Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund
überprüft werden, von denen sich die meisten jedoch als völlig unwichtig erweisen würden. Ein Hinweis war aber dabei gewesen, dem Marten Unruh sofort nachgegangen war: Das war der Anruf der Anwältin aus Neustadt, die Malte und Ruth Bennecke am Abend des Mordes in Neustadt getroffen hatten. Die Anwältin hatte auf Unruhs Nachfrage hin angegeben, dass die Benneckes tatsächlich wegen einer Rechtsberatung bei ihr gewesen seien.
Unruh hatte erfahren, dass es bei dem Gespräch um ein größeres Grundstück, das nach jüngstem Beschluss in Bauland umgewandelt werde sollte, gegangen war. Die Benneckes beanspruchten dieses Grundstück für sich, während es laut Grundbucheintragung im Besitz ihrer Nachbarn war.
Pia zuckte zusammen, als der Name Suhr in diesem Zusammenhangfiel. Das Land sollte in Parzellen aufgeteilt werden, die als Baugrundstücke zwischen 20.000 und 40.000 Euro verkauft werden konnten. Insgesamt sollten es 10 bis 14 Baugrundstücke werden, je nach Größe. Pia sah förmlich, wie jeder der Anwesenden kurz die Summe überschlug, die dieses Land in Kürze wert sein würde. Da lohnte es sich schon mal, eine Anwältin zu konsultieren. Diese hatte sich jedoch weder über die Aussichten der Benneckes bei einem Rechtsstreit geäußert, noch hatte sie erklärt, worauf sich der Anspruch der Benneckes eigentlich berief.
Marten Unruh ließ diese Geschichte erst einmal so im Raum stehen und forderte Pia auf, über ihre letzten Gespräche zu referieren. Als sie von Agnes Kontos, Petra Suhr, Verena Lange und Jens Petersen berichtet hatte, zögerte sie einen Moment.
»Ich glaube, wir haben bei Katrin Bennecke noch etwas übersehen: Ich kann mich täuschen, aber als wir sie im Büro ihrer Mutter überrascht haben, schien es mir, als hätte sie etwas vor uns versteckt.«
»Mir ist nichts aufgefallen«, bemerkte Marten verstimmt, »was soll das denn gewesen sein?«
Pia zuckte mit den Schultern. Es war nur ein flüchtiger Eindruck gewesen.
»Ich bin mir nicht sicher, aber ich wollte sie noch mal damit konfrontieren. Ist doch möglich, dass sie Beweismaterial zurückhält.«
»Aller Wahrscheinlichkeit nach täuschst du dich. Aber wenn es sein muss, frag sie halt danach.«
»Genau das habe ich vor.«
Marten ging nicht weiter darauf ein. Er bestimmte, dass Pia mit ihm gemeinsam die Försters befragen würde und anschließend Freunde von Malte Bennecke ausfindig machen sollte. Er teilte auch den übrigen Kollegen ihre Aufgaben zu. Unter anderemmussten sie schnellstmöglich die Tatwaffe finden, die sich wieder in irgendeinem Waffenschrank, aber auch auf dem Grund des Grevendorfer Sees befinden konnte. Außerdem musste nach dem Auto gefahndet werden, das die Reifenspuren am Tatort hinterlassen hatte. Wenn der Mörder mit dem Wagen zum ›Grund‹ gefahren war, dann musste sich auch das verwendete Auto irgendwo befinden. Bisher passten die Reifenspuren jedoch zu keinem der Fahrzeuge, die von den Menschen in der näheren Umgebung des Tatortes gefahren wurden. Das hieß, dass die Polizei sich auch um gestohlen gemeldete Autos und Mietwagen kümmern musste.
Außerdem waren da noch die privaten Papiere der Benneckes, die gesichtet werden mussten. Gespräche mit Geschäftspartnern der Benneckes und der Bank standen an.
Jeder der fünf Kriminalbeamten verließ den Besprechungsraum mit einer ansehnlichen Anzahl von Aufgaben. Einzig Marten Unruh selbst schien sich den Rücken freizuhalten. Nach dem Gespräch mit den Försters wollte er zurück nach Lübeck fahren.
Pia bereitete der Verlauf, den die Ermittlungen nahmen, ein hohles Gefühl im Magen. Der erste Eindruck, der Täter müsste im näheren Umfeld der Benneckes zu finden sein, trog vielleicht. Wenn sowohl die Tatwaffe als auch das Fahrzeug verschwunden blieben, sprach einiges für einen Täter von außerhalb. Das bedeutete, beinahe jeder, Alibi und Schießkünste hin oder her, konnte diesen Mord in Auftrag gegeben haben. Was am Anfang so einleuchtend schien – eine Beziehungstat mit einem Gewehr, das der Täter im Schrank stehen hatte –, konnte sie durchaus in eine Sackgasse führen. Und die Zeit lief ...
Vorerst half aber vielleicht auch ein Brötchen aus dem Speisesaal gegen dieses Gefühl.
15. KAPITEL
N icht schlecht. Zumindest dann, wenn man auf so altes Zeug steht ...«, murmelte Marten Unruh, als sie durch das Torhaus von Rothenweide fuhren.
»Lächeln ...«, meinte Pia, als sie an den Kameras vorbeikamen. Sie hatte Marten Unruh von Petersens
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