Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)
dann fiel mir das veränderte Verhalten auf, das die angebliche Miriam zeigte. Sie hatte plötzlich ganz andere Gewohnheiten. Und dann kam der Rausschmiss. Das hätte Miriam niemals getan. Ich hätte es nie in Erfahrung gebracht, würde sie mich nicht besucht haben.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht«, murmelte ich.
»Warum ist sie denn nicht einfach zur Polizei gegangen?«
»Ich kann mir denken, warum sie das nicht tun konnte«, schaltete sich Ronald ein, »Sie war sozusagen aus dem Irrenhaus entsprungen. Wer hätte ihr Glauben schenken können.«
»Eben«, sagte Milly. »Im Sanatorium habe ich erfahren, dass diese Patientin schon sehr lange vorher dort gewesen sein soll.«
»Vielleicht handelt es sich wirklich um eine Verrückte, die sich das alles nur einbildet. Immerhin geht es um ein Vermögen, oder nicht?«
»Das dachte ich anfangs auch«, pflichtete Milly mir bei. »Doch so viele Einzelheiten aus unseren gemeinsamen Tagen konnte eine Fremde unmöglich gewusst haben.«
»Dann müssen Sie eben den Mund aufmachen, Milly!«
»Oh, nichts würde ich lieber tun. Aber die falsche Miriam würde alles daransetzen, mich zu einer Komplicin zu stempeln. Rache, würde sie behaupten, denn sie hat mich ja rausgeworfen. Für die Frau im Schloss würde ich mit einer Betrügerin unter einer Decke stecken und Miriam würde wieder im Irrenhaus verschwinden.«
»Also wollen Sie Miriam hier, was weiß ich wielange, verstecken?«
»Miriam hatte von Peggy erfahren, dass es irgendeinen dunklen Punkt bei den Lancesters gegeben haben musste. Etwas, das im Zusammenhang mit diesem Sanatorium stand. Doch worum es genau ging, erfuhr sie nicht mehr, denn dann landete sie ja selbst dort und war tagelang unfähig, etwas zu tun, geschweige denn, sich zu wehren. Über diesen dunklen Punkt muss es Aufzeichnungen geben.«
»Die vielleicht schon für immer verschwunden sind?«, vermutete ich.
»Nein«, sagte Milly. »Miriam hielt diese Papiere einmal in den Händen, wurde jedoch gestört, noch ehe sie sie hatte studieren können. Sie hatte diese Papiere bei Peggy gefunden und damals in Hast und Eile in ein Buch gesteckt, an dessen Titel sie sich nicht mehr erinnern kann.«
Mir wurde klar, dass ich in jener Nacht tatsächlich Miriam gesehen hatte, die nach diesen geheimnisvollen Papieren suchte. Auch Milly suchte danach. Und die falsche Miriam selbst, denn anhand dieser Papiere ließen sich wohl schlagende Beweise erbringen.
»Bitte, Miss Kate, helfen Sie uns noch einmal!«, flehte mich Milly an. »Sie sind doch auf dem Schloss. Suchen Sie nach diesen Papieren. Was könnte Ihnen dabei schon geschehen?«
»Ich würde es gern tun«, sagte ich. »Aber ich fürchte, ich habe mich bereits zu verdächtig gemacht. Jedenfalls kommt es mir vor, dass diese Frau, wer immer sie sein mag, bereits Verdacht geschöpft hat. Sie drängt auf meine Abreise. Ich verstehe jetzt natürlich, warum sie das tut. Sie sieht in mir eine Gefahr. Sie lässt mich jetzt schon keine Minute aus den Augen.«
»Dann müssen wir sie eben irgendwie weglocken«, schlug Milly vor. »Dazu wird mir etwas einfallen. Sicher ist, dass wir Beweise haben müssen, was es mit der Sanatoriumsgeschichte und den Lancesters auf sich hat. Dann kann man den Stern erneut ins Rollen bringen.«
Wir zerbrachen uns die Köpfe, wo des Rätsels Lösung liegen mochte. Aber wir kamen einfach nicht weiter. Natürlich fragten wir uns, wer wohl die Frau sein mochte, die angeblich so viele Jahre im James-Sanatorium zugebracht hatte und an deren Stelle offensichtlich Miriam getreten war?
»Es könnte doch sein, dass es sich bei ihr um die Tote handelt, die in der Schlossgruft liegt?« vermutete Ronald.
»Milly, mir fällt ein, Sie sagten etwas von einem Sarg, der ins Schloss gebracht wurde. Was haben Sie beobachtet?«
»Es war in der Nacht, in der die angebliche Peggy starb«, berichtete Milly. »Schräg hinter dem Rondell, am Seiteneingang, hielt mitten in der Nacht ein Auto. Ich schlief in jener Nacht schlecht, weil Miriam noch nicht zurück war. Ich konnte sie auch telefonisch in London nicht erreichen und sorgte mich ein wenig. Obwohl, es war Unsinn. Miriam war bei ihrer Cousine bestens aufgehoben.«
»Sie sagten, es habe sich um einen Sarg gehandelt?«
»Genau konnte ich es nicht erkennen. Aber ich bin mir sicher, es war ein sargähnliches Gebilde, das ins Schloss getragen wurde. Eine Zeit darauf trug man das Ding wieder hinaus, lud es ein und der Wagen verschwand. Ich
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