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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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ihren Tod. Er hat sie gut behandelt, solange sie lebte, und ihr ein anständiges Begräbnis in Cuernavaca besorgt. Bleiben noch vier vermißte Mädchen. Und da haben wir dieselbe Wahl: Entweder wir räumen den Männern Straffreiheit ein bei einer ausführlichen Zeugenaussage, oder wir eröffnen diverse Mordprozesse, suchen nach den Beauftragten, die die Leichen beseitigt haben, und lassen uns zeigen, wo sich die Leichen jetzt befinden. Vorausgesetzt, sie existieren noch. Und das alles kostet Zeit.«
    »Kann man nicht durch die Aussagen von Guimaraes und DeLeon die Männer, die sich der Mädchen entledigt haben, festnageln?« fragte Dystal.
    »Nein – es sei denn, Guimaraes und DeLeon hätten tatsächlich miterlebt, wie die Leichen beseitigt wurden«, sagte Million und schüttelte dazu den Kopf. »Das alles ist nur Hörensagen.«
    »Und was ist mit diesem Russ Wilson?« fragte Mercer und bezog sich dabei auf die Liste, die ihm Haydon gegeben hatte. »Er ist zu Guimaraes gekommen und hat sich beklagt, weil sein Mädchen gestorben ist. Das ist keine Aussage nach dem Hörensagen.«
    Million nickte mechanisch. »Doch, genau das ist es. Es ist vor Gericht ein Paradebeispiel von Hörensagen.«
    »Aber wir könnten sie doch alle festnageln wegen Verletzung der Einwanderungsbestimmungen und wegen Förderung der Prostitution, oder nicht?« bohrte Mercer weiter.
    »Sicher, mit den Aussagen von Guimaraes und DeLeon. Aber um sie zu bekommen, müssen wir mit ihnen verhandeln. Stuart und Leo haben gerade eine Menge Schwierigkeiten hinter sich, um die Zusage der Straffreiheit zu umgehen, damit Russ einen Mordprozeß gegen sie eröffnen kann, falls er das für richtig hält. Man kann nicht alle wegen Mordes anklagen. Man müßte die geeigneten Fälle auswählen. Entscheiden, wen man am härtesten treffen möchte, und ihn dann verfolgen.«
    »Ach, verdammt«, sagte Dystal.
    Haydons Rücken schmerzte. Das waren erst die Vorgespräche. Bei solchen Diskussionen konnte man wochenlang weitermachen, in Fällen von Massenmord monatelang. Die juristischen Manöver mußten umfangreich und ausführlich vorbereitet und besprochen werden, und in den meisten Fällen dauerte das lange Zeit. Er schaute zum Fenster hinaus auf die Schnellstraße. Der Verkehr kroch über die Adern aus Stahl und Beton hinter den staubigen Scheiben. Er fragte sich, wann der Geschäftsführer des Lokals zuletzt die Fenster hatte putzen lassen.
    »Wegen der toten Mädchen mache ich mir momentan die geringsten Sorgen«, sagte Haydon. Er langte in seine Tasche nach dem Zigarettenpäckchen. Kaffee, Zigaretten und kein Schlaf. Reiner Selbstmord. Er erinnerte sich, was Maureen Duplissey gesagt hatte über Kaffee, Zigaretten und Gesichtsfalten. »Ich möchte diesen Rafael stoppen, und das gelingt uns nur mit Hilfe der vier Mädchen, die noch am Leben sind.«
    »Aber wie?« Wieder war es Mercer, der die Frage stellte.
    Haydon war darauf vorbereitet. Er hatte sie mit Hirsch und Mooney besprochen, hatte selbst lange und ausführlich darüber nachgedacht.
    »Wir holen die vier Männer und sagen ihnen klipp und klar, was los ist. Sie müssen unseren Wünschen nachkommen, weil sie sonst dran sind wegen Verletzung der Einwanderungsgesetze und Förderung der Prostitution. Wenn sie mit uns zusammenarbeiten, stellen wir ihnen in Aussicht, diese Anklagen fallenzulassen. Wenn sie uns dagegen hinhalten, und noch ein Mädchen stirbt, eröffnen wir gegen den, der sie gekauft hat, einen Mordprozeß.
    Sind sie dagegen zur Zusammenarbeit bereit, so zapfen wir ihre Telefonate an, damit wir wissen, wo Rafael als nächstes zuschlägt. Wenn wir wissen, wo das sein wird, soll der Betreffende sein Mädchen für einen Tag mitnehmen auf eine kleine Reise, damit wir jedes Zimmer in der Wohnung mit Abhöranlagen und mit Videokameras ausstatten, wo das möglich ist. Danach soll Rafael das Mädchen besuchen, tun, was er mit ihm vorhat, und wir kommen dazu und erwischen ihn in flagranti.«
    »Wau! Darüber sollten wir erst noch ein bißchen reden«, sagte Million und legte die Liste beiseite. »Erstens brauchen wir keine Strafverschonung bei diesen vier Männern zu vergeuden. Wir zapfen einfach ihre Leitungen an. Das geht ohne weiteres. Das heißt, wir können die drei, die uns nicht weiterhelfen, die volle Härte des Gesetzes spüren lassen. Mit dem vierten, wer es auch sein mag, müssen wir verhandeln.«
    Millions Gedanken arbeiteten wir eine Falle. Die drei anderen Männer hörten ihm zu, während er

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