Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
die Schulter.
    »Ach, wirklich? Und wie paßt Gulliver in dieses schiefe Bild?«
    höhnte Newman.
    Er sah, wie sich Martins Schultern versteiften und er die Hände zu Fäusten ballte. Ohne sich umzusehen, öffnete er eine vom Korridor abgehende Tür, auf der kein Name stand.
    »Miß Brandt, Miß Trent ist eben für das Interview eingetroffen.«
    »Wenn ich Sie wäre, würde ich mich ein bißchen mit Shakespeare vertraut machen«, sagte Newman, gleichfalls über die Schulter, als sie den Raum betraten. »Das könnte dem Ton in diesem Bau nur förderlich sein. Tun Sie etwas für Ihre Bildung, Martin.«
    Die Tür wurde hinter ihnen geschlossen, und Newman sah zum erstenmal Rosa Brandt vor sich.
    »Es tut mir außerordentlich leid, daß Mr. Walvis Sie nicht selbst empfangen kann. Er arbeitet Tag und Nacht und bekommt sehr wenig Schlaf. Ich entsinne mich, daß wir uns schon einmal unterhalten haben.«
    Newman sagte nichts. Er musterte die Frau, die hinter ihrem Chippendale-Schreibtisch aufgestanden war. Alles, was sie trug, war schwarz – von dem hochgeschlossenen Kleid mit den langen Puffärmeln und der Kappe, die ihr Haar bedeckte, bis zu dem Schleier, der ihr Gesicht verbarg.
    Er versuchte, durch den Schleier hindurchzusehen, aber das Gewebe war so dicht, daß er nur eine Andeutung gutgeformter Züge erkennen konnte. Nur der hübsche Mund – ihr Lippenstift war ein geschmackvolles Pink – und ihr kraftvolles Kinn waren sichtbar.
    »Bitte nehmen Sie Platz, beide.« Sie deutete auf zwei hochlehnige Stühle vor ihrem Schreibtisch. »Und es ist mir eine Ehre, auch Sie kennenzulernen, Mr. Newman. Ich habe viele Ihrer Artikel gelesen und fand sie stets provozierend. Ein Jammer, daß Sie in letzter Zeit kaum noch schreiben. Also, Miß Trent, womit kann ich Ihnen helfen?«
    Newman und Lisa hatten sich gesetzt, und Lisa schlug die Beine übereinander, um anzudeuten, daß sie geraume Zeit zu bleiben gedachte. Es war Newman, der die Frage stellte.
    »Es wäre hilfreich, wenn wir wüßten, wie Mr. Walvis aussieht.
    Eine Beschreibung würde Miß Trent helfen, ein anschauliches Profil zu liefern.«
    »Tut mir leid, aber das ist unmöglich.« Rosa hatte sich gleichfalls niedergelassen und saß jetzt sehr aufrecht da. »Mr. Walvis liegt sehr viel daran, daß seine Privatsphäre gewahrt bleibt.«
    »Weshalb?« hakte Newman nach.
    »Er hat so viele wichtige Projekte – und Sie können sich sicher vorstellen, wieviel von seiner wertvollen Zeit er vergeuden würde, wenn er sich mit der Presse einließe. Außerdem sind so viele törichte Gerüchte über ihn im Umlauf …«
    »Die einzige Methode, sie aus der Welt zu schaffen«, erklärte Lisa, das Interview übernehmend, »wäre ein langer, freimütiger Artikel darüber, worin seine Projekte bestehen – was er zu erreichen versucht.«
    »Seine Konzentrationsfähigkeit ist einzigartig«, bemerkte Rosa und verschränkte die Hände auf dem Schreibtisch. »Er kann sich Wort für Wort an jedes Gespräch erinnern, das er jemals geführt hat.«
    »Was vermutlich herzlich wenige sind«, sagte Newman, »wenn man bedenkt, daß er kaum mit anderen Leuten zusammenkommt.«
    »Ich meine, mit seinen Stellvertretern, die sein Imperium leiten, Leuten dieser Art«, erwiderte Rosa mit einem Anflug von Schärfe in der Stimme.
    »Sie erwähnten sein Imperium. Welche Möglichkeiten hat er, sein System noch weiter auszubauen? Wie kann er dieses Imperium noch vergrößern?« hakte er nach, weil sie seine Frage offenbar nicht richtig verstanden hatte.
    »Künftige Pläne? Ist es das, was Sie wissen wollen?«
    Lisa hatte es Newman überlassen, die Fragen zu stellen. Sie musterte Rosa, ihre Bewegungen. Sie sprach mit einem leichten deutschen Akzent und benutzte häufig ihre Hände und schien sich immer genau zu überlegen, was sie sagte.
    »Künftige Pläne, ja«, fuhr Newman fort, sich für das Thema erwärmend. »Er hat die weltweite Kommunikation in seiner Tasche …«
    »In seiner Tasche?« fragte Rosa verständnislos.
    »Er verfügt über sie, hat sie unter Kontrolle. Also, was kann er noch unternehmen? Wie kann er sein Imperium noch größer machen?«
    Auf einer Konsole neben Rosas Schreibtisch begann ein rotes Licht zu blinken. Sie stand auf und vergewisserte sich mit einer Hand, daß ihr Schleier nicht verrutscht war. Ihr Verhalten war feindselig geworden.
    »Ich muß Sie bitten, sofort zu gehen. Ich sollte gerade zu Mr. Walvis kommen, als Sie eintrafen. Ich habe Pflichten …«
    »Dann muß ich eben

Weitere Kostenlose Bücher