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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Inneren des Hauses stand Marten Unruh im Türrahmen und kritzelte im Stehen etwas in ein Notizbuch. Als sie eintrat, sah er auf und steckte das Buch in die Jackentasche.
    »Na denn«, er löste sich vom Türrahmen, »die Kriminaltechnikersind schon weg. Lass uns auch losfahren, wir haben auf dem Rückweg noch einiges zu besprechen.«
    »Ich möchte mir das Haus noch kurz von innen ansehen«, entgegnete Pia. Sie befürchtete, in den folgenden Tagen nicht mehr viel Gelegenheit dazu zu haben.
    »Ach, komm schon. Es ist spät und wir haben noch eine lange Fahrt vor uns. Ich erzähle dir im Auto alles, was du wissen willst«.
    »Nein, ich muss es selber sehen«, beharrte Pia, obwohl sie auf einmal zum Umfallen müde war.
    Marten konnte seinen Ärger über die Verzögerung nur schlecht vor ihr verbergen. Er kniff die Augen zusammen, sah sie kurz prüfend an, wie um zu sehen, ob Widerspruch Erfolg versprechend war, und entschied dann offensichtlich, ihr in diesem Fall ihren Willen zu lassen.
    »Also gut, sieh dich kurz um, dann haben wir es hinter uns. Du kannst dann später einen Bericht über unseren Besuch hier schreiben.« Damit drehte er sich um und ging zur Tür hinaus, die fast geräuschlos hinter ihm ins Schloss fiel.
    »Idiot!«, zischte Pia, als er gegangen war. Sie lockerte ihre verkrampften Schultern, versuchte, ihren Ärger in den Hintergrund zu schieben, und machte sich auf den Weg durch das leer stehende Haus.
    Auffällig war zunächst der Geruch, eine Mischung aus feuchten Steinen, alten Möbeln, Kuhdung und scharfen Putzmitteln. Das Mischungsverhältnis schwankte von Raum zu Raum, die Zusammensetzung blieb weitestgehend die gleiche. Der Eingangsbereich hinter der Haustür war ein schmaler dunkler Flur, an dessen rechter Seite eine Holztreppe hoch ins Obergeschoss führte. Links ging es in die Küche. Die Küche war sehr sauber und aufgeräumt, nur ein Holzbrett mit ein paar Krümeln darauf und ein leeres, benutztes Glas standen inder Nirosta-Spüle. Zwei große, hohe Fenster gingen zum Hof hinaus, dunkle Löcher, in deren Scheiben sich die Kücheneinrichtung und Pia selbst verzerrt spiegelten. Sie erschrak, als sie ein weißes Gesicht mit dunklen Schatten unter den Augen sah, und begriff, dass sie es selbst war.
    Sie warf noch einen kurzen Blick in den Kühlschrank und die große Speisekammer, die jeweils gut mit Vorräten gefüllt waren, und verließ den Raum wieder. Vor nur 24 Stunden hatte Rainer Bennecke hier wahrscheinlich sein benutztes Holzbrett abgestellt und sich auf einen ruhigen Abend vor dem Fernseher gefreut. Nun war er tot. Mit ihm seine Ehefrau und sein Sohn.
    Als sie wieder den Flur betrat, war sie unschlüssig, welche Richtung sie nun einschlagen sollte. Die Treppe, die ins Obergeschoss führte, endete in einem dunklen, muffigen Nichts. Ein kalter Lufthauch strich die Stufen herunter. Eine Tür, die nur angelehnt war, führte ins Wohnzimmer. Pia tastete nach dem Lichtschalter. Eine Deckenleuchte in 3,50 Meter Höhe tauchte den Raum in ungemütliches Licht. Es war ein Wohnraum mit wuchtiger Ledergarnitur, gruppiert um einen Couchtisch mit Onyxplatte und Schondeckchen. Eine Eiche-Rustikal-Schrankwand nahm die rechte Wand des Raumes ein. Es war wenig Persönliches zu entdecken in dem Raum, den die Benneckes während ihres Feierabends genutzt hatten. Pia hatte Mühe, sich vorzustellen, dass hier bis gestern Menschen gewohnt hatten. Die Luft roch nach dieser kurzen Zeit schon abgestanden.
    Sie erkundete noch kurz den Wirtschaftsbereich: Eine Waschküche, ein Badezimmer, die Milchkammer, ein Vorratsraum und ein Flur mit Zugang zum Stall. In der Waschküche blinkte ein rotes Lämpchen am Wäschetrockner auffordernd. Pia ging zurück in den Hauptflur und machte sich dann an den Aufstieg ins Obergeschoss.
    Oben sah sie sich nacheinander ein Schlafzimmer, zwei Zimmer, die wohl der Sohn bewohnt hatte, und eine Art Büro an.
    Der Raum, der Pias größtes Interesse weckte, war das Büro. Er unterschied sich von den anderen Zimmern, da er mit mehr Feingefühl und Liebe eingerichtet worden war als die anderen. Der Schreibtisch war alt, das Holz glänzte rötlich und eine Schreibtischunterlage aus Leder schützte die Oberfläche. Ein paar Schreibutensilien standen darauf, eine elektrische Schreibmaschine und ein paar Fotos in silbernen Rahmen. Pia betrachtete sie interessiert.
    Das erste Foto zeigte eine Frau Mitte 30 mit einem Säugling auf dem Arm, die auf einer Gartenbank im Grünen saß und in die

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