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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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jeden von ihnen der Reihe nach anschaute und wußte, daß sie ihre Zustimmung geben mußten zu dem, was zu geschehen hatte.
    »Die Beobachtung wird ein bißchen kitzlig sein. Wir gefährden unseren Fall, wenn eure Leute einfach draußen auf der Straße in einem Wagen mit Monitoren sitzen oder in der Wohnung nebenan, wenn sie zuhören und zusehen, wie dieser Verrückte dem Mädchen eine tödliche Dosis Tollwutviren verpaßt. Wie wird das in den Augen der Geschworenen aussehen? ›Was – ihr habt zugelassen, daß dieser Mann das Leben des Mädchens in höchste Gefahr brachte, damit ihr ihn wegen versuchten Mordes festnehmen könnt?‹ Der Verteidiger wird rot anlaufen und wütend werden. ›Eine Falle‹, wird er schreien. Nun, das könnte man bestreiten, und ich bezweifle, daß er diese Art von Einspruch aufrechterhalten könnte, weil ihr den Täter ja nicht dazu getrieben habt, dieses Mädchen zu besuchen. Aber er würde uns in die Defensive drängen, und wir müßten beweisen, daß sein Einspruch nicht zutreffend ist. Dennoch meine ich, das könnten wir riskieren. Aber… Nicht einzugreifen und nicht zu verhindern, daß dieses Monster dem Mädchen eine tödliche Dosis von irgendwas verpaßt, wo es in eurer Macht gestanden hätte, dies zu verhindern – das dürfte schwer zu erklären sein.«
    Haydon schüttelte den Kopf. »Russ, wir wissen nicht, auf welche Weise er es ihr verpassen wird. Wir wissen nicht, wie er vorgeht. Wie können wir ihn daran hindern, wenn wir nicht wissen, was er tut?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Million. Er strich sich über den Schnauzbart, formte ihn mit den Fingern. »Ich weiß es nicht. Es ist verdammt riskant, so etwas zu planen. Es wäre kein solches Problem, wenn ihr ihn bei einem Mordversuch schnappen könntet. Das heißt, wenn er zusammen mit dem Mordversuch eine andere Straftat begehen würde. Vielleicht wenn er das Mädchen vergewaltigte. Oder etwas klaute. Ich weiß nicht, aber so würde es viel stärker wirken vor den Geschworenen.«
    »Ach, verdammt«, sagte Dystal wieder. »Das ist doch kein Schachspiel.«
    »Tut mir leid«, entgegnete Million. »Ich schildere euch nur, was ihr im Lauf der Gerichtsverhandlung erwarten könnt.«
    »Und was ist die Alternative?« fragte Mercer.
    »Die Alternative wäre, daß wir Rafael einfach weitermachen lassen wie bisher und zusehen, wie er noch ein paar Mädchen umbringt, bis wir einen Haufen Indizienbeweise beisammenhaben. Die können wir dann den Geschworenen vorführen und damit rechnen, daß er freigesprochen wird«, sagte Haydon bitter. Er war wütend, nicht auf Million, sondern auf das System, wie er es schon Dr. Morton erklärt hatte. Genau das hatte er dem Arzt klarmachen wollen. Es war zum Verrücktwerden.
    »Wissen Sie«, fuhr er mit leiser Stimme fort, »wenn man die Sache aus der ethischen Perspektive betrachtet, frage ich mich, was moralisch fragwürdiger ist: zuzusehen, wie er einem Mädchen eine tödliche Dosis Tollwutviren verpaßt, die wir mit einer prophylaktischen Impfung wirkungslos machen können, oder warten, bis er noch zwei oder drei Mädchen umgebracht hat, während wir versuchen, die exakten, genauen und legal zulässigen Indizien zu sammeln, um dem Buchstaben des Gesetzes zu genügen und einen Richter und die Geschworenen zu überzeugen, daß dieser Verrückte über jeden vernünftigen Zweifel hinaus Menschen umbringt. Was mich betrifft, halte ich das für eine rhetorische Frage, auf die ich auch eine Antwort bereithalte.«
    Rings um den Tisch herrschte tiefes Schweigen.
    »Ich bin auf der Seite von Stu«, knurrte Dystal. »Scheiße, machen wir es so, wie er es vorschlägt.«
    Mercer schaute Million unverwandt an. Der Verkehr auf der Schnellstraße floß hinter seinem Profil vorbei – ein endloser Blutstrom dieser Stadt. Hält man ihn auf, wird die Stadt krank – kommt er zum Erliegen, stirbt die Stadt.
    »Okay, wir versuchen es. Leitet alles in die Wege«, entschied Mercer. »Russ, Sie versuchen Ihr Bestes, um unseren Problemen zuvorzukommen. Seien Sie mit dabei, wenn es soweit ist. Sagen Sie ihnen, wann sie Rafael Guimaraes schnappen sollen, und übernehmen Sie die ganze Zeit die Kontrolle des Einsatzes, um soviele Fallstricke wie möglich auszuschalten.« Er schaute sich in der Runde um. »Ihr müßt doch wohl alle zugeben, daß es keineswegs eine solide Sache ist. Er könnte die Nacht bei irgendeinem der Mädchen verbringen und nichts weiter tun als sich danach am Morgen die Zähne zu

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