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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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Hände unter ihre nackten Hüften und drehte sie ein wenig, so daß die Tote danach flach auf dem Rücken lag. Er prüfte an der Innenseite ihres rechten Schenkels und der Hüfte den livor mortis, nahm die Abdrücke der zerknüllten Decke auf dem verfärbten Fleisch wahr, begutachtete dann ihre Hände, die Fingernägel, die Innenseiten ihrer Arme und Handgelenke. Er nahm ein kleines Fläschchen aus seiner Tasche, kratzte ein wenig von dem getrockneten Speichel ab und nahm dann noch eine Probe aus dem Mundwinkel, wobei er die Lippen auseinanderzog und den Mund mit einer Hand offenhielt.
    Dann steckte er wieder die Hände unter den Körper und drehte die Tote mit erfahrenen Griffen um, so daß sie nun auf dem Bauch lag. Er hob das Haar hoch und betrachtete ihren Hals. Er überprüfte die Totenflecken auf der Rückseite und an dem Bein, das ausgestreckt gewesen war. Dann drehte er die Tote wieder auf den Rücken, sah sich den Hals an und schaute in ihre leblosen Augen.
    Schließlich richtete er sich auf, und seine Arme hingen schlapp an den Seiten, während er gedankenverloren die Augenbrauen hochzog.
    Aus der Tasche nahm er zwei Einweg-Thermometer und riß die Zellophanhülle ab. Dann rollte er die Tote auf die Seite und steckte das eine Thermometer in ihren Anus, um die Rektaltemperatur zu messen. Das zweite war von einer Aluminiumhülle umgeben; er steckte das spitze Ende etwa zehn Zentimeter tief unter die rechte Brust und drückte es dann mit der Handfläche der rechten Hand durch die Bauchdecke direkt in die Leber.
    Vanstraten hatte noch mehr zu tun, aber Haydon wollte nicht länger zusehen. Er trat vom Bett zurück und zog sich seine eigenen Latex-Handschuhe an. Hirsch folgte seinem Beispiel, dann durchsuchten sie die Schränke und Kommoden.
    »Sie hatte teure Garderobe«, sagte Hirsch. Er schob ein paar Kleiderbügel zur Seite und besah sich die Etiketten und durchsuchte die Taschen. »Das sind Geschäfte, von denen ich noch nie was gehört habe. Verdammt, schau dir die Schuhe an. Wie lange hat die wohl zum Anziehen gebraucht?«
    Er fuhr in seiner Arbeit fort und redete dabei mit sich selbst, während er den Schrank von oben bis unten durchsuchte. Das Gemurmel gehörte zum Programmieren von Hirschs Computer-Gehirn. Wenn er sich später an seinen Schreibtisch setzte, um den Bericht abzufassen, würde sein Computer die Informationen mit erstaunlicher Genauigkeit wiedergeben. Niemand in der ganzen Abteilung, ausgenommen vielleicht Pete Lapier, konnte Hirschs Berichte an Detailgenauigkeit übertreffen. Als Haydon begonnen hatte, mit dem jungen Kriminalbeamten zusammenzuarbeiten, war ihm das Gemurmel auf die Nerven gegangen. Inzwischen bemerkte er es kaum noch.
    In der ersten Kommode befand sich nur Unter- und Reizwäsche, aber in der obersten Schublade der zweiten Kommode entdeckte er erotische Spielsachen, und in der Schublade darunter fand er das unvermeidliche Notizbuch über die Klienten. Er steckte sich das Ringbuch in die Tasche und suchte dann weiter in der Schublade, förderte aber nichts außer Unterwäsche und Strümpfen ans Tageslicht. Dann ging er zur Badezimmertür.
    »Hast du gute Fotos geschossen, Leo – auch hier drinnen?«
    »Ja, klar.«
    Haydon ging ins Bad und nahm die Handtücher aus der Badewanne, eines nach dem anderen. Es lag nichts darunter, aber er fand lange, kastanienbraune Haare, die an den öligen, feuchten Wänden der Wanne klebten, und lockige Schamhaare in den Handtüchern und rings um den Ausfluß der Wanne. Er schaute hinter die Tür und kam dann ins Schlafzimmer zurück. Vanstraten stand neben dem Bett, zog sich die Gummihandschuhe aus und betrachtete das Mädchen. Dann blickte er auf.
    »Ich werde Proben von den Medikamenten im Bad mitnehmen«, sagte er und ging mit einem Päckchen kleiner Glasröhrchen hinüber.
    »Irgendwas in den Schränken und Kommoden?« fragte Haydon seinen Kollegen.
    »Nichts außer Kleidung und ein paar kessen kleinen Gummi- und Lederkostümen«, antwortete Hirsch.
    Die beiden gingen hinaus auf die Galerie, gerade als Mooney die Leute des Coroners und die Labortechniker hereinließ. Haydon und Hirsch schritten zur nächsten Tür und betraten das blaue Schlafzimmer. Dort setzten sie die Durchsuchung fort, in der gleichen Weise wie im roten Zimmer, und gingen dann auch noch das gelbe Zimmer durch. Keines der beiden Zimmer schien in letzter Zeit benützt worden zu sein. In den Medizinschränkchen befand sich nur das Übliche, und in den Schränken hingen nur

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