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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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eines Tages erben würde.«
    »Wer käme denn außer Ihnen sonst noch in Frage?«
    »Keine Ahnung. Aber bevor ich nicht weiß, was im Testament steht, mache ich keine Pläne.« Katrin Bennecke griff noch einmal nach der Karte und studierte die Rückseite mit den Nachspeisen.
    »Warum dieses Misstrauen?«, schaltete sich Marten in die Unterhaltung ein. »Befürchten Sie etwa, Ihre Eltern hätten alles dem Tierschutzverein hinterlassen?«
    Katrin Bennecke lachte auf: »Oh, nein. Dazu waren sie viel zu fantasielos und konservativ. Ich mache deshalb keine Pläne, weil mir diese ganze Angelegenheit zuwider ist. Am liebsten würde ich meine Tasche packen und diesem gottverlassenen Nest ein für alle Mal den Rücken kehren.«
    »Waren Sie mit Ihren Eltern zerstritten?«
    »Ich weiß zwar nicht, was Sie die letzten zwei Tage hier in Grevendorf gemacht haben, aber wenn es halbwegs dem entspricht, was ich vermute, dann kennen Sie meine Familiengeschichte. Ich war das ungeliebte Kind meiner Eltern. Malte war das Hätschelkind. Fragen Sie mich nicht, warum das so war. Mein Psychofritze nimmt ein Heidengeld von mir, aber ich bin immer noch so schlau, wie ich am Anfang war.«
    Katrin erlangte die Aufmerksamkeit der Bedienung und bestellte sich noch eine Birne Helene. Pia ertappte sich bei dem sehnsüchtigen Gedanken an Alkohol in beliebiger Erscheinungsform. Sie bestellte wie Unruh einen Espresso.
    »Wann haben Sie Ihre Familie zuletzt gesehen?«
    »Ich habe Sie zwei Mal im Jahr besucht, hauptsächlich wegen meines Vaters. Ich dachte wohl immer, da kommt noch mal was von ihm – an Zuneigung, meine ich. Lustig war das Verhältnis zu meiner Mutter. Sie mochte mich immer noch nicht, aber mein Erfolg flößte ihr mittlerweile Respekt ein. Das letzte Mal war ich im Herbst hier, um den dritten Oktober herum.«
    »War da irgendetwas anders als sonst?«
    Katrin schien einen Moment nachzudenken. Dann schüttelte sie bedauernd den Kopf.
    »Wir waren alle so nett zueinander wie immer. Sogar Malte gab sich richtig Mühe, er wollte mich nämlich anpumpen ...«
    »Wissen Sie, wofür er Geld brauchte?«, fragte Pia.
    »Für diese Höllenmaschine, die er sich kurz darauf gekauft hat, nehme ich an. Irgendwie scheint er das Geld dann doch noch aufgetrieben zu haben. Was dabei herausgekommen ist, wissen wir ja ...«, setzte sie leise hinzu.
    »Woher könnte er das Geld für das neue Motorrad denn bekommen haben?«
    »Keine Ahnung. Ersparnisse hatte er jedenfalls keine. Wahrscheinlich hat unsere Mutter es ihm zugesteckt. So war das früher jedenfalls immer ...«
    Unter dem Einfluss von zwei Gläsern Wein kamen jetzt doch ein paar verschüttete Gefühle an die Oberfläche. Katrin Bennecke sah auf einmal traurig aus.
    »Können Sie sich einen Grund vorstellen, warum Ihre Familie ermordet worden ist?«, fragte Marten Unruh in die Pause hinein.
    »Sagen Sie bloß, Sie stehen noch nicht kurz vor einer Verhaftung, Kommissar Unruh?«
    Die Bedienung kam und unterbrach die Unterhaltung für einen Moment. Katrin Bennecke betrachtete die soeben servierte Birne Helene mit kritischem Blick.
    »Wir können ja Sie verhaften«, meinte Pia mit ernstem Gesicht. »Sie haben immerhin ein Motiv.«
    »Unsinn«, entgegnete Katrin Bennecke ärgerlich, »wie hätte ich das denn bewerkstelligen sollen. Ich kann zweifelsfrei nachweisen, dass ich in Frankfurt war. Am Montagabend war ich mit einer Freundin essen. Alles nachprüfbar.«
    »Das kommt Ihnen sicher sehr gelegen. Aber bedenken Sie bitte, dass Sie es ja nicht eigenhändig getan haben müssen.«
    Katrin Bennecke starrte ihre Tischnachbarn angewidert an.
    »Wie viel bekommen Sie für den Hof, wenn Sie einen Käufer finden?«, fragte Pia unbeeindruckt weiter.
    In diesem Moment fiel die Maske überlegener Gelassenheit von Katrin Bennecke ab.
    »Ich muss mir das hier nicht anhören! Ich kann auch über meinen Anwalt mit Ihnen reden.«
    »Ja, im Kommissariat in Lübeck«, kam es von Marten Unruh zurück. Die Verbrüderungs-Zigarette war aufgeraucht, die Wirkung verpufft.
    Pia rührte in ihrem Espresso. Dann sah sie Katrin Bennecke direkt in die Augen:
    »Wer hatte einen Grund dafür, Ihre Familie zu ermorden?«
    Katrin Bennecke zuckte hilflos mit den Schultern. Sie starrte auf den See aus Schokoladensauce auf ihrem Teller, der sich langsam mit einer Haut überzog.
    »Nichts hier in Grevendorf hat wirklich Klasse«, sagte sie zusammenhanglos, »dieser Nachtisch nicht, das Hotel nicht. Das ganze verdammte Kaff ...«
    Ihre

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