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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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hier gleich nebenan.«
    Pia schluckte. Wenn es unangenehm wurde, wurde sie also vorgeschoben.
    Er bemerkte ihr Zögern sofort: »Stimmt es, was man über dich sagt?«
    »Was denn?«
    »Es heißt, du bringst selbst einen Ytong-Stein zum Reden. Ich bin mal gespannt ...«
    Er deutete mit einer Kopfbewegung zu der zweiten Eingangstür. Noch während Pia klopfte, konnte sie seinen Blick im Nacken spüren.

5. KAPITEL
    B ettina Rohwer saß mit vor dem Oberkörper verschränkten Armen am Tisch und sah Pia starr in die Augen. Sie strahlte so viel Kooperationsbereitschaft aus wie ein Gladiator Auge in Auge mit dem Löwen. Die Todgeweihten grüßen dich ...
    Pia schätzte ihr Alter auf Anfang vierzig, war sich aber nicht ganz sicher. Bettina Rohwer war eine zierliche Frau mit erstaunlich rundlichen Hüften. Insgesamt wirkte sie sehr weiblich, betont durch ihr langes, kastanienbraunes Haar, das ihr in einer krausen Masse bis über die Schultern wogte. Ihre Haut war blass und zerknittert, der Blick ihrer Augen merkwürdig stumpf. Sie sah aus, als könnte neben ihr eine Granate einschlagen und sie würde nicht einmal zucken.
    Bettina Rohwer hatte Pias Dienstausweis etwas länger betrachtet als üblich und ihre Besucher dann in eine große, behaglich eingerichtete Küche geführt.
    Nun war Pia am Zuge, und sie spürte, dass Bettina Rohweres ihr nicht leicht zu machen gedachte. Zumindest hatte sie ihre beiden Kinder, einen etwa 13-jährigen Jungen und ein etwas jüngeres Mädchen, nach oben in ihre Zimmer geschickt.
    Unruh saß am anderen Ende des Tisches und blickte unbeteiligt aus dem Fenster.
    Pia eröffnete das Gespräch mit der Frage nach Bettina Rohwers Verhältnis zu den Ermordeten. Seichtes Vorgeplänkel erschien ihr fehl am Platz.
    »Wir waren Nachbarn, auch wenn die Häuser sehr weit auseinander stehen. Wenn man so einsam wohnt wie wir, heißt das normalerweise oft schon etwas. In unserem Fall war das Verhältnis jedoch nicht sehr gut.«
    »Warum nicht?«
    »Es hat wohl keinen Zweck, Ihnen das zu verheimlichen. Wenn Sie diesen Mordfall untersuchen, wird es Ihnen jeder gern erzählen. Die müssen das alles bis zum Erbrechen durchgehechelt haben.«
    »Wer sind ›die‹?«
    »Na, alle hier im Ort ...« Bettina Rohwer machte eine vage Handbewegung und fuhr fort: »Bis zum Oktober letzten Jahres waren mir die Benneckes völlig gleichgültig. Wir haben uns höflich gegrüßt, wenn wir uns gesehen haben, und damit hatte es sich. Dann hat Malte Bennecke meine kleine Tochter Elise mit dem Motorrad überfahren, direkt hier vor unserem Haus. Sie war noch keine zwei Jahre alt. Seitdem hasse ich die ganze Sippe!«
    Bisher hatte Bettina den Blick auf die Tischplatte gerichtet, doch als sie nun den Kopf hob, sah Pia, dass sie um ihre Beherrschung rang. Pia fühlte sich einen Augenblick wie gelähmt. Sie war zwar durch Gerlinde Kontos vorgewarnt gewesen, aber es direkt aus dem Munde der Mutter zu hören war weitaus schlimmer, als sie gedacht hatte. Ihr verzweifelterBlick sagte mehr über die Tragödie aus, als Worte es vermitteln konnten. Pia sah aus den Augenwinkeln, dass ihr Kollege nun interessiert zu ihnen hinübersah. Er war dieser Situation geschickt ausgewichen.
    »Das tut mir sehr Leid«, sagte Pia, »vor allem, weil dieser Mordfall das alles jetzt noch einmal aufwühlen wird.«
    »Haben Sie Kinder? Nein, bestimmt nicht. Was soll denn da aufgewühlt werden? Glauben Sie, ich hätte seit dem Tod meines Kindes auch nur eine Minute erlebt, in der ich nicht daran gedacht hätte? Ich werde doch jeden Tag durch tausend Kleinigkeiten an mein Kind erinnert. Jeder Gegenstand in diesem Haus, jedes Fleckchen im Garten, auf dem Hofplatz, das Stück Weg, wo es passiert ist, alles, alles, alles erinnert mich immerzu an Elise. Und wissen Sie was?« Sie musste kurz Atem holen, so sehr hatte sie sich aufgeregt. Nun redete sie leise und eindringlich: »Es ist gut. Ich will sie nicht vergessen, will mich nicht ablenken, denn hier«, sie fasste sich auf die linke Brust, dort, wo sie ihr Herz vermutete, »hier drinnen lebt sie weiter für mich. Und dieses Pack, dieser Malte Bennecke und seine kaltschnäuzige Mutter, sind nun auch tot. Ich weiß, ich sollte das in Gegenwart der Polizei nicht sagen, aber ich empfinde eine gewisse Befriedigung bei diesem Gedanken. Es ist, als gäbe es doch eine höhere Gerechtigkeit auf der Welt.«
    Pia ließ diesen letzten Satz eine Weile im Raum hängen.
    Unruh räusperte sich: »Wurde Malte Bennecke zur Rechenschaft

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