der Zentrale in der Maximilianstraße herum und machte seiner Wut gegenüber Rosa, seiner Vertrauten, Luft. Sie saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem Sessel, mit der schwarzen Kappe, die ihr Haar, und dem schwarzen Schleier, der ihr Gesicht verdeckte.
    »Da war ich nun schlau genug, ein paar Leute zum Flughafen zu schicken, die aufpassen sollen, wer aus London eintrifft, und was passiert? Sie verlieren sie aus den Augen! Diese Leute sind der letzte Dreck!«
    »Erzählen Sie mir, wie es passiert ist«, sagte Rosa mit ihrer beruhigenden Stimme.
    »Sie folgen zwei Engländern, die vom Flughafen aus in die Stadt fahren, und lassen es zu, daß sie von so einem idiotischen Deutschen aufgehalten werden, dem man den Führerschein entziehen sollte.«
    »Es ist wichtig, nehme ich an«, sagte sie taktvoll.
    »Ich habe das sichere Gefühl, daß feindliche Kräfte in München aufkreuzen. Gulliver, den Sie bisher noch nicht kennengelernt haben, wartet im Nebenzimmer. Er ist gerade aus England eingetroffen, mit einem interessanten Film, der in Cleaver Hall aufgenommen wurde. Ich möchte, daß Sie sich diesen Film gleichfalls ansehen. Sie haben ein bemerkenswertes Gedächtnis für Gesichter – auch wenn Sie sie nur auf Fotos sehen.
    Achten Sie darauf, ob Ihnen irgend jemand auf diesem Film bekannt vorkommt. Wir werden ihn uns im Vorführraum ansehen.«
    Walvis trug einen dunkelblauen Anzug, dessen geschlossenes Jackett über seinem massigen Körper spannte. Er stapfte zu seinem Schreibtisch und drückte auf einen Knopf der Gegensprechanlage.
    »Sagen Sie Gulliver, er soll hereinkommen.« Eine Tür wurde geöffnet, und Gulliver kam in seinem elegantesten Anzug zuversichtlichen Schrittes herein. Unter dem Arm trug er eine Filmdose. Walvis streckte eine dickliche Hand aus und drückte die von Gulliver, dann deutete er auf Rosa.
    »Das ist Rosa Brandt, eine meiner engsten Mitarbeiterinnen.«
    Neben Walvis, der ihn hoch überragte, wirkte der birnenförmige Gulliver sehr klein. Argwöhnisch musterte er die merkwürdige Frau mit dem Schleier.
    »Das muß Walvis’ Bettgenossin sein«, sagte er zu sich selbst.
    »Es dürfte sich empfehlen, sie zu hofieren.« Für Gullivers groben Verstand war es unmöglich, sich vorzustellen, daß ein Mann eng mit einer Frau zusammenarbeiten konnte, ohne daß es je zu Intimitäten kam. »Ich frage mich nur, weshalb sie diesen Schleier trägt«, sinnierte er. »Wahrscheinlich die Frau von jemand anderem.«
    Gulliver dachte nicht daran, einen dieser Gedanken auszusprechen; statt dessen wurde sein Verhalten salbungsvoll. Er bedachte sie mit einem gezielt öligen Lächeln.
    »Madam, es ist mir eine große Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich fühle mich geehrt.«
    »Ach, wirklich?« erwiderte Rosa in der Sprache, mit der er sie angesprochen hatte – auf Englisch. »Wir haben einen Job zu erledigen. Ich möchte diesen Film sehen, den Sie mitgebracht haben. Nehmen Sie ihn mit in den Vorführraum. Sie können doch einen Projektor bedienen?«
    »Natürlich.«
    »Dann bringen wir es hinter uns.«
    Eine jugendliche Stimme, stellte Gulliver fest, als sie aufstand und sich sehr gerade und anmutig bewegte, während sie ihnen zu einer Tür vorausging, sie öffnete, ein Licht einschaltete und sich setzte. Gulliver blinzelte, als er den Raum betrat. Er glich einem modernen Kino mit Sitzreihen, die zu einer großen Leinwand hin abfielen. Ein Stuhl am Gang und neben dem, auf dem Rosa sich niedergelassen hatte, war sehr groß. Auf einem Podest hinter den Sitzen stand auf einem schweren Metalltisch ein Projektor.
    Es wird Zeit, daß ich ihnen zeige, daß ich nicht nur der Straßenfeger bin, dachte Gulliver, als er das Podest erklomm.
    »Ich sage Bescheid, wenn ich so weit bin«, erklärte er.
    Walvis machte die Tür zu und senkte seine Masse dann vorsichtig in den übergroßen Ledersessel neben Rosa. Ihm war bewußt, daß Gulliver versuchte, seine Position zu behaupten. Ein paar Minuten später war der Film vorführbereit, und Gulliver meldete sich wieder zu Wort.
    »Dieser Film wurde kürzlich aufgenommen, als eine Bande von Leuten versuchte, Cleaver Hall durch das geschlossene Tor hindurch zu fotografieren.

Weitere Kostenlose Bücher