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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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und ihn auf diese Weise fixierten. Jetzt öffnete er das Maul des Setters, steckte eine Maulsperre hinein und befestigte sie auf beiden Seiten. Dann packte er die Ohren des Setters und schüttelte den Kopf, um festzustellen, ob er sicher genug eingespannt war.
    Mit einem Skalpell aus der Sammlung von Instrumenten schnitt Rafael eine Furche über den Schädel, beginnend zwischen den Augen, bis zum Hinterkopf. Dann zog er die Haut mit Pinzetten weg, schnitt sie vom Schädelknochen und legte sie über die Augen des Setters, damit kein Haar die Operation störte. Anschließend schnitt er die restlichen Muskelpartien weg, um den Schädelknochen bloßzulegen, der sich jetzt wie eine kleine, weiße Kuppel zwischen dem lachsfarbenen Muskelgewebe und der perlgrauen Lederhaut des rötlichen Fells erhob.
    Rafael überprüfte noch einmal den festen Sitz des Kopfes und nahm dann die elektrische Autopsiesäge, die von einem kleinen Motor angetrieben wurde. Die Säge war von der Größe eines Mikrofons, und an ihrer Spitze befand sich ein Sägeblatt, das vor und zurück vibrierte, sobald man den Motor anschaltete. Er schaltete den Strom ein, und die Säge summte leise. Nun drückte er das Blatt gegen die Augenhöhlen und senkte sie in einem Winkel auf den Knochen, der einen Schnitt schräg zu seiner Position entstehen ließ. Die Säge jaulte, schnitt sich aber leicht und schnell durch den Knochen. Es roch nach verbrannter Knochenmasse. Danach legte Rafael die Säge an beiden Seiten des Schädels an und machte ähnliche Schnitte, denen der abschließende Schnitt auf dem Hinterkopf folgte, so daß schließlich ein viereckiges Stück des Schädelknochens frei dalag. Mit der Spitze des Skalpells nahm er das viereckige Knochenstück weg und enthüllte die glänzende Haut, die das Gehirn schützte.
    Er legte die Instrumente, die er benützt hatte, beiseite, um zu verhindern, daß die folgende Prozedur in irgendeiner Weise infiziert wurde. Nun begann Rafael, den weißen Sack der Gehirnhaut aufzuschneiden und zu entfernen. Als das Gehirn freilag, löste er es aus dem Schädel, indem er es zuerst vorne anhob und die darunterliegenden Nervenstränge durchtrennte, dann den Gehirnstamm durchschnitt, dort, wo der Zentralnervenstrang des Rückenmarks ins Gehirn überging. Als das Gehirn freilag, hob er es mit einem hölzernen Zungenstäbchen und einer Pinzette heraus und legte es auf eine große Petrischale.
    Jetzt klappte er den blutbespritzten Gesichtsschutz nach oben und betrachtete das Gehirn. Es war nicht allzu groß, paßte bequem in seine Hand. Er hob es an, fühlte das rundliche Gewebe durch den Handschuh. Er fühlte auch die Kälte des Kühlschranks. Rafael umschloß das Gehirn mit der Hand und drückte es leicht zusammen. Als er die Hand langsam öffnete, sah er, wie die Masse kurz an dem Gummi des Handschuhs klebenblieb, dann schabte er sie mit dem Zungenstäbchen in die Petrischale.
    Anschließend wandte er sich wieder dem Hundekopf zu. Man sah nur die Schnauze, da die Augen zugedeckt waren mit dem Skalp des Hundes. Rafael hob die Haut auf allen Seiten an und legte sie zurück in die leere Höhle. Der Hund sah ihn an, körperlos, gehirnlos, passiv. Rafael nahm ein anderes, sauberes Skalpell vom Tuch und hielt es mit der rechten Hand, während er das Lid des rechten Hundeauges mit der Linken zurückzog. Er plazierte das Skalpell genau am oberen Rand des Auges und führte es mit einer raschen Bewegung hinter dem Auge vorbei, trennte so die Sehnerven und den Muskel, nahm es heraus und legte es auf den Tisch. Er beugte sich hinunter und schaute es an. Die Augen hob er immer auf. Er mußte schon vierzig Augen zu Hause haben, alle in Formaldehyd in einem Laborglas. Das hier waren besonders schöne Exemplare. Er entfernte rasch das zweite, legte beide in ein größeres Fläschchen, gab Formaldehyd dazu, verschloß die Flasche und stellte sie auf den Rand des Tisches.
    Von nun an arbeitete er rascher: Er löste den Hundekopf aus der Halterung und warf ihn in einen Abfallbeutel aus Plastik, zusammen mit dem Handtuch, damit alles verbrannt wurde. Den Beutel gab er in einen Spezialkanister, den er hinausstellte auf den Gang. Jetzt rief er den Nachtdienst an. Der Abfall würde innerhalb einer Stunde fortgeräumt und verbrannt werden. Er wischte die Oberfläche des Seziertisches mit einer Desinfektionslösung ab, dann wusch er mit Seife und warmem Wasser nach. Die Instrumente, die er benützt hatte, steckte er in die Halterung des dickbäuchigen

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