Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
Vom Netzwerk:
auftaucht. Wenn ihr mich von oben anrufen müßt, wählt die Nummer eins-elf. Falls ich mit euch Kontakt aufnehmen muß, lasse ich das Telefon einmal klingeln, lege auf, lasse es noch einmal klingeln, lege wieder auf, und dann könnt ihr rangehen.« Er schaute Hirsch an. »In jedem Korridor gibt es ein Haustelefon. Und ihr bleibt mit Walkie-Talkies untereinander in Verbindung?«
    »Richtig«, erwiderte Haydon und klopfte auf seine Jackettasche.
    »Okay, also gehen wir«, sagte Winters.
    Sie gingen zu einem Lieferantenaufzug. Winters öffnete ihn mit seinem Schlüssel, und sie fuhren nach oben.
    »Nee«, sagte Winters, während er die Leuchtzahlen oberhalb der Tür beobachtete, »ich habe es nie bedauert, daß ich bei eurem Verein gekündigt habe. Ich wäre ja doch nicht mehr weitergekommen, und jetzt braucht sich Betty nicht jedesmal, wenn ich weggehe, Sorgen zu machen, es könnte mir etwas passieren. Ich mußte auch an sie denken. Und um die Wahrheit zu sagen, es ist auch nicht mehr das, was es war, hier in Houston als Polizist zu arbeiten. Ich habe mich seinerzeit nicht als Müllsammler beworben, vor allem, wo man immer wieder denselben Müll auf die Straßen kippt. Und das Geld? Scheiße, so gut bin ich auch nicht bezahlt worden. Da sind wir.«
    Die Tür öffnete sich auf ein hübsches Foyer.
    »Es sind eigentlich zwei Hochhäuser, die schräg zueinander stehen. Alle drei oder vier Stockwerke sind sie durch Korridore miteinander verbunden. Dies ist einer von diesen Korridoren. Geht bis ans Ende, dann kommt ihr in das andere Hochhaus. Seine Wohnung ist am nächsten Foyer rechts. Aber ruft mich an, wenn ihr wieder runter wollt.«
    Sie traten aus dem Lift, und die Türen schlossen sich hinter ihnen, als sie zum Ende des Korridors gingen und das zweite Foyer betraten. Haydon nahm seinen weichen Lederbeutel mit dem Werkzeug heraus und begann an der Tür zu arbeiten, während Hirsch im Foyer auf und ab ging. Zu Haydons Überraschung und Frustration brauchte er fast eine Viertelstunde, um das Schloß abzuschrauben. Als es ihm schließlich gelungen war, entriegelte er die Tür von innen, so daß Hirsch im Notfall rasch hereinkonnte, dann drückte er sie zu.
    Es dauerte eine Minute, bis sich seine Augen an das schwache Licht gewöhnt hatten. Er ging durch eine breite Diele in den Wohnraum mit der unvermeidlichen Aussicht auf Houstons Skyline. In dieser Beziehung waren alle Eigentumswohnungen der Stadt gleich: ein großer Hauptraum, der so gestaltet war, daß er Ausblick auf die Wolkenkratzer gestattete. Haydon fand die Vorhangschnüre und zog die Vorhänge zu. Er mußte es dreimal entlang der Glaswand wiederholen. Dann tastete er sich im Stockdunkeln zur Tür durch und suchte nach dem Lichtschalter. Er fand ihn und schaltete das Licht ein.
    Es war, als hätte er ein Licht im Mittelpunkt der Erde angeknipst. Alles war schwarz: die Wände, der Marmorbogen am Eingang, die Teppiche, die Decke, die Vorhänge. Und die Räume waren praktisch leer. Ein Speiseraum links der Diele war völlig leer. Dahinter funkelte die Küche mit ihren schimmernden schwarzen Kacheln, und wo Chrom unumgänglich war, spiegelte es hochpoliert die Schwärze ringsumher wie Reflexionen in einem bodenlosen Teich. An der Küchenbar stand ein Hocker, aber es gab weder einen Tisch noch Stühle. Der Marmorbogen am Eingang zum Wohnraum, wo Haydon zuvor die Vorhänge zugezogen hatte, war so gewölbt, daß er in die Decke des größeren Raumes überging.
    Jetzt wandte sich Haydon den anderen Räumen zu, die von einem Korridor mit konkav gewölbter Decke abzweigten. Dort, wo die Seitenwände den Boden berührten, gab es keine rechten Winkel, sondern Rundungen, so daß der Korridor wie ein elliptischer Tunnel wirkte. Keiner der Räume ging direkt auf diesen Korridor heraus, statt dessen erreichte man die Türen durch kleinere, aber ähnliche Tunnels. Durch die erste Tür rechts kam man wiederum in einen leeren Raum, der in einer normalen Wohnung als Bibliothek oder Studio ausgestattet gewesen wäre. Von dort aus ging eine Fensterwand hinaus auf den Park, aber hier gab es keine Vorhänge, nur das nackte Glas.
    Haydon kam in zwei weitere Räume, auch sie schwarz, wobei jeder eine Spiegelwand aufwies, sonst nichts. Schließlich fand er Rafaels Schlafzimmer. Auch hier hatte man eine Wand mit Spiegeln verkleidet, aber die gegenüberliegende Seite war eine Überraschung für Haydon. Sie wurde völlig ausgefüllt von einer riesigen Schwarzweiß-Radierung. Haydon trat

Weitere Kostenlose Bücher