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Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)

Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)

Titel: Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Dean
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Oder denkst du, wir würden annehmen, du seist deshalb bei uns untergekrochen?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte ich ziemlich nüchtern. »Ganz freiwillig bin ich ja nun auch wieder nicht hier. Doch bin ich hier auf Dinge gestoßen, die zu erforschen für mich sehr interessant sind.«
    »Ach, und um welche Dinge handelt es sich?«, fragte Ken.
    »Vielleicht um Hirngespinste, um böse Streiche. Was weiß ich.«
    Ich streifte Miriam mit einem aufmerksamen Blick. Ihr Gesicht wirkte sogar unter der Schminke fahl. Der Beweis, dass sie etwas verbarg. Vor mir sicher. Vor Ken auch? Vielleicht vor der ganzen Welt? Noch wusste ich es nicht. Aber ich wollte es herausfinden. Ich musste und würde es herausfinden. Der Nervenkitzel war ein unbeschreiblicher Genuss für mich. An eine mögliche Gefahr dachte ich nicht. Das war mein Fehler.
     
     
    *
     
    Mir entging nicht, dass Miriam mich belauerte. Sie bemühte sich zwar um Gelassenheit. Die aber nahm ich ihr nicht ab. Sie war nervös geworden. Der Gedanke, auch sie konnte ein Opfer dieser unheimlichen Geschehnisse sein, kam mir nicht.
    Mir fiel an Miriam auf, dass ihr das Hausfrauendasein Schwierigkeiten bereitete. Dazu muss ich sagen, dass man sich keine Hausfrau im üblichen Sinne vorstellen muss. Eine Lady der Gesellschaft, wie Miriam eine war, hatte es natürlich nicht nötig, vor dem Herd zu stehen oder einen Staubsauger in die Hand zu nehmen.
    Die Pflichten lagen auf ganz anderer Ebene. Dazu gehörte es für das Unternehmen Lancester zu repräsentieren, Einladungen zu geben und diese vorher auch zu planen, sich an Wohltätigkeitsveranstaltungen zu beteiligen, also kurz, fast so zu leben wie ein Mitglied der Royals. Die Lancesters waren immerhin weitläufig mit der königlichen Familie verwandt. Doch mit all diesem schien Miriam nichts anfangen zu können. Sie zeigte sich in dieser Hinsicht äußerst lustlos. Unfreiwillig belauschte ich, wie Kendal sich beschwerte.
    Ich war gerade aus der Bibliothek gekommen und hatte mir ein Buch geholt. Dabei musste ich am großen Salon vorbei. Die Tür war nur leicht angelehnt, und ich verstand jedes Wort, das hinter dieser Tür gesprochen wurde.
    »Ich verstehe dich nicht mehr, Miriam«, hörte ich meinen Verwandten sagen. »Du kümmerst dich um gar nichts mehr. Wir hätten längst Lord Barnebury und seine Gattin einladen sollen. Es ist wichtig für die Firma.«
    »Die Firma«, hörte ich Miriam antworten. »Was geht mich das an? Wozu bist du denn da?«
    Gut und deutlich konnte ich mir jetzt Kendals fassungslose Miene vorstellen.
    »Aber Miriam - es ist nicht meine Firma. Es ist die der Familie Lancester, deren Haupterbin du bist. Manchmal kommt es mir so vor, als hättest du das vergessen. Das war doch früher nicht so.«
    Augenblicke herrschte Schweigen. Ich spürte die ungeheure Spannung, die jetzt in diesem Raum bestehen musste.
    Dann hörte ich Miriams klingelndes Lachen. Ich weiß nicht, wie es klang. Es klang perlig, klang wie ein Glöckchen. Mir persönlich aber jagte es einen Schauer über den Rücken.
    »Darling, wir verändern uns eben«, sagte sie schmeichelnd. »Wir werden älter und bleiben niemals gleich.«
    »Das mag ja richtig sein«, konterte Ken. »Aber es ist nicht gut, wenn diese Entwicklung nach rückwärts verläuft. Oder beabsichtigst du vielleicht, auf den Spuren deiner Schwester zu wandeln. Die hat ...«
    »Lass Peggy aus dem Spiel!«, schrie Miriam plötzlich. Ihre Stimme klang so, als wäre Miriam völlig außer sich. »Peggy ist tot, verdammt. Sie wird immer tot bleiben. Hörst du? Hast du das endlich begriffen?«
    Ich hielt es für angebracht nun einzuschreiten. Meine Befürchtung war, dass der Streit eskalieren konnte. Also wagte ich es, leise anzuklopfen. Schließlich, nachdem niemand reagierte, öffnete ich die Tür.
    »Oh!« rief ich leichthin. »Ich hoffe doch, ich störe nicht?«
    »Nein, ganz und gar nicht.« Ken kam mir ein paar Schritte entgegen. Mir schien, als hätte ihn mein Eintritt erleichtert.
    »Stehst du schon länger da draußen?« wollte Miriam wissen.
    »Ich kam gerade von der Bibliothek«, antwortete ich. Das Buch unter meinem Arm bewies, dass ich die Wahrheit sagte. »Ich hörte eure Stimmen. Sie waren laut. Ich konnte nichts verstehen. Aber - es tut mir leid, wenn ich es sage - es hörte sich nach einem Streit an?«
    Mehr eine Frage als eine Feststellung. Miriam kam auf mich zu. Ihr schönes Gesicht war mir plötzlich fremd. Die Augen wirkten sehr schmal. Es schien ein Glitzern in

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