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Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)

Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)

Titel: Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Dean
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vollkommen normal. Und trotzdem verursachte dieser Anblick eine gewisse Furcht in mir. Ich musste mich vom Fenster abwenden.
    Dann entdeckte ich etwas anderes. Ich bückte auf den Flügel schräg gegenüber und sah, dass hinter den drei hohen Fenstern im ersten Stock Licht brannte. So weit ich wusste, lagen dort die Räume, die einst Peggy bewohnte. Seit ihrem Tod wurden sie nicht mehr benutzt. Doch nun brannte dort Licht!
    Entschlossen machte ich mich auf den Weg dorthin. Meine aufgekommene Neugier besiegte die Furcht, die ich anfangs empfunden hatte. Die Flure waren düster und menschenleer. Ich schaltete nirgendwo Licht an. Der Schimmer, der von draußen durch die hohen Flurfenster fiel, reichte aus um mich orientieren zu können.
    Dann stand ich vor meinem Ziel. Deutlich sah ich den schmalen Lichtstreifen unten am Boden. Ich streckte die Hand nach der Klinke aus. Wild hämmerte mein Herz. Augenblicke lang dachte ich daran, mein Vorhaben aufzugeben und einfach wegzulaufen. Aber das Verlangen hinter ein Geheimnis zu kommen, war doch viel zu stark.
    Mit einem Ruck riss ich die Tür auf und - erstarrte. Dort am Schreibtisch stand Miriam! Sie starrte mich an wie einen Geist.
    »Miriam – du?«, stieß ich hervor. »Ich denke, du bist in London. Wo ist Ken? Ich dachte, ihr wolltet erst Montag zurückkommen?«
    Sie fing sich rasch.
    »Oh, ich hatte einige Papiere vergessen«, erklärte sie mir hastig. Sie trug einen dunklen Umhang. Bei ihrer Abreise hatte sie diesen, nach meiner Erinnerung, nicht angehabt. »Ich bin auch gleich wieder weg. Ich habe mich - ähm - herfahren lassen. Der Wagen wartet.«
    Ich musterte sie. Irgendwie wirkte sie anders als heute Nachmittag. Sie sah auch viel blasser aus. Und war sie nicht bei der Abreise stärker geschminkt gewesen?
    Viel Zeit blieb mir nicht für meine Betrachtungen. Sie nickte mir zu und verschwand im Nebenzimmer. Eine Weile wartete ich auf ihre Rückkehr. Dann folgte ich ihr nach und stellte ebenso entsetzt wie überrascht fest, dass der Nebenraum leer war. Es gab dort keinen Ausgang, nur eine Tür, die, wie ich gleich darauf feststellte, ins Badezimmer führte. Auch dort war niemand.
    »Miriam?«, rief ich halblaut. »Miriam, wo steckst du denn? Was ist das für ein Spiel?«
    Da vermeinte ich, ein fernes klingelndes Lachen zu hören. Und dann war es still. Totenstill. Plötzlich ergriff mich wilde Panik. Ich drehte mich auf dem Absatz um und floh aus diesen Räumen.
    Auf dem Flur stieß ich mit jemandem zusammen und brachte es nicht fertig, einen Schrei zu unterdrücken. Es flammte Licht auf.
    »Ich habe Sie überall gesucht, Miss Morrison«, sagte eines der Hausmädchen, ganz weiß vor Schreck über diesen Schrei. »Sie werden am Telefon verlangt.«
    »Wer ist es denn?«
    »Mrs. Landsbury.«
    Da überfiel mich das Grauen. Mir wurde fast schwindelig. Während ich neben dem Mädchen herging, versuchte ich mich zu fassen. War ich verrückt und einer Täuschung erlegen. Aber nein, ich kann mich auf meine Augen verlassen!
    Meine Hand zitterte, als ich den Hörer hochnahm. »Kate, ich dachte schon, es ist etwas passiert«, hörte ich Miriam sagen. Ich schloss die Augen. Meine Hand umkrampfte den Hörer.
    »Nein, nein«, sagte ich, um eiserne Ruhe bemüht, »es ist nichts passiert.«
    »Aber du klingst komisch. Wo hast du denn gesteckt?«
    »Ich erzähle es dir, wenn du zurück bist«, sagte ich würgend. »Es ist alles in Ordnung.«
    »Dann bin ich beruhigt«, sagte sie erleichtert. »Deshalb rief ich auch an. Ich muss auch gleich wieder in den Speisesaal zurück. Wir dinieren mit interessanten Leuten. Darüber später mehr. Machs gut, dann, Kate. Und grüß die Kinder von uns.«
    Sie legte auf, und ich lehnte mich mit dem Rücken zur Wand. Wer war mir begegnet? Peggys Geist?
     
    *
     
    In dieser Nacht fand ich kaum Schlaf. Draußen tobte ein Sturm, der alles noch viel unheimlicher wirken ließ. Ich hatte die Tür verriegelt, lag mit aufgerissenen Augen auf dem Rücken und lauschte den vielfältigen Geräuschen. Mal war es ein Ächzen, ein Stöhnen, dann wieder ein Wimmern. Hin und wieder klapperten dürre Äste wie Totengebein an das Fenster meines Zimmers. Eine grauenvolle Nacht!
    Erst in der Morgendämmerung schlummerte ich ein wenig ein und erwachte von einem Klopfen an meiner Tür. Es war ein Dienstmädchen. Das Frühstück sei bereit.
    Müde und unausgeschlafen, wohl auch etwas zerknittert, erschien ich am Frühstückstisch. Miss Baxter und die Kinder waren bereits

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