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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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derzeitigen Kenntnisstand wenig Sinn, aufs Geratewohl weiterzufragen.
    Sie verabschiedete sich knapp von Jens Petersen und trat den Rückweg an.
    Rothenweide wirkte bei völliger Dunkelheit gar nicht mehr wie eine romantische Filmkulisse. Und wieso galt man hier gleich als paranoid, wenn man abends sein Tor verschloss? Da konnte ja jeder kommen, in dieser Einöde ...

    Katrin Bennecke hatte nicht gewusst, wonach sie eigentlich suchte, als sie die Regale im Arbeitszimmer abgegangen war und die Schreibtischschubladen durchwühlt hatte.
    Sie hatte den zerknitterten Umschlag aus braunem Packpapier zuerst achtlos zur Seite gelegt, dann aber doch hineingesehen. Der Inhalt des Umschlages ließ sie die Luft anhalten. In einer zierlichen weiblichen Handschrift geschrieben, enthielt der Umschlag Briefe, und beim Lesen wurden Katrin die Knie weich. Sie hatte gerade die ersten drei Schreiben überflogen, als sie das Geräusch eines Automotors hörte, das kurz darauf erstarb.
    Im ersten Moment fürchtete Katrin, ihre Mutter würde kommen und sie wegen der Briefe zur Rede stellen. Ihre tief verwurzelte Angst vor Ruth kam in unkontrollierten Momenten immer wieder hoch. Dann gewann ihre Vernunft die Oberhand und sie überlegte, wer hier abends noch auf den ›Grund‹ kommen konnte? Besucher, die noch nichts von den Morden wussten? Unwahrscheinlich. Die Polizei? Die hatten doch sicher schon längst Feierabend gemacht. Eine boshafte kleine Stimme aus ihrem Inneren flüsterte ihr zu, dass dann ja wohl nur noch einer übrig blieb: der Mörder!
    Die Autotüren schlugen zu. Kurz darauf wurde die Haustür unten geöffnet und sie vernahm zwei Stimmen, die sich leise miteinander unterhielten. Sie unterdrückte den Impuls, sich zu verkriechen oder laut zu schreien, sondern rief stattdessen:
    »Hallo, wer ist denn da?«
    »Unruh, Kriminalpolizei. Sind Sie das, Frau Bennecke?«
    Katrin stopfte die Briefe und den braunen Umschlag in ihre große Umhängetasche. Als Marten und Pia das Büro betraten, saß sie äußerlich vollkommen gelassen hinter dem Schreibtisch ihrer verstorbenen Mutter.
    »Sie sollten sich abends nicht allein hier im Haus aufhalten«,bemerkte Marten, »nach allem, was hier in den letzten Tagen passiert ist.«
    »Dieser Ort hier ist immer gottverlassen«, antwortete Katrin mit einem Achselzucken, »egal ob es Nacht ist oder Tag.«
    »Wir sind hier, um den transportablen Inhalt des Büros mitzunehmen«, sagte Pia, ohne sich anmerken zu lassen, dass die letzte Bemerkung ihr Unbehagen verursachte. Sie trug zusammengefaltete Pappkartons unter dem Arm.
    »Sind die Sachen hier drinnen nicht mein Eigentum?«, fragte Katrin, nur um ein bisschen zu provozieren, nicht weil sie hoffte, dass sie etwas ausrichten könnte.
    »Sie bleiben auch Ihr Eigentum. Wir werden das alles sichten, und wenn sich nichts Interessantes ergibt, bekommen Sie es zurück«.
    »Dann tun Sie mal Ihre Arbeit ...«, sagte sie und stemmte sich aus dem abgesessenen Bürostuhl, »ich werde ins Hotel zurückfahren und mich ein wenig frisch machen. An mir haftet noch der Geruch von Tod und Formalin.«
    »Übernachten Sie auch im ›Hotel am See‹?«
    »Bleibt mir wohl nichts anderes übrig ...«
    »Dann sollten wir heute Abend noch miteinander sprechen.«
    »Wir können meinetwegen zusammen essen. Ich habe einen Tisch für neun Uhr reserviert. Der Hotelmanager ist fast in Ohnmacht gefallen, als ich die Zeit nannte. Da geht sein Koch wohl normalerweise schon zu Bett ...«
    Marten und Pia wechselten einen Blick.
    »Das geht in Ordnung. Neun Uhr im Hotelrestaurant.«
    »Ein Arbeitsessen. Ich glaube, ich habe die Polizei bisher immer unterschätzt ...«, versetzte Katrin Bennecke anzüglich. Damit verließ sie den Raum.

    In ihrem Hotelzimmer, einem muffigen kleinen Kabuff unter Dachschrägen, stellte sich Pia erst mal unter die Dusche. Gerade als sie sich halbwegs trocken gerubbelt hatte, klingelte ihr Telefon. Sie musste erst einen Moment überlegen, wo es sich befand: in der Innentasche ihrer Jacke. Und diese lag mit den übrigen Klamotten auf dem Doppelbett.
    Der Anruf konnte nur von Robert sein, er war eigentlich schon längst überfällig. Pia spürte den ungeklärten Konflikt zwischen Robert und ihr als leises, nagendes Unbehagen, das sie die ganze Zeit begleitete. Ihr fehlte nicht nur eine Aussprache über die Zukunft ihrer Beziehung. Ihr fehlte, das gestand sie sich ungern ein, Robert an sich. Seine Stimme, der leise Spott, mit dem er gewöhnlich ihre

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