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Kalte Zeiten - Toporski, W: Kalte Zeiten

Kalte Zeiten - Toporski, W: Kalte Zeiten

Titel: Kalte Zeiten - Toporski, W: Kalte Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Toporski
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hierher!
    Nicht einmal um den Hals fallen kann ich ihr, denn ich habe Teresa auf dem Schoß und füttere sie, während ich gleichzeitig Irenas Wiege mit dem Fuß ins Schaukeln versetze. Ich gucke Mama nur groß und ungläubig an und jetzt schießen ihr auch noch die Tränen in die Augen.
    Auf einmal ist es, als ob unsere Rollen vertauscht wären. Ich, die kleine Lena, bin es, die Mama trösten muss.
    »Nicht weinen, Mama!«, versuche ich, sie zu beruhigen. »Ich hab es gut hier, wirklich!« Und wie zum Beweis zeige ich ihr stolz meinen neuen Pullover.
    Sie mischt ein Lächeln unter ihre Tränen, kommt auf mich zu und umarmt mich, während immer noch Teresa auf meinem Schoß sitzt. Zum Glück brauche ich der Kleinen nur noch die letzten Löffel in den Mund zu schieben, dann lasse ich sie vom Schoß rutschen und jetzt kann ich Mama richtig an mich drücken!
    »Ist das schön, dass du da bist!«
    So genießen wir für einen langen Moment unser enges Umschlungensein.
    Mama blickt in die Runde. Ich kenne diesen Blick und kann mir vorstellen, wie sie das hier findet. Ich selber sehe die Unordnung gar nicht mehr und gestört hat sie mich sowieso nicht. Aber sie denkt wahrscheinlich: Mein Gott, wo ist mein Kind hier nur hingeraten!
    »Pass auf, ich helfe dir«, sagt sie, und das ist nichts anderes als ein Beweis, dass ich mit meiner Vermutung Recht habe.
    So werkeln wir zwei miteinander, und während ich mich mit den Kindern befasse, räumt sie die Töpfe auf, wirft die Windeln zum Kochen ins Wasser, fegt aus und wäscht das Geschirr ab. Mir kommt es vor, als brauche Mama dieses Mitanpacken, um über den Schmerz hinwegzukommen, der bei unserem Wiedersehen von neuem aufgebrochen ist. Und dann reden wir und reden und reden. Wie schön, endlich wieder ihre Stimme zu hören!
    Bis sie sagt, dass sie gehen muss.
    Und auf einmal kehren sich die Rollen wieder um. Jetzt bin ich wieder Kind, kleines Kind. Schluchzend schlinge ich die Arme um sie und halte sie fest.
    »Nimm mich mit!«, sage ich. »Bitte nimm mich mit!«
    Mama drückt mich an sich und streichelt mich, bis ich zu weinen aufhöre.
    »Später«, sagt sie dann, »später kommst du wieder zu mir!«
    Es dauert ein bisschen, bis ich mich beruhige. Aber dann schlucke ich und finde mich damit ab. Ich habe allmählich Übung, mich mit etwas abzufinden.
     
    »Hier hab ich dir alles hingestellt«, sagt die Frau zu mir. »Da ist das Mehl für die Nudeln, davon nimmst du erst einen Teil und schlägst das Ei rein.« Sie zeigt auf das Ei. »Mehr als das eine haben wir nicht.«
    Ich schaue interessiert zu und versuche, mir alles zu merken.
    »Dann das Mehl darunter kneten, so viel, dass der Teig schön trocken wird.«
    »Hm!«
    »Und dann immer wieder ein bisschen Wasser dazu und wieder mit Mehl abbinden. Am Schluss muss der Teig ganz trocken und zäh sein.«
    Sie blickt mich forschend an. »Hast du verstanden?« Ich nicke.
    »Dann den Teig dünn ausrollen und in Streifen schneiden, ungefähr so.« Sie zeigt zwischen Daumen und Zeigefinger, wie breit die Nudeln sein sollen. »Das Kirschkompott setzt du auf, und wenn es kocht, gibst du die Streifen hinein.
    Müsste eigentlich zu machen sein.
    »Schaffst du das?«
    »Ja – glaub schon.«
    Die beiden verschwinden zur Arbeit.
    Die Hauptmahlzeit gibt es abends. Bis Mittag habe ich also erst einmal Zeit, die Hausarbeit zu erledigen und die Kinder zu versorgen. Danach werde ich mich an den Teig machen, sicherheitshalber etwas früher.
    Als die Kinder mit dem Mittagessen fertig sind und allesamt schlafen, fange ich an. Mehl in die Mitte und dann das Ei hinein: An der Kante anschlagen, Hälften auseinander ziehen und ausleeren – geht wie geschmiert! Nun das Mehl dazu und durchkneten: ziemlicher Matsch! Also mehr Mehl! Der Teig wird hart und zäh und allmählich arbeite ich mich warm. Ein großer Teil des Mehls wartet ja noch darauf, eingeknetet zu werden. Also ein bisschen Wasser dazu und wieder Mehl. Erst klebt alles am Tisch fest, dann wird das Zeug so zäh, dass ich es kaum schaffe, es überhaupt durchzukneten. Meine Finger haben einfach nicht die Kraft, die man dafür braucht.
    »Mist, verdammter!«
    Immer noch habe ich nicht alles Mehl eingeknetet und das, was ein Teig sein soll, sieht mir alles andere als gleichmäßig aus. Weiße Mehlklumpen sind darin und im Übrigen wechseln sich feste Partien mit weichen ab. Das muss doch hinzubringen sein, verdammt noch mal! Ich versuche es weiter, aber ich bringe die Zutaten einfach nicht

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