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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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geschnitten. Das Auffälligste an der Rechtsmedizinerin waren jedoch ihre leuchtend blauen Augen, mit denen sie ihre Besucher durchdringend musterte.
    Marten schien sie schon länger zu kennen, er stellte sie und Pia kurz einander vor.
    Anke Mösing nahm die neue Kriminalkommissarin mit einem Nicken zur Kenntnis. Dann ging sie voraus in einen kleinen Raum, einer Art Schleuse, wo sie Kittel und Mundschutz anlegten. Die Medizinerin band sich eine große Plastikschürze um und zog zwei Paar Handschuhe über. Dann stieß sie die Türen zum Obduktionsraum auf wie ein Diener, der die Gäste in den Ballsaal zu einem rauschenden Fest geleitet.
    »Herr Bachmann ist heute mein Präparator«, sagte sie und nickte einem jungen Mann zu, der gerade die Leichen aus dem Kühlraum hereinrollte. Der Geruch im Sektionsbereich war nervenaufreibend: Desinfektionsmittel, Formalin und der Geruch des Todes vermischten sich zu etwas, das Pia an diesem Morgen lieber nicht eingeatmet hätte.
    Dr. Mösing sprach ein paar einleitende Sätze ins Mikrofon ihres Diktiergerätes und überprüfte noch einmal die Identität der drei Toten, die sie vor sich hatte. Der Präparator ordnete mit teilnahmslosem Gesicht die Messer und Skalpelle auf dem Instrumentenwagen. Dann zog er das Tuch von Ruth Benneckes Leiche.
    Ihr schlaffer, kalter Körper war nun den Blicken der Anwesenden preisgegeben. Pia fühlte Erbitterung in sich aufsteigen, dass diese Frau dies alles nun auch noch zu erdulden hatte. Sie zwang sich, daran zu denken, dass sie nur noch eine Hülle war, tote Materie. Sie warf einen Blick auf Marten, der äußerst konzentriert aussah. Er spürte ihren Blick und sah sie ebenfalls an:
    »Wenn dir schlecht wird, nimm die Tür da vorne ...«, sagte er.
    Pia nickte nur, denn sie hatte plötzlich Unmengen von Spucke im Mund, die sie schlucken musste.
    Ruth Benneckes Körper wurde gewogen und gemessen. Dr. Mösing untersuchte die Oberfläche ihrer Haut, ganz besonders die Ein- und Austrittswunden der Munition. Als sie mit dem großen Skalpell zum Y-Schnitt ansetzte, zwang sich Pia, sich auf ihre Notizen zu konzentrieren.
    Es wurde eine lange, anstrengende Prozedur. Immer wenn Pia von ihren Notizen aufblickte, sah sie, wie sich der Körper auf dem Tisch auf groteske Weise veränderte. Organe klatschten in die Waagschalen, Blut verteilte sich auf allen Oberflächen, der Fußboden rund um den Obduktionstisch wurde rot und rutschig. Das Schlimmste war der Gestank, der sich beim Öffnen des Magens im Raum verbreitete. Sogar die Ärztin wurde unter ihrer Bräune etwas blasser. Sie sah zu Marten und Pia hinüber und bemerkte beiläufig:
    »Was machen Sie hier eigentlich schon wieder, Unruh? Wollte Dr. Lechner Sie nicht mindestens für sechs Wochen aus dem Verkehr ziehen?«
    »Das hat er auch fast geschafft, aber seit drei Wochen bin ich wieder im Dienst.«
    »Sie sehen aber noch nicht wieder okay aus ...«, sagte sie und griff nach dem langen Messer, mit dem sie die meisten Schnitte ausführte.
    »Ich bin in Ordnung«, antwortet Marten knapp.
    Pia sah überrascht auf und wurde unfreiwillig Zeugin, wie Dr. Mösing von den inneren Organen auf dem Untersuchungstisch kleine Partien für die mikroskopische Untersuchung abschnitt. Die Geschicklichkeit und Schnelligkeit, mit der sie die feinen Schnitte ausführte, faszinierte Pia.
    Als Dr. Mösing ihren Blick auffing, lächelte sie und zwinkerte ein wenig. Pia sah verwirrt zur Seite. Leider gab es in diesem Raum nichts, auf dem ihr Blick gern länger verweilen wollte.
    Nach einem fast endlos scheinenden Vormittag konnten Pia und Marten das Institut für Rechtsmedizin wieder verlassen. Sie hatten nun die offizielle Bestätigung, dass Ruth, Rainer und Malte Bennecke an den Folgen ihrer Schussverletzungen gestorben waren.
    Rainer Bennecke hatte, nachdem er getroffen war, noch ein paar Minuten gelebt. Die anderen beiden waren sofort tot gewesen. Malte Bennecke war zum Zeitpunkt seines Todes in ausgezeichneter körperlicher Verfassung gewesen. Sein Vater hatte eine geschädigte Leber gehabt, wahrscheinlich auf Grund von Alkoholmissbrauch. Ruth Bennecke hatte sich nach der Geburt ihrer Kinder sterilisieren lassen.
    Frau Dr. Mösing hatte den wahrscheinlichen Zeitpunkt der Todesschüsse zwischen 21.30 Uhr und 23.30 Uhr am Montagabend angegeben. Die Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchungen standen allerdings noch aus.
    Im Dezernat für Schusswaffenerkennung würde noch die sichergestellteMunition untersucht werden. Frau

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