Kalte Zeiten - Toporski, W: Kalte Zeiten
zusammen. Ich schnaufe und wische mir die Haare aus der Stirn.
Denkpause.
Vielleicht noch ein Schuss Wasser. Aber jetzt ist alles wieder viel zu weich! Wo ist die Mehltüte? Ich schütte wieder Mehl dazu, es wird ziemlich fest, aber ein richtiger Teig wird nicht daraus.
Irgendwann gebe ich auf: Soll das Zeug doch bleiben, wie es ist! Vielleicht kann man es ja auch so ausrollen. Also etwas Mehl auf den Tisch, den Teig darauf und dann mit dem Nudelholz darüber rollen. Aber es geht nicht, es wird einfach nichts daraus. Eisern versuche ich es trotzdem, aber vergeblich.
Marek ist aufgewacht und will etwas von mir. Mit Mehlfingern springe ich hin und helfe ihm, so gut es geht. Dann mache ich mich gleich wieder an den Teig.
Jetzt fängt auch noch Irena an zu brüllen!
Und da gebe ich auf. Lasse alles so, wie es ist, auf dem Tisch. Ich bin enttäuscht. Enttäuscht von mir, weil ich wirklich gedacht habe, ich schaffe das. Und besorgt: Wie kommen wir nun an ein Abendessen?
Als die Leute nach Hause kommen, stehe ich wohl ziemlich verlegen da und mache achselzuckend eine entschuldigende Geste.
Trotzdem mault der Mann: »Jetzt kommen wir schon so spät nach Hause – und nichts ist fertig!«
»Ich hab dir doch alles ganz genau gezeigt...«, meint die Frau.
Aber dann kriegt sie den Teig wirklich noch hin. Ich schaue genau zu, damit ich es das nächste Mal vielleicht doch schaffe. Als sie fertig und der Teig vom Tisch ist, nehme ich Sand und scheuere damit den Tisch. So blank war er selten! Damit habe ich vielleicht ein bisschen wieder gutgemacht.
Das Kochen gelingt mir inzwischen ganz gut und meistens habe ich auch alles pünktlich auf dem Tisch. Bloß das Abwaschen hasse ich, weil die Töpfe unten immer ganz rußig sind und man sich die Hände daran kohlschwarz macht.
Was mir am meisten Spaß macht, ist das Backen. Herrlich, der Duft des frischen Brotes, und wenn ich nachts neben dem Herd auf meinem Lager liege, werde ich vom Geruch des Sauerteigs, der ständig zum Wärmen auf dem hinteren Herdteil steht, angenehm daran erinnert. Zwar hat mich dieser Geruch zuerst gestört, weil er so säuerlich und ganz ungewohnt war, aber inzwischen finde ich ihn fast so appetitlich wie den von fertigem Brot.
Backen war überhaupt etwas Neues für mich, und beim ersten Mal habe ich nicht schlecht gestaunt, wie viel nach dem Aufgehen des Teigs auf einmal in der Schüssel war, die mir erst halb leer erschienen war. Jetzt übernehme ich das Backen fast immer selber, und ich bin richtig stolz, wenn dann das Brot heiß und braun aus dem Ofen kommt!
Kirschnudeln kann ich jetzt auch. Aufpassen muss man bloß, dass die Suppe nicht überkocht, denn das gibt eine Riesensauerei auf dem Herd und man braucht eine Ewigkeit, bis alles wieder sauber ist. Übrigens kenne ich bessere Gerichte. Das Einzige, was mir daran gefällt, ist der Gedanke, wie schön man mit den Kirschkernen Zielspucken veranstalten könnte, wie früher auf dem Hof.
Na, vielleicht im Sommer …
Es ist mal wieder so weit: Ein Milizmann steht vor der Tür, diesmal nur mit einem Fahrrad.
Meine Leute schimpfen schrecklich, was sie denn jetzt mit ihren Kindern anfangen sollen und wie er sich das denn denke. Den kümmert das nicht. Die Miliz hat noch nie etwas gekümmert, außer Wacek vielleicht. Und mir ist das inzwischen sowieso egal. Also setze ich mich hinten drauf und er kutschiert los.
Ich finde schon fast nichts mehr dabei.
DER SCHLÄGER
Es ist ein ziemlich großer Hof, zu dem wir kommen, fast so groß wie unser eigener in Waly, allerdings von den Gebäuden her etwas einfacher. Wütend kläfft der Hofhund, als wir um die Ecke biegen, und zerrt an seiner Kette.
Der Bauer empfängt uns: ein vierschrötiger Kerl mit rotem Gesicht und kleinen, verschwollenen Augen. Augen, die ich auf Anhieb nicht mag. Hinter ihm lugt seine Frau halb versteckt aus der Tür.
»Komm mit!«
Ein Befehl, grob und rüde. Ins Haus führt er mich gar nicht erst hinein, er geht gleich in den Stall. Sieben oder acht Kühe sehe ich dort.
»Auf die Weide, ab morgen!«
Es klingt nicht unbeholfen wie bei meinen vorigen Leuten, es klingt böse.
»Einstreuen und ausmisten. Und melken.«
Eine schmale Holzstiege, fast eine Leiter, führt hinauf auf den Heuboden. Er steigt hoch und ich warte unten.
»Komm mit, verdammt noch mal!«
Ich fahre zusammen und klettere hinterher.
»Stroh«, sagt er und macht eine Luke auf. »Da runter!«
Dann kriege ich eine Heugabel in die Hand gedrückt.
Ich
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