Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
Vom Netzwerk:
Register.«
    »Oh ja, Leon kann ziemlich ungemütlich werden, wenn er sauer ist. Das letzte Mal ist aber schon ’ne Weile her, jedenfalls soviel ich weiß. Ich hab ihn immer im Visier, aber er macht sich so rar, dass ich mich schon frage, ob der alte Leon am Ende gar clean geworden ist. Andererseits müsste er dafür erst mal einen Job bekommen.«
    »Wir haben gehört, dass Morris Tilley – auch unter dem Spitznamen Toof bekannt – mit einem Ureinwohner rumhängt. Indianername wie Black Cloud oder so.«
    »Sie meinen Black Fly wie Kriebelmücke?«, lachte Clegg. »Davon haben wir derzeit ’ne Menge.«
    »Black Cloud oder so ähnlich.«
    »Ach, ich weiß, wen Sie meinen. Letztes Jahr hat es da einen Kerl namens Red Bear gegeben, der sich regelmäßig in der Stadt blicken ließ. So ’n Eso-Typ. Hat den Leuten die Karten gelesen und solche Sachen. Ein Schamane – nennt man die nicht so? Vor ein paar Monaten habe ich ihn in Reed’s Falls gesehen, zusammen mit ein paar anderen Jungs – nicht Leon. War sowieso nur auf der Durchfahrt – Reed’s Falls ist OPP-Territorium. Er stammt aus dem Red-Lake-Reservat, hab ich mir sagen lassen. Hilft Ihnen das irgendwie weiter?«
    »Klar«, sagte Cardinal. »Bis jetzt wissen wir noch gar nichts über ihn.«
    »Tut mir leid, dass ich auch nicht mehr weiß. Bin nicht hier, um auf diese kleinen Fische zu achten.«
    »Aber Sie haben Ihre Quellen bei den Riders, richtig?«, fragte Cardinal.
    »Ich hab Quellen, die mir manchmal was über die Riders verraten. Ich denke, wir formulieren es am besten so.«
    »Und was können Sie uns über die Riders sagen?«, hakte Cardinal nach. »Wir haben einen toten Viking Rider und einen toten Zivilisten, der damit zusammenhängt. Und wir haben Grund zu der Annahme, dass wir es bald mit einem dritten Opfer zu tun haben werden.«
    »Tatsächlich? Wer ist denn der Nächste auf der Trefferliste?«, fragte Clegg.
    Cardinal verwünschte sich im Stillen. »Ich meinte nur, der oder die Mörder halten sich derzeit ran und töten vermutlich bald ein drittes Opfer.«
    Clegg überlegte einen Moment.
    »Alles, was Ihnen einfällt«, sagte Delorme. »Die Riders reden nicht, die Junkies wissen nichts, und wir haben wirklich keinen leichten Stand.«
    »In Ordnung. Das wird zwar eine mittlere Panik auslösen, aber ich glaube nicht, dass deshalb meine Informanten auffliegen. Was würden Sie davon halten, wenn ich Ihnen sage, wo Wombat zuletzt lebendig gesehen wurde?«

36
     
    S ie stellten am Haus der Riders am French River Wachposten ab: zwei heftig von Kriebelmücken geplagte Fischer in einem kleinen Boot und zwei Telefontechniker auf einem Mast, die es noch schlimmer erwischte. Sie hielten vier Stunden Ausschau und sahen niemanden das Haus betreten oder verlassen. Es waren keine Motorräder oder Autos davor geparkt.
    Dennoch waren sie gewappnet. Vier Wagen, die Spurensuche nicht eingeschlossen, und alle mit Gewehren und kugelsicheren Westen. Sie schwitzten wie die Schweine. Nachdem sie die Tür aufgebrochen hatten, vergewisserten sie sich, dass das Haus leer war. Als sie fertig waren, standen sie noch eine Weile in der wie von Profis perfekt geputzten Küche. Geräte, Spülstein und Arbeitsplatten waren blitzblank.
    »Die Jungs dürfen jederzeit meine Hausarbeit übernehmen«, sagte Delorme. »Solange ich selbst nicht da bin.«
    Das Haus wurde offensichtlich nicht bewohnt, nicht einmal vorübergehend. Es gab drei Schlafzimmer, spärlich und billig eingerichtet und mit Feldbetten bestückt, die aus ausrangierten Armeebeständen stammen mochten. Kleider- und Geschirrschränke waren leer und stanken nach Putzmittel. Die Parkettböden hatten Kerben und Schrammen, die schwere Stiefel hinterlassen hatten. Nach eingehender Prüfung stellten sie fest, dass die Gläser, Becher und Dosen, die sie im Kühlschrank fanden, tatsächlich nichts anderes als Marmelade, Joghurt und Currypaste enthielten.
    Cardinal ging in den Keller. Er roch den See und den Fluss, als ob ihm die Kraft des klaren, blauen Wassers und der schäumenden weißen Wellen entgegenschlüge, durchsetztmit dem Geruch nach Zement und Abflussrohren. Er schaute unter die Treppe wie auch unter und in die verstaubten Geräte, die Waschmaschine und den Trockner. Ein Terrain aus Moder, Spinnweben und Staub.
    Die einzige Ausbeute in einer Ikea-Kommode war ein einsames dunkelblaues T-Shirt, auf dessen Rückseite die Großbuchstaben NYPD – New York Police Department – prangten.
    »Die haben zumindest Sinn für

Weitere Kostenlose Bücher