Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund
Unmutsäußerungen kommentierte. Die Sicherheit, die er ausstrahlte, und die Gewissheit, in ein paar Tagen wieder in seinen Armen zu liegen. Sie schaffte es, nach dem vierten Klingeln das Gespräch anzunehmen.
Es war ihre Mutter, Anna Liebig, die acht Jahre nach Pias Geburt ihren Nachnamen Korittki gegen den ihres neuen Ehemannes, Günther Liebig, getauscht hatte. Pia war enttäuscht und erleichtert zugleich.
»Ach du bist es, Anna.«
»Pia, du bist so außer Atem. Wo befindest du dich eigentlich?«
»In einem Hotel in Grevendorf, Ostholstein. Wir ermitteln hier am Ort in einem Mordfall. Ich hab viel zu tun, deshalb habe ich mich auch noch nicht gemeldet.«
»Na wunderbar. Bist du wenigstens in netter Gesellschaft?«
»Es geht. Reizende Kollegen, sture Zeugen und jemand, der gerade drei Menschen umgebracht hat.«
»Sei bloß nicht gleich wieder so zynisch, Pia. Ich interessiere mich für dein Leben. Ehrlich gesagt, mache ich mir etwas Sorgen um dich ...«
»Wieso das denn?«
»Nele hat gesagt, du siehst schlecht aus und du hättest Probleme mit deinen neuen Kollegen.«
Pia hatte ihre Halbschwester, Nele Liebig, zufällig am Sonntagabend vor ihrem Haus getroffen. Sie waren zusammen etwas trinken gegangen. Pia hatte ein paar Andeutungen über Robert und ihren Job fallen gelassen. Ein taktischer Fehler unter Einfluss von ein paar Gläsern Bier am frühen Abend. Nele hatte die vertraulichen Bemerkungen scheinbar sofort an ihre Mutter weitergegeben. Das Verhältnis zwischen Pia und Nele war die ganze Kindheit hindurch von Eifersucht und Misstrauen geprägt gewesen. Auch als Erwachsene hielt Nele Pia auf Abstand. Pia konnte jedoch auch nicht behaupten, dass sie das Leben ihrer Schwester mit liebevoller Besorgnis verfolgte. Zu viele Liebhaber, Bewunderer, Verflossene und Zukünftige scharwenzelten um Nele herum. Jedenfalls, wenn man ihrem Gerede Glauben schenken konnte. Sie studierte und jobbte nebenbei als Fotomodel. Der Traum ihrer Mutter! Pias Wunsch, zur Polizei zu gehen, war ihrer Mutter hingegen von Anfang an völlig unverständlich gewesen. Wenn Anna Liebig mal nicht über Pias Job herzog, machte sie spitze Bemerkungen über ihren Freund Robert Voss, der in ihren Augen ein Blender war. Es sah gut aus, hatte gute Manieren, aber keine guten Absichten.
»Hast du mal wieder was von Robert gehört?«, kam es dann auch prompt von ihr.
»Wir haben uns Sonntag zuletzt gesehen. Wie du weißt, sehen wir uns nur an den Wochenenden«, antwortete Pia gezwungen.
»Ich weiß, ich weiß. Ihr braucht euren Freiraum. Ich an deiner Stelle ...«
»Ich weiß, Anna, du hättest ihn längst in die Wüste geschicktund einen der vielen anderen Anwärter ausprobiert«, antwortete Pia entnervt.
Mittlerweile wurde ihr ziemlich kalt, weil sie nur mit einem Handtuch umwickelt auf dem Bett lag. Außerdem fand sie bei näherer Betrachtung die Tagesdecke ekelig. Ihre Mutter seufzte:
»Es gibt weiß Gott andere Männer, die sich darum reißen würden, dich näher kennen zu lernen. Wenn du nur nicht so stur und verbissen den ganzen Tag irgendwelchen Verbrechern hinterherjagen würdest ...«
Pia setzte sich auf dem Bett auf und suchte in ihren Klamotten nach etwas, das sie sich mit einer Hand überziehen könnte.
»Ich muss jetzt Schluss machen, Anna«, sagte sie nach einer kleinen Pause, »ich will noch ein bisschen Jagen gehen. Mit einem sehr charmanten Kollegen übrigens.«
»Ach ja? Wie ist er denn so?«
»Wenn er fünf Zentimeter größer wäre, wäre er drei Zentimeter größer als ich.«
14. KAPITEL
P ia Korittki, Marten Unruh und Katrin Bennecke trafen fast zur gleichen Zeit im Hotelrestaurant ein. Das Abendessen versprach, in eisiger Atmosphäre stattzufinden. Als Ausgleich dafür, dass sich niemand von ihnen von der Gesellschaft der anderen Vergnügen versprach, wählten sie alle ein kalorienreiches, gutbürgerliches Gericht auf der Speisekarte aus; Katrin Bennecke bestellte Wein dazu, Pia und Marten Wasser. Das gehaltvolle Essen dämpfte die Missstimmung am Tisch. Die beiläufige Geste, mit der Unruh Katrin Bennecke nach dem Essen Feuer gab, sah fast freundschaftlich aus.
»Was werden Sie mit dem Hof Grund tun?«, fragte Pia, um jedwede Verbrüderung mit dem Feind im Keim zu ersticken.
Katrin Bennecke versteifte sich sofort wieder. »Ist es denn schon sicher, dass ich die Erbin bin? Meine Eltern haben mich über die Pläne für die Zeit nach ihrem Tod immer im Unklaren gelassen. Ich ging davon aus, dass Malte den Hof
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