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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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und dann im Unterholz gewartet, bis Malte und Ruth Bennecke mit dem Wagen nach Hause gekommen waren. Der Täter hatte sieben Schüsse aus einer Entfernung von etwa 120 Metern abgegeben, sechs davon waren Treffer gewesen.
    Rainer Bennecke hatte sich scheinbar im Haus befunden und war hinausgelaufen, als er die ersten Schüsse hörte, dem Mörder quasi geradewegs in die Schusslinie.
    Die Patronenhülsen waren jetzt auf dem Weg zum Dezernat für Schusswaffenerkennung. Außerdem gab es einen halben Fußabdruck im Gehölz und Reifenabdrücke, die vom Wagen des Täters stammen konnten. Ein Kleinwagen mit abgefahrenen Reifen einer gebräuchlichen Marke. Die Kriminaltechniker hofften, dass sie noch weitere Spuren wie Fasern oder Haare finden würden.
    Als sich Pia und Marten voneinander verabschiedeten, war ihr klar, dass sie noch ganz am Anfang standen.

    Pia Korittki bewohnte eine Dachgeschosswohnung in einem Hinterhaus in der Lübecker Altstadt. Das Haus gehörte einer Ärztin, die mit ihrem 4-jährigen Sohn im Erdgeschoss wohnte. Im zweiten Stock wohnte ein Handwerker. Ein junger Russe, den Pia nur selten zu Gesicht bekam. Pias Wohnung unter dem Dach war klein, hatte nur ein Duschbad in der Küche und einen Gasofen im größeren der beiden Zimmer. Die Wohnung hatte jedoch den bestechenden Vorteil eines Atelierfensters in der Dachschräge, das gutes Licht zum Malen gab.
    Ihr neuestes Werk war mit Acrylfarben auf Karton gemalt und fast zwei Quadratmeter groß. Eine helle, wohl geformteHand mit roten Fingernägeln vor ultramarinblauem Hintergrund mit viel Schwarz und ein paar Tupfern Chromoxidgrün. Die Linienführung war ihr gut gelungen, das Bild strahlte eine gewisse Dynamik aus. Störend war allerdings, dass es zu der Hand keinen Körper gab.
    Ein Rentner hatte vor ein paar Wochen einen abgetrennten Arm in einem blauen Müllsack gefunden. Pia war als eine der Ersten am Fundort gewesen.
    Sie besaß noch weitere Bilder dieser Art, sie standen alle hintereinander gestapelt in einer Abseite ihrer Wohnung. Was hätte sie mit derartigen Werken auch anfangen sollen?
    Sie ging in die Küche und warf einen Blick in die angebrochene Flasche Tomatensaft im Kühlschrank. Eine Bloody Mary wäre genau das Richtige nach einem Tag wie diesem: Ein paar Vitamine, viel Pfeffer für den guten Geschmack und etwas Wodka, um einschlafen zu können.
    Kurz darauf stand sie mit dem improvisierten Cocktail an den Kühlschrank gelehnt da. Ihr Blick fiel auf ihren Anrufbeantworter. Kein Lämpchen blinkte, niemand hatte eine Nachricht für sie hinterlassen. Sie gestand es sich ungern ein, aber sie wartete auf einen Anruf von Robert.
    Nachdem sie sich am Sonntag in Missstimmung von ihm getrennt hatte, hatte er es noch nicht für nötig befunden, sich bei ihr zu melden. Die Erinnerung an ihren unterkühlten Abschied signalisierte ihrem Unterbewusstsein etwas Unerledigtes und störte ihre Konzentration. Der neue Job war belastend genug, warum zum Teufel meldete Robert sich nicht bei ihr?
    Sie waren seit zwei Jahren zusammen, wobei sich das Wort »zusammen« nur auf die Wochenenden beschränkte, an denen keiner von ihnen arbeiten musste. Kennen gelernt hatten sie sich schon früher, vor über sieben Jahren in Tarifa. Pia war sichallerdings bis heute nicht sicher, ob Robert sich an ihre erste Begegnung ebenfalls erinnerte.
    Nach dem Abitur war Pia als Au-Pair nach Frankreich gegangen. Obwohl der Job an sich sie langweilte, war sie von ihrer neu gewonnenen Freiheit und der Stadt Paris fasziniert gewesen. Die Metropole war eine grandiose Ablenkung von der drängenden Frage, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte. Als das Jahr um war, besuchten Pia ein paar Schulfreunde aus Lübeck, die auf der Durchreise nach Spanien waren. Es bedurfte nicht viel Überredungskunst, sie zum Mitfahren zu bewegen. Ihr Ziel war Tarifa, das Surfparadies im Süden Europas.
    Sie hatten dort zu siebt in zwei alten Wohnmobilen und einem VW-Bus gelebt und ihre Zeit mit Surfen, Trinken und obskuren Psychospielchen verbracht. Pia hatte von Tomaten, Knoblauch und Rotwein gelebt und ihre gesamten Ersparnisse durchgebracht. Irgendwann wollten sie dort eine Surfschule eröffnen, aber die spanische Sonne erstickte damals jedwede Aktivität, die nach Arbeit aussah, schon im Keim.
    Robert tauchte etwa ein Jahr später auf. Ein dreiwöchiger, wohl verdienter Urlaub nach einem harten Jahr Arbeit bei der Kripo in Hamburg. Für die windzerzausten, in den Tag lebenden Surfer hatte er nur milde

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