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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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Stück, daß es nur ein paar Stellen gab, wo man suchen konnte. Er ging zum Couchtisch und kniete sich hin, strich dann mit der Hand über den Holzrahmen. Dabei stützte er sich mit der anderen Hand auf den Tisch. Er drehte den Kopf zur Seite, und sein Blick fiel auf die Flasche, die zur Hälfte mit Murmeln gefüllt war. Als er sich bewegte, bewegte sich auch der Tisch, und eine der Murmeln trennte sich von den übrigen und stieg ein wenig nach oben, sank dann wieder. Haydon hielt in seiner Suche inne und starrte auf die Flasche. Langsam richtete er sich auf, streckte beide Hände aus und zog die Flasche an sich ran. Die Augäpfel bewegten sich in der Flasche und starrten ihn aus hundert verschiedenen Winkeln an; ihr geschwollenes Weiß war das einzige Helle im Raum. Während sie in der dicklichen Flüssigkeit dahintrieben, in der sie konserviert worden waren.
    Haydon konnte einen Schauer nicht unterdrücken, als er diese Sammlung von Augen anstarrte. Wieviele mochten es sein? Es waren sicher keine menschlichen Augen. Keines der Mädchen war verstümmelt worden. Mein Gott, was für ein makabrer Tischschmuck!
    Er erhob sich und ging in die Küche, öffnete die Schränke und kramte in den verschiedenen Schachteln und Dosen herum, bis er ein kleines Gewürzglas fand, das er in der Spüle ausleerte und dann mit Wasser sauberwusch. Danach ging er zur Kommode im Waschraum, nahm eine der Spritzen mit Nadel und trat damit an den Tisch. Nachdem er den Gummistopfen von der Flasche genommen hatte, senkte er vorsichtig die Nadel in die Flüssigkeit und zog eine Spritze voll davon heraus, die er in das leere Gewürzglas gab. Dann stach er die Nadel in eines der Augen und holte es heraus, wie man eine Olive aus einem Glas holt. Er ließ das Auge in die Flüssigkeit des Gewürzglases fallen.
    Dann setzte er rasch wieder den Gummistopfen auf die Flasche, legte die Spritze auf das Glasregal zurück, schraubte das Gewürzglas zu und steckte es in seine Jackentasche. Als er danach noch einmal durch die Wohnung ging, schaltete er überall das Licht aus, bis er wieder im Wohnraum angekommen war. Von dort aus rief er Frank Winters an und bat ihn, heraufzukommen und sie abzuholen. Nun schaltete er auch hier das Licht aus, öffnete die Vorhänge und ging hinaus ins Foyer.
    »Wie lange bin ich drinnen gewesen?« fragte er und kam sich vor, als sei er von den Toten auferstanden.
    Hirsch schaute ihn überrascht an. »Bist du fertig?«
    »Ja.« Haydon wischte sich das Gesicht mit dem Taschentuch ab. Seine Hände zitterten, als hätte er sich mit Koffein vollgepumpt.
    »Was ist los?«
    »Was meinst du damit?«
    »Das war die schnellste Durchsuchung, die ich je erlebt habe.« Hirsch schaute auf seine Armbanduhr. »Dreiundzwanzig Minuten.«
    »Du meinst, seit ich herausgeschaut habe?«
    »Nein. Die ganze Zeit.«
    Haydon fühlte das Gewürzfläschchen in seiner Tasche. »Wenn wir hier raus sind, fahren wir direkt ins Leichenhaus. Van ist vielleicht nicht da, aber einer seiner Leute kann mir sicher meine Frage beantworten. Versuchen wir, Mooney per Funk zu erreichen, und ihn im ›Steak & Egg‹ an der Montrose zu treffen.«
     
    Die drei saßen in der Nische neben dem Fenster, das auf die Straße hinausging. Haydon saß still neben Hirsch und schaute an Mooneys breiten, runden Schultern vorbei auf die Lichter der Wagen. Er fühlte sich völlig erschöpft, nachdem er seine Durchsuchung so detailliert wie möglich geschildert hatte. Der Vortrag war nur von Obszönitäten aus dem Mund Mooneys unterbrochen worden.
    »Also«, sagte Mooney plötzlich, »die Augäpfel stammen vermutlich von Hunden. Ich meine, das war die Ansicht von Vans Leuten, und er unterzieht das Auge einem Tollwuttest, weil sich dort die Viren sammeln, habe ich recht?«
    Haydon nickte.
    »Okay. Gehen wir davon aus, daß er in seinem Wohnzimmer ein Glas voller Augen hat, die von tollwütigen Hunden stammen. Und weiter?«
    »Es ist zumindest ein Beweis, der unsere Theorie stützt«, meinte Hirsch.
    »Aber es ist ein Indizienbeweis, und wir können ihn obendrein nicht benützen, weil du in die Wohnung eingebrochen bist«, erwiderte Mooney.
    »Wirklich schade, daß man niemanden wegen gespenstischen Verhaltens festnehmen kann«, sagte Hirsch.
    »Wenn das erst Gesetz würde, könnte man die Hälfte der Einwohner von Houston hinter Schloß und Riegel setzen.« Mooney öffnete weit die Augen und ließ seine Blicke durch den Schnellimbiß schweifen. Er haßte dieses Lokal, das zu Haydons

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