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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Kamera lächelte. Es konnte Ruth Bennecke sein, aber Pia war sich nicht ganz sicher. Zwischen der Frau auf dem Foto und der Toten, die sie gesehen hatte, lagen ungefähr 20 Jahre.
    Dann gab es Bilder von einem Kleinkind, einem Jungen bei der Einschulung, und ein sehr braves Bild eines Teenagers im Anzug, wie es zum Beispiel bei einer Konfirmation zu Stande gekommen sein konnte. Es war unverkennbar Malte Bennecke und zeigte noch einmal, dass dieser ein auf etwas ordinäre Art gut aussehender Bursche gewesen war. Er lächelte selbstbewusst in die Kamera, die blauen Augen von dunklen langen Wimpern umrahmt, der Mund voll und sinnlich. Ein Jugendlicher, der schon mit etwa 15 Jahren eine solche Ausstrahlung hatte, machte Pia nachdenklich.
    Es gab vier Fotos, die Malte Bennecke zeigten, jedoch keines, auf dem seine Schwester zu sehen war: Katrin Bennecke, die in Frankfurt lebte. Was für eine Mutter lässt eines ihrer Kinder in der Privatgalerie so vollständig außen vor?
    Pia warf einen Blick in Schubladen und Schränke. Sie sah, dass eine Menge Arbeit auf sie wartete, wenn sie sich einen Überblick über die Angelegenheiten der Benneckes verschaffen wollten.Dieser Fall hier lag anders als die Gewalttaten, mit denen die Polizei in Lübeck sich sonst beschäftigte. Wenn es diese Leute hier getroffen hatte, dann konnte es jeden treffen. Die Morde rückten einen gewaltsamen Tod in die Nähe des Wahrscheinlichen.

7. KAPITEL
    M arten Unruh saß unten im Auto. Er hatte den Motor bereits gestartet, um es sich warm zu machen.
    »So, alles gesehen? Mir reicht es für heute. Ich habe einen Wahnsinns-Hunger, mir ist kalt, und ich habe das Gefühl, ich rieche nach Kuh!«, lamentierte er, während er den Gang einlegte und vom Hof fuhr.
    »Ich musste mir das Haus ansehen«, sagte Pia entschieden. »Wie sollen wir diese Ermittlungen führen, wenn uns die Menschen hier und ihr Leben ein absolutes Rätsel sind?«
    »Die Menschen ticken doch überall gleich.«
    »Ach ja? Dann sieh dir bei Gelegenheit mal die private Fotogalerie von Ruth Bennecke an.«
    Marten Unruh blieb ihr eine Antwort schuldig. Er bog auf die Hauptstraße ab und gab Gas. Pia betrachtete ihn so unauffällig wie möglich im Halbdunkel des Fahrzeuginneren.
    Er hatte ein einprägsames Profil, eine gebogene Nase und einen hervorspringenden Adamsapfel. Von seinen Nasenflügeln zu den Mundwinkeln zogen sich zwei Linien in dem sonst noch recht glatten Gesicht. Magenprobleme? Seine Augen waren ein wenig zusammengekniffen. Pia vermutete, dass er eigentlich eine Brille brauchte, jedoch zu eitel war, eine zu tragen. Eitel und von sich eingenommen, dachte sie. Er wird alles daransetzen, sich nicht überrunden zu lassen.
    »Du hättest bestimmt lieber mit einem anderen Kollegen zusammengearbeitet?«, fragte Marten plötzlich.
    Pia zuckte zusammen, weil sie sich bei ihren Gedanken über ihn ertappt fühlte.
    »Du kannst es ruhig zugeben. Ich hätte auch lieber mit Michael Gerlach zusammengearbeitet. Das ist nicht gegen dich als Person gerichtet. Tatsache ist nur, dass du bei uns noch keine Erfahrungen sammeln konntest. Wir werden mit diesem Fall ziemlich ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. Das bedeutet in jedem Fall Druck. Ganz schön happig, wenn man gerade anfängt.«
    »Ich habe bereits die eine oder andere Erfahrung gemacht, auch und vor allem bei der Kripo. Aber da du es unbedingt wissen willst: Ja, ich hätte auch lieber mit jemand anderem gearbeitet. Einem, der weniger voreingenommen ist als du. Gibt es so jemanden in eurem Verein?«
    Pia konnte Martens Mimik im Schein der Instrumentenbeleuchtung nur schwer erkennen, aber es sah aus, als ob er lächelte. Trotz ihrer Müdigkeit erboste es sie.
    »Man hat mir schon erzählt, dass du die Konfrontation suchst. Sonst wärst du wohl auch nicht so schnell so weit gekommen ... Im Alltag zählt aber nicht nur die Theorie. Du wirst erst mal beweisen müssen, dass du auch bei der Mordkommission Ergebnisse lieferst. Wenn du gute Arbeit leistest, wirst du auch akzeptiert werden. Aber um deine Frage zu beantworten, Korittki: Nein, niemanden.«

    Pia kam erst am späten Abend nach Hause. Sie hatte noch eine viertel Stunde mit Unruh im Wagen auf dem Parkdeck gestanden, bis er ihr von den vorläufigen Ergebnissen der kriminaltechnischen Untersuchung berichtet hatte.
    Bisher gingen sie davon aus, dass der Täter mit einem Auto zum Wäldchen am ›Hof Grund‹ gefahren war. Er hatte den Wagen an einem nicht einsehbaren Ort abgestellt

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